Die Karlitzek-Brüder hat Finn Jansen als Bub selber noch im Trikot des TV/DJK Hammelburg spielen sehen, ehe Ausnahmespieler Moritz gar zum Volleyball-Nationalspieler reifte und der jüngere Bruder Lorenz immerhin zum gestandenen Bundesliga-Spieler avancierte.
Mit Beharrlichkeit und Ehrgeiz hat es der ehemalige Teamkollege jetzt immerhin zu einer Zweitliga-Meisterschaft gebracht, im Trikot der Blue Volleys aus Gotha , denen der Titel angesichts der 13 Punkte Vorsprung auf TuS Kriftel vier Spieltage vor Saisonende nicht mehr zu nehmen ist. Das Meisterstück gelang den Thüringern mit dem 3:0-Erfolg beim TV Rottenburg, um den Ex-Hammelburger Moritz Rauber.
Internationale Konkurrenz auf der Zuspieler-Position
Von den Besten lernen wollte Finn Jansen schon immer. In jungen Jahren konnte dies der Hammelburger Volleyballer quasi vor der Haustür, als Zuspiel-Größen wie der Finne Kasper Vuorinen, der Kanadier Jackson Maris oder der Rumäne Laurentiu Vinatoru zu Zweitliga-Zeiten das Team aus der Saalestadt dirigierten. Später bekam der Youngster dann die talentierten Hannes Krochmann oder Lennart Fuchs vor die Nase gesetzt, weshalb Finn Jansen für eine Spielzeit sogar das Libero-Trikot überstreifte, um regelmäßig spielen zu können.
Mit dem Abstieg aus der 2. Bundesliga und der Rückstufung in die Bayernliga vor zwei Jahren hätte es sich der Youngster bei seinem Heimatverein „gemütlich“ machen können, stattdessen ging es für den angehenden Abiturienten raus aus der Komfortzone mit dem Wechsel zum Drittligisten TSV Eibelstadt . „Da haben viele ehemalige Hammelburger unter unserem Ex-Coach Philipp Fischer gespielt, weshalb die Kontakte dorthin bestens waren“, so Finn Jansen, der ein Jahr später die nächste schwerwiegende sportliche Entscheidung zu treffen hatte.
Student in Coburg statt Profi-Karriere
„Eine Profi-Karriere schien mir zu gewagt, daher wollte ich einerseits beruflich vorankommen, aber auch auf möglichst hohem Niveau Volleyball spielen.“ Bei der Firma SKF bekam der Saalestädter die Möglichkeit, im Rahmen eines Dualen Studiums in Schweinfurt zu arbeiten und in Coburg zu studieren.
„Dann hörte ich von Hannes Krochmann, dass bei seinem neuen Verein in Gotha noch ein zweiter Zuspieler gesucht wurde. Nach einem Probetraining war ich dann schnell Teil der Mannschaft“, erinnert sich der 20-Jährige an den Wechsel zu den Blue Volleys im August des vergangenen Jahres.
Den damit verbundenen Aufwand mit einem durchgetakteten Leben nimmt Jansen sportlich, der entweder aus Hammelburg oder Coburg nach Gotha in die Ernestiner Sporthalle fährt, wo um die 300 Zuschauer zu den Heimspielen kommen. „Bei drei der vier Trainingseinheiten bin ich gewöhnlich dabei. Dazu kommen die Spiele. Manchmal reise ich schon einen Tag vorher an, mit der Bahn oder dem Auto, und übernachte bei einem Teamkollegen. Bei Auswärtsspielen trifft man sich dann mitunter an einer Raststätte, wo ich dann einen unserer beiden Kleinbusse umsteige.“

Dass es sportlich derart gut laufen würde, war nicht abzusehen, auch wenn der Kader breit und qualitativ enorm stark ist. Mit zwei Kanadiern, einem Briten, einen Polen und einem Tschechen im Team, weshalb im Training wie im Spiel tatsächlich englisch gesprochen wird. „Die Vorrunde lief so phänomenal, dass der Verein dann kommunizierte, dass wir jetzt Meister werden wollen“, erinnert sich Finn Jansen, der zwar als Zuspieler nicht an Krochmann vorbeikam, dennoch zum besseren Volleyballer wurde durch das extrem hohe Niveau im Training.
„Finn ist ein sehr angenehmer Mensch und ein super Teamplayer, der sich immer in den Dienst der Mannschaft stellt und für Hannes außerdem eine extrem wichtige Bezugsperson ist“, sagt Gothas Trainer Robert Werner, der dem Unterfranken für die verbleibenden Spiele mehr Einsatzzeiten in Aussicht stellt. Dank seiner guten Volleyball-Ausbildung in Hammelburg hat sich der 1,94 Meter große Finn Jansen aber in einer anderen Disziplin bewährt: als Aufschlag-Spezialist für die besonderen Momente.
Wie zuletzt in Rottenburg, als der 20-Jährige mit seinen Spin-Aufschlägen für einen 5:0-Lauf und den damit verbundenen Satzgewinn sorgte. „Aufschläge sind eher schwierig zu trainieren, weil die Drucksituation fehlt. Aber Finn beherrscht diese Mischung aus Risiko und Mut“, sagt Robert Werner über seinen jungen Spieler.
Eine Rückkehr nach Hammelburg ist nicht ausgeschlossen
Für den Vater war der Wechsel nach Gotha der „definitiv richtige Schritt für die Entwicklung. Auch die Station in Eibelstadt war wichtig, um Spielpraxis zu bekommen und Drucksituationen zu meistern“, sagt Frank Jansen, der den Filius selbst noch trainierte und in der Unterfranken-Auswahl betreute. Regelmäßig schaut die volleyball-verrückte Familie bei den Heimspielen in Gotha vorbei.
Eine Rückkehr ins Hammelburger Trikot schließt Finn Jansen nicht aus. „Jeder weiß, wie sehr ich dem TV/DJK verbunden bin. Nicht nur, weil meine Schwester und meine Freundin bei den Frauen spielen und mein Vater deren Trainer ist. Der Kontakt wird immer sehr eng sein und ich werde mir immer Spiele der Jungs oder Mädels anschauen.“
Die Heimatverbundenheit äußert sich auch darin, dass Finn Jansen in der knapp bemessenen Freizeit auch mal beim Fußball in Hammelburg oder Thulba oder bei Spielen der Würzburger Bundesliga-Basketballer in der „Turnhölle“ vorbeischaut. Aber der sportliche Fokus bleibt bei ambitioniertem Volleyball. Viel Zeit hat Finn Jansen noch, um weiter von den Besten zu lernen.