
Der Schleier des Geheimnisses ist gelüftet: "Es sind wieder richtige Knaller drin." Was Oberbürgermeister Kay Blankenburg ( SPD ) damit meinte, war nicht die Wundertüte zum Jahreswechsel, sondern das Programm des Kissinger Sommers 2019. Intendant Dr. Tilman Schlömp hatte es jetzt den Mitgliedern des Fördervereins und am nächsten Tag der Presse öffentlich vorgestellt.
Der Oberbürgermeister hat ja recht, auch wenn Tilman Schlömp ein bisschen relativiert: "Sensationelle Neuigkeiten enthält das Programm 2019 eigentlich nicht. Wir arbeiten auf dem erreichten Niveau weiter und versuchen, dieses weiter zu erhöhen." Wobei er darauf hinweist, dass die Vernetzung von Künstlern und Inhalten in den drei Festivals unter seiner Verantwortung immer dichter geworden ist, dass "die Festivalfamilie große Flexibilität zeigt. Man kann zum Beispiel mit der Bremer Kammerphilharmonie sehr gut über Inhalte reden. Auch Musiker wie Patricia Kopatchinskaja oder Igor Levit sind sehr spontan. Wir haben den Glücksfall der Bamberger Symphoniker , die immer zu Sonderprojekten bereit sind, oder die flexiblen Ensembles des Bayerischen Rundfunks oder der Russisch-Deutschen Musikakademie." Solche Partner braucht er allerdings auch, wenn er die Festivals unter bestimmte Themen stellt.
Das war 2017 das Jahr 1832, der Beginn der Romantik, in diesem Sommer das Jahr 1918, der Ausbruch der Moderne. 2019 geht es erst einmal wieder zurück: "1762 - Nach der Natur gemalt". In diesem Jahr war Bach seit zwölf Jahren tot, Händel seit drei, und die Musik schickte sich an, sich von dem formal relativ strengen Barock hin zur subjektiven Klassik zu entwickeln, zu einer stärkeren Hinwendung zur Natur - und das in einem geistigen Klima, das musikalische Geister wie Haydn, Mozart, Beethoven und Gluck hervorbrachte, aber 1789 auch den Sturm auf die Pariser Bastille auslöste. Eine Zeit, die flexiblen Künstlern ein reiches Feld bietet. Schlömp: "Rund zwei Drittel der Programme sind extra für Bad Kissingen erarbeitet worden."
Und natürlich gibt es sie, "echten Knaller" - den ersten schon vor dem Kissinger Sommer . Am Freitag, 24. Mai 2019, kommt Diana Damrau mit dem Harfenisten Xavier de Maistre zu einem Liederabend in den Max-Littmann-Saal. Das war das einzige Zeitfenster, das noch offen war. "Das brauchte viel Überredung", meinte Tilman Schlömp, "aber andererseits freut sie sich, mal wieder im Max-Littmann-Saal singen zu können." Verraten hat sie bisher nur, dass sie "Lieder von Mendelssohn-Bartholdy und Rachmaninow und anderen" singen wird. Das Eröffnungskonzert ist dann drei Wochen später, am Freitag, 14. Juni, mit der Bremer Kammerphilharmonie unter Leitung von Omer Meir Wellber und mit dem Pianisten Radu Lupu . Das Finale steigt viereinhalb Wochen später, am Sonntag, 14. Juli, wiederum mit der Bremer Kammerphilharmonie mit ihrem dritten Konzert. Am Pult steht Paavo Järvi, die Solistin ist die Sopranistin Julia Lezhneva. Die hat nach ihrem Gewinn des Pariser Gesangswettbewerbs 2009 eine Raketenkarriere hingelegt und ist trotzdem mit beiden Beinen auf der Erde geblieben. So konnte sie auch Artist in residence des Kissinger Sommers 2019 werden.
Wagners Rheingold
Eine wesentliche Neuerung 2019: Es wird drei Opern geben - natürlich konzertant. Am 6. Juni um 15 Uhr erklingt im Rossini-Saal Christoph Willibald Glucks Reformoper "Orfeo ed Euridice", und zwar mit der Uraufführung einer verkürzten und Orchestral etwas abgespeckten Fassung, für die Damian Scholl verbindende "Orfeo-Reflections" komponiert hat - eine Auftragsarbeit des Kissinger Sommers. Bereits am Sonntag, 23. Juni, kommt im Max-Littmann-Saal Richard Wagners "Rheingold" zur Aufführung - durch das "Wunder von Minden". Der Dirigent Frank Beermann hat die Nordwestdeutsche Philharmonie Herford so weit gebracht, dass sie von der internationalen Kritik mittlerweile nahe an die Bayreuther Qualität gerückt wird. Dazu gesellen sich 14 Sängerinnen und Sänger, die zwar jung, aber ausgezeichnet - und damit noch bezahlbar sind.
Die dritte Oper ist ein Schäferspiel des französischen Philosophen Jean-Jacques Rousseau , "Le devin du village" ("Der Dorfseher"), die in der Zusammenarbeit mit der Theaterakademie August Everding wieder von Kissinger Schülern beim "Zukunftslabor" erarbeitet und am 13. Und 14. Juli im Kurtheater gezeigt wird. Und es wird erstmals einen "Tag mit Joseph Haydn" geben, mit seinen Tageszeiten-Sinfonien und kulinarischen Zwischenspielen.
30 500 Karten
56 Konzerte (ohne Sonderkonzert) wird es 2019 geben, für die 30 500 Karten bereitstehen. Der allgemeine Vorverkauf - auch online - beginnt am 26. November. Ach ja, der andere Satz von Oberbürgermeister Kay Blankenburg beim Pressegespräch - und auch hier hat er recht: "Damit kann das Weihnachtsgeschäft beginnen."
Das Programm ist im Internet zu finden unter: www.kissingersommer.de/programm .