
Kinder lieben Ausflüge, vor allem wenn das Ziel vielversprechend ist. An den Fischweihern bei Oberthulba lernten die Mädchen und Buben des Kneipp-Kindergartens am 5. Juni unterschiedliche Fischarten kennen. Teich-Pächter Christoph Hein (Reichenbach) machte es sichtlich Spaß, den Kleinen etwas über das Wesen und Verhalten seiner Saiblinge und Forellen zu erklären. „Wir wollen den Kindern zeigen, wo die Lebensmittel herkommen“, stellt Tagesstättenleiterin Christine Eberth-Booms den Bezug zum aktuellen Kernthema des Kindergartens her.
Die Mädchen und Buben sahen sich deshalb in jüngster Vergangenheit auch schon auf ein paar Bauernhöfen um. Denn in diesem Alter hat man nun mal brennende Fragen: Warum ist die Milch aus der braunen Kuh weiß? Wie viele Eier legt ein Huhn? Und wie kommt von dem großen Rindvieh so ein kleines Schnitzel auf den Teller? „Wir haben nämlich eine eigene Küche und kochen täglich ein Mittagessen. Da haben wir natürlich ein Interesse an guten Lebensmitteln“, sagt Eberth-Booms. Kinder sollten ein Grundverständnis für alles Essbare entwickeln, findet sie. Denn die Eltern kaufen mit ihnen im Supermarkt ein. Da falle es Kindern schwer, die Herkunft einzelner Waren zu erkennen.
Schutz vor Bakterien
Von Christoph Hein bezieht der Kneipp-Kindergarten einmal wöchentlich Lachsforellenfilet. Deshalb machte man sich jetzt mit den Mädchen und Buben auf nach Oberthulba, um zu sehen, wie die Tiere dort gehalten werden. Später wurde dann auch ein Fisch geschlachtet.
In einem der vier Weiher ziehen Saiblinge ihre Kreise. Laut Hein handelt es sich um arktische Saiblinge, deren Fleisch hochwertiger ist. Allerdings wachsen sie langsamer als der normale Saibling und brauchen drei bis vier Jahre, bis sie groß sind. „Warum sind Fische so glitschig?“, will ein Mädchen wissen, das sieht, wie Hein später eine Forelle – zack! – gleich wieder aus der Hand flutscht, als er sie den Kindern zeigen will. Fische brauchen die Schleimschicht zum Schutz gegen Bakterien „und damit ihnen sonst nichts passiert“, sagt der 23-Jährige. „Wie alt ist ein Fisch, wenn er geschlachtet wird?“, fragt ein Bub den Pächter. „Mindestens drei Jahre.“
Geringe Besatzdichte
1500 Fische hat Hein in den vier Weihern angesiedelt. Das klingt zunächst sehr viel. Tatsächlich handelt es sich laut Pächter jedoch um eine „geringe Besatzdichte“. Der Vorteil ist klar: „Die Fische haben mehr Platz und damit ein schönes Leben.“ In Zuchtbetrieben komme es hingegen öfter vor, dass zum Beispiel Forellen viel zu eng gehalten würden. „Dann fressen sie sich gegenseitig die Brustflossen weg.“
Für Hein ist die Fischerei schon seit frühester Jugend eine Leidenschaft. Vieles habe er sich irgendwo abgeschaut oder einfach selbst ausprobiert. Vor kurzem machte er dann die Staatliche Fischereiprüfung und pachtete die Fischweiher, weil ihm das Ganze sehr viel Spaß macht, wie er sagt. Der Beruf, den Hein anstrebt, steht allerdings völlig im Gegensatz zu seinem Hobby in freier Natur. Denn der 23-Jährige will Ingenieur in der Chemie-Branche werden. Den Bachelor auf dem Gebiet Erneuerbare Energien hat er bereits in der Tasche. Gerade nimmt er in Nürnberg den Bachelor in Chemie-Ingenieurwesen in Angriff.
„Der Kontrast ist vielleicht gerade das Entspannende“, sagt der 23-Jährige, denn an seinen Weihern komme er zur Ruhe. Inzwischen hat er in Reichenbach ein landwirtschaftliches Gewerbe angemeldet und nach modernstem Standard ein Schlachthaus für Fische gebaut. „Jetzt darf ich also auch produzieren.“