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Bad Kissingen
Finanzbedarf für Turniergebäude in Bad Kissingen steigt
Die Stadt muss die Mittel für die Sanierung um 400.000 Euro aufstocken, um das 100 Jahre alte Gebäude künftig für Kulturveranstaltungen nutzen zu können. Um diese Kosten geht es konkret.
400.000 Euro Mehrkosten fallen beim Turniergebäude an.       -  400.000 Euro Mehrkosten fallen beim Turniergebäude an.
Foto: Marion Eckert | 400.000 Euro Mehrkosten fallen beim Turniergebäude an.
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 03.10.2024 08:18 Uhr

Das Turniergebäude, das vor über 100 Jahren als Tribüne errichtet wurde, ist ein bedeutender Bestandteil des Weltkulturerbes „Great Spa Towns of Europe“ und hat überregionale denkmalrechtliche Relevanz. Seit Jahresbeginn wird es denkmalgerecht saniert. Die ursprünglich veranschlagten Gesamtkosten von zwei Millionen Euro sind jedoch nicht mehr haltbar, es ist ein zusätzlicher Finanzbedarf von 400.000 Euro entstanden.  

Betrieb am Turniergebäude in der Au       -  Vor allem in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren wurde das Turniergebäude in der Au bei großen Reitturnieren genutzt
Foto: Stadtarchiv Bad Kissingen/Fotosammlung | Vor allem in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren wurde das Turniergebäude in der Au bei großen Reitturnieren genutzt

Fertigstellung 2025

Jochen Seufert, Projektleiter der Stadt Bad Kissingen , informierte die Stadträte über den aktuellen Fortschritt der Bauarbeiten und die Gründe für die Kostensteigerung. Die Rohbauarbeiten neigen sich dem Ende zu; eine Stahlbetondecke wurde entfernt und die Natursteinbereiche angepasst.

Die Zimmererarbeiten sind zu einem Drittel abgeschlossen, vor allem die Holzsanierung im Eingangsbereich. Momentan beginnen die Arbeiten an der neuen Dacheindeckung sowie die Malerarbeiten. Die Hauptsanierung soll bis Ende 2024 abgeschlossen sein, während die Restarbeiten bis Ende April 2025 fertiggestellt werden sollen.

Turniergebäude wird Eventlocation

Die ursprüngliche Planung sah, laut Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ), nur den Erhalt des Gebäudes vor. Nun soll das Turniergebäude zu einer Eventlocation werden und für Veranstaltungen wie Open-Air-Konzerte des Kissinger Sommers zur Verfügung zu stehen.

„Es war nur eine statische Ertüchtigung geplant. Zuerst war von Kulturveranstaltungen keine Rede", betont der Bürgermeister auf Nachfrage aus dem Gremium.

Diese kulturellen Veranstaltungen erfordern jedoch zusätzliche bauliche Maßnahmen, insbesondere im Sockelbereich und bei der Elektroinstallation. Zudem gibt es weitere Forderungen des Denkmalschutzes .

Die Mehrkosten setzen sich wie folgt zusammen:

  • 38.000 Euro für die Erneuerung der Elektroversorgung
  • 75.000 Euro für bauliche Maßnahmen im Sockelgeschoss
  • 110.000 Euro für zusätzliche Anforderungen des Denkmalschutzes
  • 22.000 Euro für Baukostensteigerungen
  • 155.000 Euro Mehraufwand bei der Sanierung der Holzkonstruktion

Insgesamt sind 400.000 Euro zusätzlich erforderlich, von denen die meisten jedoch durch Spenden gedeckt werden können: 300.000 Euro stammen von einer privaten Großspende, 42.000 Euro aus einer Spendenkampagne durch den Verkauf von Sitzplätzen im Turniergebäude und 50.000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz .

So ergibt sich eine Gesamtspendensumme von 392.000 Euro , die die Mehrkosten nahezu ausgleicht, ohne den städtischen Haushalt zu belasten. Oberbürgermeister Vogel äußerte sich optimistisch: „Wir können froh sein, eine Gegenfinanzierung zu haben, das ist doch eigentlich toll.“

Die Finanzierung der Sanierung, die nach derzeitigem Stand, insgesamt 2,4 Millionen Euro kosten wird, setzt sich aus 600.000 Euro an staatlichen Fördermitteln, etwa 400.000 Euro an Spenden und 1,4 Millionen Euro Eigenmitteln der Stadt Bad Kissingen zusammen.

Um diese zusätzlichen Arbeiten geht es

Zusätzliche Maßnahmen im Sockelbereich: Neben der Installation eines neuen Schaltschrankes für die Elektrik müssen auch neue Fenster mit Sicherheitsglas eingebaut werden. Zudem ist eine Sanierung der Holztore erforderlich, und im Außenbereich sind Asphaltarbeiten notwendig.

Zusätzliche Anforderungen der Denkmalpflege beinhalten aufwendigere Dachkonstruktionen. Der Aufgang zum Flugtower muss nach historischem Vorbild aufgemauert werden. Auch Absturzsicherungen im Bereich der Tribüne sind notwendig.

Vogel betonte, dass diese Investitionen sich lohnen würden: „Es sind Mehraufwendungen, die hochgradig sinnvoll sind, um das Gebäude nutzen zu können.“ Daher sei auch die Spendenkampagne ins Leben gerufen worden. 

Mehrkosten für die Sanierung des Holzes

Der Mehraufwand für die Sanierung des Holzes im Mitteltrack sei unabhängig von den Mehrkosten für die künftige kulturelle Nutzung zu sehen, sie wären ohnehin angefallen, erklärt Vogel.

Erst im Verlauf der Sanierungsarbeiten habe sich gezeigt, dass das Holz im Mitteltrack stärker beschädigt ist als zunächst angenommen. Seufert beschreibt den Zustand als „leider desolat“ und das sei vorher nicht erkennbar gewesen. Teile der Stützenkonstruktionen müssen vollständig ersetzt werden.

Noch sind nicht alle tragenden Balken des Turniergebäudes saniert.       -  Noch sind nicht alle tragenden Balken des Turniergebäudes saniert.
Foto: Marion Eckert | Noch sind nicht alle tragenden Balken des Turniergebäudes saniert.

Die Gründe: Das Holz sei mit einer diffusionsdichten Farbe behandelt worden, was zur Fäulnis von Balken , Stützen und Sparren führte. Jetzt werde das Holz im Trockeneisverfahren abgestrahlt und erhalte eine diffusionsoffene Behandlung. Thomas Schlemmbach (DBK) hingegen ist der Meinung, dass der desolate Zustand bereits vor 20 Jahren bekannt war. „Die Schäden hätte man im Vorfeld sehen können.“

Turniergebäude wird nicht vor Hochwasser geschützt

Bernd Czelusteck ( SPD ) hofft auf eine qualitative Verbesserung des Turniergebäudes durch die Sanierung. Christine Schwind, Leiterin des Bauamtes der Stadt Bad Kissingen, wies jedoch auf die Auflagen des Denkmalschutzes hin, die bei einem denkmalgeschützten Gebäude wie dem Turniergebäude berücksichtigt werden müssen. Wo möglich, würden dennoch bauliche Verbesserungen vorgenommen werden, sicherte sie zu.

Das Thema Hochwasser werde das Turniergebäude auch künftig betreffen. „Das Gebäude wird wieder überflutet, wir können keinen Hochwasserschutz dort bauen“, sagt Schwind. „Wir könnten das Wasser aussperren, aber es würde wahrscheinlich durch die Bodenplatte eindringen und diese beschädigen. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass wir das Hochwasser lieber reinlassen, da die Schäden, wenn wir es aussperren, vermutlich größer wären.“

 
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