Das haben sie sich gemerkt, die Cracks der Fidelia. Und so was lassen sie auch nicht auf sich sitzen. "Dumm, wie drei Meter Feldweg in Reiterswiesen ", hatte es in der letztjährigen Faschingssitzung beim BTC Garitz geheißen. Und so kriegen die "Göritzer" Breitseiten von den Linsenspitzern zurück: Pfeile fliegen von der Burg zum See, und wüste Ritter drohen mit Einmarsch in das "Königreich Garitz". Das heißt, wenn sie denn das Dorf überhaupt finden, spotteten sie über den Stromausfall vor kurzem. Nachts brenne dort kein Licht und der Obergaritzer, Bürgermeister Thomas Leiner, irre mit der Taschenlampe durch stockdunkle Gassen.
Entdeckung der Kommunalpolitik
Gut ein Jahr vor der Stadtratswahl entdecken die Reitsch'wieser Narren, was in der Stadt und seinen Stadtteilen so alles passiert und kommentieren, was im Argen liegt. Die traditionelle Feindschaft mit Arnshausen ist ja nichts Neues, aber dass selbst der ruhmreiche SV Garitz als "SV Garnix" veräppelt wird, das hat man sich am Fuß der Burg noch nie getraut. Es war eine närrische Wundertüte, die Vorstand Matthias Bühner, Moderator und Redenschreiber Alexander Pusch und Ihre Lieblichkeit Tabea I. von Linsenspitz gepackt hatten. Witziges und Schwungvolles war dabei, aber auch die eine oder andere Rakete, die nicht so richtig zündete. Aber davon sollte die Fidelia sich auf dem Weg zu mehr Lokalkolorit nicht entmutigen lassen.
Tief in die Märchen- und Sagenkiste griffen die Garden: Fröhlichen Hexentanz gab es bei der Minigarde, die Linsenspitzergarde hatte sich die nordische Sagenwelt mit Zwergen, Berggeistern und Trollen vorgenommen. Dem Nachwuchs wurde bei "Yoga für Anfänger" eine Chance gegeben und auch Sebastian Seufert durfte als Polizist ran. Die furchterregenden Ritter von Burg Botenlauben schonten die Stadt, aber am "Garitzer Größenwahn" rieben sie sich prächtig. "Garitz, das ist doch nix": Keine Burg, kein "deutschlandweit bekanntes Burgfest", nur eine kleine Pfütze, die sie See nennen, und dahin sollen unsere Kinder in die Schule? An der Textsicherheit, ließe sich noch feilen und die "Matten" vor den Gesichtern verschluckten doch so manche Pointe.
Stilvolles Männerballett
Einer der großen Hingucker war das Männerballett, das dem "King of Pop" ein kultiges Denkmal setzte. Kein komisches Gehüpfe, keine Lachtränen über ungelenke, biergeformte Körper. Das war stilvolles und elegantes Männerballett. Schön anzusehen und staunenswert spritzig war das Tanzmariechen Christina Kiesel. Björn Schönwiesner beackert sonst dynamisch und temporeich die linke Seite bei den Grabfeld Galliern in Großbardorf. Seltsam, dass er sich in der Bütt in einen drögen Ehemann verwandelt. Der Vergleich männlicher und weiblicher Brust gelang schon mal appetitlicher.
Wieder ein Stück Stadtgeschehen. Ein Büro im Rathaus. Zwei Beamte. Man ahnt, was kommt. Betulich, betulich. Ein Schneckenrennen wird dargestellt. Symbol für städtische Planungen: Fußgängerzone, Berliner Platz, Burgstraße. Martin Seufert und Tobias Geipel bringen das mit aufreizender Langsamkeit. Ein weiterer Hingucker waren die Handwerker, die ihre berufstypischen Bewegungen ausladend darstellen, wobei immer einer in die Knie gehen musste, um nicht Pinsel, Boxhieb oder Ellenbogen ins Gesicht zu bekommen. Perfekt einstudiert war das die größte Lachnummer des Abends. Da kamen selbst Klaus Bollwein und Birgit Schreiber nicht mit, die ihren alltäglich-bisssigen Ehestreit als Hermann und Mathilde inszenierten. Das Schlussbild der Prinzengarde vor der Traumkulisse von Schloss Versailles bleibt dank der Akrobatik der Tänzerinnen und den prächtigen Rokoko Kostümen in Erinnerung.