
„Manchmal bin ich neidisch auf die anderen Zweigvereine, die haben keine Hütte, aber volle Kassen“, sinniert der Bad Kissinger Rhönklub-Vorsitzende Thomas Hammelmann. Doch missen möchte die Kissinger Hütte auf dem Feuerberg niemand.
Am 8. Januar 1913 war es, als der Verein beschloss, den Bau einer „Prinzregent-Ludwig-Hütte“ in der Rhön zu planen. Und schon im August desselben Jahres erwarb der Zweigverein ein Grundstück auf dem Feuerberg von der Gemeinde Langenleiten. Im April des Folgejahres begannen die Bauarbeiten, gut vier Monate später folgte die Einweihung.
Es war eine kleine Hütte damals, mit Schlafgelegenheit für zwölf Personen, die ihren Proviant selbst mitbringen mussten. Dennoch wurde sie schnell zum Werbe- und Sympathieträger des Bad Kissinger Rhönklub-Zweigvereines. Es folgten immer wieder Erweiterungsbauten, bis sie 1972 mit dem neuen Bettentrakt ihre jetzige Gestalt erhielt.
„Wir wollen kein
Prunkhotel, sondern
ein Ziel, das der
Wanderer gerne ansteuert.“
Heute bietet die Kissinger Hütte 53 Betten in Mehrbett-, Doppel- und Einzelzimmern. Es gibt einen Spielplatz. Die Gastronomie pflegt die regionale Küche. „Und wenn ein Jäger etwas geschossen hat, dann gibt es auch Wild“, sagt Kulturwartin Gudrun Hammelmann. Und: „Wir wollen kein Prunkhotel, sondern ein Ziel, das der Wanderer gerne ansteuert.“
Natürlich bewirtschaftet der Verein die Kissinger Hütte nicht selbst, sie ist verpachtet. Und auf diese Pachteinnahmen ist der Zweigverein dringend angewiesen. „Auch wenn die Pachteinnahmen die Ausgaben nicht decken“, wie Thomas Hammelmann betont.
Ohne Spenden liefe gar nichts, auch die Mitgliedsbeiträge werden investiert. Der Rest finanziert sich aus Veranstaltungen, so bewirtschaftet der Verein unter anderem das Rakoczyfest mit.
Pressewart Marita Albert ergänzt, dass zudem viel Eigenleistung der derzeit 345 Zweigvereinsmitglieder nötig sei, um die Kissinger Hütte zu unterhalten. Auch für das Fest im Mai stehen gut 60 freiwillige Helfer im Einsatz.
Zu den Festen trifft man sich
Um als Vereinslokal des Zweigvereins zu dienen, ist die Kissinger Hütte zu weit entfernt. Selbst der Vorsitzende schafft es im Schnitt nur einmal pro Monat, vorbeizuschauen. Aber zu den Festen trifft man sich dort. Zum Beispiel zu den Sonnwendfeiern, zur Gedächtniswanderung. Und zu den Familienfesten.
Gerade diese Familienfeste sind es, die den Zweigverein mit voranbringen. Angeboten werden Wanderungen, Spiele, Basteln, und man muss kein Mitglied sein. Aber: „Da gewinnt man junge Mitglieder“, freut sich der Vorsitzende. Derzeit hat der Zweigverein gut 40 junge Leute in seinen Reihen.
Das versöhnt mit den Sorgen, die die Kissinger Hütte durchaus bereitet. Zwar sind in naher Zukunft keine größeren Umbauten nötig. Aber Energiesparen ist ein Thema. Solarelemente lassen sich aufgrund der oft starken Winde allerdings nicht anbringen. Geplant ist dagegen eine neue Heizungsanlage. „Das sind dann zwei Jahre Pachteinnahmen, die weggehen“, sagt Thomas Hammelmann.
Und dann wäre da noch der „ganz normale“ Unterhalt. So ist die Schilf-Kläranlage regelmäßig zu mähen, das Umfeld der hauseigenen Quelle will gepflegt sein, Sitzgruppen sind herzurichten. Und wenn wieder ein paar Schindeln fehlen, macht sich Hammelmanns Stellvertreter Peter Krug mit weiteren Helfern auf den Weg zur Hütte.
Ein Stück Rhöngeschichte
„Wir haben schon darüber nachgedacht, es sein zu lassen“, gesteht Thomas Hammelmann ein, „aber nicht während meiner Amtszeit! Die Kissinger Hütte ist ein Stück Rhöngeschichte, man wüsste nicht, wer sie bekommt und was dann daraus würde.“
Da feiert der Zweigverein lieber den 100. Geburtstag seiner Hütte. Ein Jahr hat der siebenköpfige Festausschuss die Feier vorbereitet. Für ein Familienfest mit vielen, vielen Gästen.
Außerdem hat der Zweigverein eine Festschrift „100 Jahre Kissinger Hütte“ herausgegeben. Diese kann ab sofort bei der Schreinerei Peter Krug in der Landwehrstraße 10 abgeholt werden.


