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Münnerstadt
Fit für ein ganz normales Leben
Das erste Schulhalbjahr der Berufsintegrationsklasse am Münnerstädter BBZ neigt sich dem Ende entgegen.
Quaseem Ramdad, Ahmad Sosan, Mohammed Allaham und Lehrer Philipp Oberhagemann (von links) beteiten die Kästchen für Karteikarten zum Vokabellernen vor.  Foto: Thomas Malz       -  Quaseem Ramdad, Ahmad Sosan, Mohammed Allaham und Lehrer Philipp Oberhagemann (von links) beteiten die Kästchen für Karteikarten zum Vokabellernen vor.  Foto: Thomas Malz
| Quaseem Ramdad, Ahmad Sosan, Mohammed Allaham und Lehrer Philipp Oberhagemann (von links) beteiten die Kästchen für Karteikarten zum Vokabellernen vor. Foto: Thomas Malz
Thomas Malz
 |  aktualisiert: 19.08.2022 22:55 Uhr
Die neuen Schülerinnen und Schüler fühlen sich wohl und werden als Bereicherung angesehen. Inzwischen gehören sie zum Berfufsbildungszentrum wie die Schüler und Studierenden der anderen sechs Schulen auch. Mittendrin im Geschehen sind seit einem halben Jahr die Schülerinnen und Schüler der ersten Berufsintegrationsklasse am BBZ. Sie haben Fortschritte gemacht. "Bei manchen geht es ganz rasant, bei anderen dauert es etwas länger", sagt Klassenleiterin Melanie Karch. "Die Guten haben eine enorme Strahlkraft", fügt Georg Gißler, zuständig für die Staatlichen Berufsfachschulen und die Berufsintegrationsklassen am BBZ, hinzu.


Einen Test bestehen

Der Schwerpunkt lag von Anfang an auf unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, für die es in Münnerstadt zwei Unterkünfte gibt. Im Laufe der Zeit werden einige von ihnen natürlich volljährig, ziehen dann aus. Erwachsene werden ebenfalls unterrichtet. "Grundvoraussetzung für die Aufnahme in eine Integrationsklasse ist, dass sie alphabetisiert sind", erläutert Georg Gißler. Dazu findet eine entsprechende Testung statt. Weil der Bildungsstand sehr unterschiedlich ist, sollten möglichst leistungshomogene Klassen gebildet werden. Zuständig für die Berufsintegrationsklassen ist die Berufsschule Bad Kissingen mit ihrer Leiterin Karin Maywald. Die Klasse am BBZ ist quasi eine Außenstelle der Berufsschule Bad Kissingen, wo es mehrere solcher Klassen gibt. Weil die Bezahlung der Fahrten zwischen den beiden Städten aber nicht so einfach ist, gehen nun doch Schülerinnen und Schüler verschiedener Leistungsstufen in die Klasse am BBZ. Aber die Lehrer nehmen die Herausforderung an. 15 junge Männer und fünf junge Frauen im Alter von 16 bis 21 aus Syrien, Afghanistan, Eritrea und der Ukraine bilden die Klasse.
Der Schwerpunkt des Unterrichts liegt mit 20 Wochenstunden auf dem Fach Deutsch als Zweitsprache. Hinzu kommt unter anderem Rechnen. Interessant dabei ist, dass die Schülerinnen und Schüler teilweise einen ganz anderen Zugang zu Zahlen und Rechnungen haben, wie Georg Gißler erläutert. Das soll keinesfalls heißen, dass sie sich schwerer tun würden. "Sie kommen anders zum Ziel." Im Unterricht wird auch die Alltagskompetenz gestärkt, beispielsweise durch Wertevermittlung, praktische Hauswirtschaft, durch Sozialkunde und Werken. Die Schülerinnen und Schüler lernen unter anderem, nach einem Rezept zu kochen. Sportunterricht gibt es ebenfalls.


Im Schulhaus integriert

Ziel des Ganzen ist die Integration der Flüchtlinge. Was das BBZ betrifft, kann Georg Gißler eine eindeutige Aussage treffen. "Die Integration im Schulhaus ist sehr gut gelungen." Schnell seien Kontakte entstanden, beispielsweise zu anderen Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund. "Die Vernetzung ging von ganz alleine."
Melanie Karch hebt die hohe Motivation der Schülerinnen und Schüler hervor. Das zeige sich auch daran, dass die Fehlzeiten unter dem Durchschnitt liegen. Sie kommen einfach gerne täglich zur Schule. Ein Problem gibt es allerdings mit dem Entschuldigungs-Prozedere, wenn doch einmal jemand krank ist. Wie bei allen anderen Schülerinnen und Schülern am BBZ auch, sollen sie morgens im Sekretariat anrufen, dass sie nicht kommen und wenn sie dann wieder da sind, ist eine Entschuldigung vorzulegen, bei den minderjährigen Flüchtlingen von den Betreuern abgezeichnet, die Volljährigen können selbst unterschreiben. Aber das sei schwer zu vermitteln.Ein paar Dinge sind eben doch anders. "Auch unsere Rolle, wir sind doch mehr Bezugsperson", sagt Melanie Karch. Klar, die anderen Schülerinnen und Schüler wohnen meist bei ihren Eltern. Das ist bei den Flüchtlingen nicht der Fall. Melanie Karch, die Deutsch und Sozialkunde unterrichtet, hat sich freiwillig für diese Aufgabe gemeldet. Die Stimmung bei allen betroffenen Lehrern sei positiv, sagt sie. Das spüre man auch bei den Fortbildungen. "Man lernt selber dazu, der Umgang bereichert einfach", meint Georg Gißler. Auffallend sei vor allem die Freundlichkeit der jungen Leute.
Bei unserem Besuch stand gerade der Bau von Karteikartenkästchen zum Vokabellernen bei Philipp Oberhagemann auf dem Unterrichtsprogramm. Die Stimmung war ausgezeichnet. "Es gefällt mit gut, wir haben schon viel gelernt", sagt Mohammed Allaham. Und das bestätigen auch die anderen.
 
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