Mitte Juli brannten Ballenpressen in Untererthal und Dittlofsroda Feuer auf Äckern aus, zwei Wochen später loderten Flammen auf Stoppelfeldern und im Wald zwischen Langendorf und Fuchsstadt, nun kam der verheerende Brand im Gerodaer Ortsteil Platz dazu (mehr auf den ). Überall wird Löschwasser benötigt. In Langendorf und Platz war Spediteur Martin Kiesel vor Ort: "Unser Auflieger mit 24.000 Liter Wasser steht bei uns immer auf dem Hof bereit", berichtet Kiesel. Der Spediteur stammt aus Reiterswiesen, war früher dort auch bei der Feuerwehr aktiv, seit er mit "Mainfranken-Logistic" nach Reith umgezogen ist, habe er aber keine Zeit mehr für die ehrenamtliche Tätigkeit als Feuerwehrmann.
"Bürgerpflicht"
Allerdings habe er einen Aufruf der Oberthulbaer Feuerwehr gelesen, dass Tank-Fahrzeuge gesucht werden. Eigentlich sollte der Auflieger damals verkauft werden, jetzt stellt ihn die Spedition auf Anfrage kostenlos zur Verfügung: "Ich sehe das als meine Bürgerpflicht", betont Kiesel. Schließlich hoffe er in Notfällen auch auf die Hilfe anderer. Betankt hat das Fahrzeug die Feuerwehr, alles andere übernimmt Kiesel auf eigene Kosten. Nach Langendorf habe ihn die Oberthulbaer Feuerwehr bestellt, am Mittwoch habe Kreisbrandinspektor Harald Albert angerufen. "24 Minuten später waren wir in Platz", berichtet Kiesel. Mehrfach habe er Nachschub in Waldfenster geholt, insgesamt rund 85.000 Liter transportierte er zur Brandstelle nach Platz.
"Von Anfang an war klar, dass die Löschwasserversorgung nicht ausreicht", erzählt Kreisbrandmeister Alexander Marx über den Brand in Platz. Einer der alarmierten Landwirte war Peter Heinle. "Die Alarmierung ging schon unmittelbar nach der Sirene los", sagt der 59-Jährige. Es sei klar geregelt, welche Güllefässer geeignet sind, um in solchen Notfällen Wasser zu fahren. "Jeder weiß, wo er noch Wasser herbekommt, wenn es im Dorf knapp ist." Er selbst habe sein 12.000-Liter-Fass bei der Zisterne in Geroda gefüllt. "In den Bächen ist ja kaum mehr etwas drinnen." Insgesamt waren an die 40 Landwirte aus den umliegenden Gemeinden mit Traktoren und Gülletanks im Einsatz, sagt Bürgermeister Alexander Schneider . "Es ist eine super Sache, dass uns die Landwirte unterstützt haben", ergänzt Kreisbrandmeister Marx. "Sie haben geholfen, dass nicht alles in Flammen aufging." Landwirt Heinle ist nach seinem Einsatz recht locker. "Es ist nicht der erste Brand, man stumpft ein wenig ab", sagt er. Dabei ist auch er betroffen, bei seiner Scheune ist der Dachstuhl abgebrannt. "Auf mich kommt jetzt viel Arbeit mit dem Wiederaufbau zu."
Beim Brand der Ballenpresse in Untererthal rückte Landwirt Joachim Heilmann aus: "Ich habe die Rauchwolke gesehen und sofort das Fass angehängt", erzählt der 57-Jährige. Auf seinem Hof habe er eine Löschwasser-Zisterne mit 25.000 Litern Fassungsvermögen. Darin fange er das gesamte Jahr über das Regenwasser auf, im Sommer achte er darauf, dass die Zisterne immer mindestens zur Hälfte gefüllt bleibt. In nur drei Minuten sei sein 5000-Liter-Fass voll. Eigentlich ist Joachim Heilman selbst Feuerwehrmann, aber aus Erfahrung weiß er: "Am Feuerwehrhaus sind meistens genug Leute, was dann draußen fehlt, ist meistens Wasser."
Alleine beim Flächenbrand zwischen Langendorf und Fuchsstadt sind laut Kreisbrandmeister Marx weit mehr als 100.000 Liter mit Fässern angefahren und verspritzt worden. Nur mit den Tanklöschfahrzeugen der Wehren wäre das nicht zu schaffen gewesen: Kleinere Fahrzeuge hätten gerade einmal einen 500-Liter-Tank, größere Wehren haben zwischen 2000 und 3000 Liter Wasser an Bord, das Waldbrandfahrzeug der Bundeswehr-Feuerwehr hat immerhin einen 4500-Liter-Tank. "Die Fahrzeuge sind für die urbane Brandbekämpfung konzipiert", stellt Kreisbrandmeister Alexander Marx klar. Deshalb müssten bei Flächenbränden oft kilometerlange Schlauchleitungen gelegt werden. Wichtig sei die Mithilfe der Landwirte aber nicht nur beim Wassertransport: "Wenn da einmal ein Tiefengrubber über den Acker fährt, ist das für uns die halbe Miete", verweist Marx auch auf die Bedeutung von Brandschneisen.
Listen werden gerade aktualisiert
Kommandanten, Kreisbrandmeister und die Integrierte Leitstelle hätten bereits jede Menge Kontakte zu Landwirten und Firmen. Trotzdem sei das Thema sehr aktuell: "Die Listen werden gerade aktualisiert", betont Marx. Auch das Bauunternehmen Stolz aus Untererthal hat aktuelle Kontakte an die Feuerwehr weitergeleitet: Beim Brand der Ballenpresse sei zufällig ein Feuerwehrmann im Betrieb gewesen, in Zukunft soll das nicht mehr dem Zufall überlassen werden. Im Nachbarlandkreis Main-Spessart hat der Kreisfeuerwehrverband sogar das "Red-Farmer"-Projekt gestartet: Dort können Landwirte und Unternehmer ihre Tanks und Fässer in einem Online-Formular melden.