Eisen Krais steht in großen Lettern auf dem imposanten Haus in der Veit-Stoß-Straße 25 - seit 150 Jahren gibt es das Unternehmen in diesem Jahr, es ist das älteste noch bestehende in der Stadt. Zu Recht ist Inhaber Arno Reuscher mit seinen Eltern Hedwig und Eugen Reuscher und den fünf Mitarbeitern stolz auf das Jubiläum. Gefeiert wird es im Rahmen des Herbstmarktes am 14. Oktober zwischen 10 und 18 Uhr, bei dem auf jeden Kunden nicht nur besondere Angebote, sondern auch eine kleine Überraschung als Dankeschön für die Treue wartet.
Natürlich steht auch Eisen Krais vor den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, insbesondere wegen des veränderten Einkaufsverhalten durch das Internet. Doch das Unternehmen hat es in den vergangenen eineinhalb Jahrhunderten immer verstanden, sich den Bedürfnissen der Kunden anzupassen und tut das auch jetzt. Arno Reuscher, der auch Vorsitzender des Gewerbvereins Kaufhaus Mürscht ist, ist jedenfalls überzeugt, dass Internet und Einzelhandel vor Ort kein Widerspruch sind: "Der Fachhandel hat natürlich seine Berechtigung, man muss seine Nische finden und sich online entsprechend positionieren, sichtbar sein und verkaufen." Mit Spielzeug geschieht dies bereits erfolgreich per eBay-Shop.
Drogerieneugründung im Jahr 2014
Veränderung anzunehmen und positiv in die Zukunft zu blicken, das ist Reuscher in den vergangenen Jahren immer wieder gelungen. Zuletzt mit dem mutigen Schritt der Drogerieneugründung 2014, nachdem 2012 nach der Schlecker-Insolvenz auch dessen Münnerstädter Filiale schließen musste. Eisen Krais präsentiert sich nun als wahres Kleinod, bei dem man auf 700 Quadratmetern Verkaufsfläche (fast) alles findet: Auf 200 Quadratmetern Drogerieartikel, auf 160 Quadratmetern alles zum Thema Haushalt, auf 260 Quadratmetern im Obergeschoss die klassischen Eisenwaren und Gartenartikel. Weitere 80 Quadratmeter durchschreiten meist Kinder mit leuchtenden Augen, wegen der großen Spielzeugauswahl.
50 000 Einzelpositionen sind in der Warenwirtschaft verzeichnet, würde man alle Artikel zusammenzählen, käme man locker auf über eine Millionen Stück. Bei Eisen Krais bekommt man zum Beispiel noch einzelne Schrauben, Nägel oder Muttern: "Wir beraten unsere Kunden und lassen sie nicht wie im Baumarkt alleine vor dem Regal stehen", betont Reuscher.
Der 52-Jährige ist Einzelhändler aus Überzeugung. Er lernte bei seinen Eltern Hedwig und Eugen, die Ende der 1970er Jahre das Geschäft übernahmen und deutlich erweiterten durch den Neubau im rückwärtigen Bereich, wo einst der Hof und das Kohlenlager waren. Arno Reuscher kam nach dem BWL-Studium in Würzburg in seine Heimatstadt zurück, seit 2002 ist er für das Geschäft verantwortlich. "Es ist ein breites Spektrum, unzählige Produkte und der Kundenkontakt macht immer Spaß. Jeder Tag ist anders, hat andere Herausforderungen", erzählt er.
Gründung im Sommer 1868
Am 30. Juni 1868 gründete der Handelsmann Rudolph Dömling in der Veit-Stoß-Straße 25 sein Geschäft: Ein Kolonialwarenhandel, wie das damals hieß, der Artikel für den täglichen Bedarf anbot, schon immer mit einem breiten Spektrum an Waren. 1902 übernahm Arno Reuschers Urgroßvater Franz Krais, seither ist das Geschäft durchgehend im Familienbesitz. Krais führte das Unternehmen mit Waren des täglichen Bedarfs weiter und ergänzte das Sortiment durch Landmaschinen wie Pflüge oder Eggen.
1948 übergab er den Laden an seinen Sohn Otto, der das Sortiment um Baustoffe und Brennstoffe erweiterte und die Haushaltswarenabteilung vergrößerte. Ende der 1970er Jahre übernahm Otto Krais' Tochter Hedwig Reuscher gemeinsam mit ihrem Mann Eugen die Firma. Sie ist auch heute noch täglich hinter der Kasse zu finden, und gerade die alteingesessenen Münnerstädter schätzen den Plausch mit ihr.
Hedwig und Eugen Reuscher handelten immer nach dem Spruch "Zukunft braucht Herkunft, aber Tradition ist kein Geschäftsmodell" - sprich sie wuchsen: 1980 kam die WMF-Abteilung, der Aus- und Neubau im hinteren Bereich, die Ladengestaltung nach neuesten Gesichtspunkten, der Schlüsseldienst und auch die Einführung der Warenwirtschaft 1996 war damals fortschrittlich. Seit 1999 gibt es den DPD-Paketshop.
Die jetzigen Mitarbeiter, die ihre Kunden freundlich und zuvorkommend bedienen, sind im übrigen teils seit Jahrzehnten im Unternehmen. Oliver Schikora