Vielleicht ganz gut, dass es in der Bezirksliga Ost keine Statistiken zu xGoals gibt. Zu „ Expected Goals “ also, den erwartbaren Toren in einem Spiel.

Denn ein solcher Wert wäre beim FC 06 Bad Kissingen in den meisten Spielen sehr gering gewesen ob der Vielzahl der vergebenen Chancen. 27 Tore in 17 Spielen bedeuten Mittelmaß für eine Mannschaft, die zweifelsohne zu den spielstärksten der Liga gehört.

Klar, dass das Trainer Tim Herterich beschäftigt, der sich mit seinen gerade mal 32 Jahren längst den Ruf eines versierten Strategen erarbeitet hat. 

Glückwunsch zur Vertragsverlängerung beim FC 06 über diese Saison hinaus? Warum passt es für beide Seiten?

Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber ich fühle mich beim FC 06 Bad Kissingen rundum wohl. Die Arbeit mit der sehr jungen, wissbegierigen und lernwilligen Mannschaft bereitet großen Spaß. Zudem ist die Zusammenarbeit mit der Vorstandschaft eng und vertrauensvoll.

Sie gelten als jemand, der in Sachen Fußball gerne über den Tellerrand hinausblickt. Daher gehen wir mal davon aus, dass Sie zwischen den Jahren viel Premier League-Fußball konsumiert haben…

In der Regel ist das tatsächlich der Fall (lacht). Aber dieses Jahr habe ich den Boxing Day mit der Familie verbracht und habe mir am 2. Weihnachtsfeiertag nur das 21-Uhr-Spiel von Manchester United gegen Aston Villa angeschaut.

Ziehen Sie aus solchen Spielen Erkenntnisse für Ihren Verein?

Durchaus. Auf Aston Villa habe ich zuletzt konzentrierter geachtet nach deren 1:0-Siegen gegen Manchester City und Arsenal London. Um zu schauen, wie die Villa-Spieler gegen den Ball arbeiten und dabei trotzdem die Kompaktheit behalten.

Die Winterpause ist die traditionelle Zeit für Neuigkeiten vom Spieler- und Trainermarkt. Wie intensiv verfolgen Sie diese Zeit aus Trainer-Sicht?

Ich informiere mich ganz normal über die Tageszeitung und die einschlägigen Online-Portale. Man will ja wissen, was sich tut im Rhöner Fußballgeschäft .

Es ist kein Geheimnis, dass Ihr Team einen Torjäger gut gebrauchen könnte. Gibt der Transfermarkt einen her? Bei all den zurück liegenden Turbulenzen beim Würzburger FV, vielleicht wäre ja Jan Krettek zu einer Rückkehr zu bewegen.

Jan ist aktuell kein akutes Thema, dennoch ist die Verbindung zu ihm immer noch intakt und eng. Wir tauschen uns auch regelmäßig aus. Jan hat beim WFV in der Hinrunde viele Spiele in der Bayernliga gemacht. Jetzt muss man abwarten, wie er sich unter dem neuen Trainer weiterentwickelt. Aber klar, Jan würden wir immer gerne im FC 06-Trikot sehen.

Andere Zugänge oder Abgänge?

Nein, da gibt es nichts zu verkünden.

Zur neuen Saison kommt allerdings Christoph Hiesberger als neuer Co-Trainer. Wie kam es zu dieser Verpflichtung?

Christoph wohnt in Schleerieth, ist aktuell Spieler in Unterpleichfeld und übernimmt dort jetzt schon Verantwortung. Er will ins Trainergeschäft einsteigen und dennoch weiter als Spieler auf dem Platz stehen und auf einem ordentlichen Niveau kicken. Wir kennen uns von unseren Spielen gegeneinander und stehen schon länger in Kontakt

Was war bis zur Winterpause gut?

Mit der Arbeit gegen den Ball sind wir im Trainer-Team, mit Fabian Meindl in dieser und Harald Bayer in der vergangenen Saison, sehr zufrieden. Mit 20 Gegentoren in 17 Spielen haben wir die beste Abwehr der Liga. Schon in der Rückrunde der vergangenen Punkte-Runde haben wir einen starken Fokus aufs Vermeiden von Toren gelegt, was Früchte trägt. Trotzdem spielen wir weiter offensiv. Dabei ist mir die Balance der Mannschaftsteile wichtig.

Und was war nicht so gut?

Die Chancenverwertung war in vielen Spielen unser Neckbreaker. Wenn man konstant so viele Gelegenheiten nicht nutzt, braucht man sich über den neunten Platz nicht wundern. Wir müssen am Abschluss arbeiten, um uns in dieser Disziplin zu verbessern.

Was hat Sie in der Liga bislang am meisten überrascht?
Ich schließe mich da meinem Münnerstädter Trainerkollegen Simon Snaschel an: Die Bezirksliga Ost ist sehr ausgeglichen, was auch ich so gesehen habe. Dass Oberschwarzach als Tabellenführer überwintert, hatte ich allerdings nicht erwartet, da hätte ich eher auf den TSV Aubstadt II getippt.

Wo liegt das meiste Potenzial für die noch ausstehenden Spiele dieser Saison?

Da gibt es noch einige Bereiche, beispielsweise die Körperlichkeit und die Stabilität, an der vor allem die jungen Spieler arbeiten müssen, auch in Form von Extraschichten. Das sind wichtige Bausteine, um in Zukunft noch erfolgreicher zu sein. Wir haben den Spielern schon in der vergangenen Saison effiziente Übungen an die Hand gegeben, die sie individuell umsetzen sollen. Neulich waren wohl zehn Jungs gemeinsam im Fitnessstudio, was uns Trainer natürlich freut.

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Schauen wir mal präzise auf die Mannschaft. Wie beurteilen Sie die bisherige Leistung von Torwart und Abwehr?

Generell bin ich mit der Defensivarbeit von Torwart und Abwehr sehr zufrieden. Wobei das Verteidigen schon bei unseren Stürmern beginnt, die den Gegner mit hohem Tempo anlaufen sollen. 

Ihre Bilanz zu Mittelfeld und Angriff?

Mir gefällt gut unsere Kreativität und Dominanz. Aber über all dem liegt eben der Schatten der ungenügenden Chancenverwertung, da müssen wir uns steigern, um bessere Ergebnisse zu erzielen.

Welcher Ihrer Spieler hat Sie in der Vorrunde am meisten überrascht?

Wenn ich jemanden herausheben müsste, würde ich Julius Rödl nennen, der aus unserer Jugend kam und in seinem erst zweiten Jahr bei den Herren einen Riesenschritt gemacht hat als Zehner oder offensiver Flügelspieler. Aber auch bei ihm ist noch viel Potenzial vorhanden. Nennen möchte ich auch Paul Füller, der eine lange Leidenszeit aufgrund seiner Knieverletzung hinter sich und sich als stabiler Innenverteidiger etabliert hat.

Hallenfußball oder Futsal?

Weder noch aus Trainersicht, wegen der Verletzungsgefahr. Müsste ich mich entscheiden, würde ich den altmodischen Hallenfußball mit Bande und altem Regelwerk bevorzugen.

Wann beginnt die Vorbereitung. Gibt es schon irgendwelche Termine?

Wir beginnen mit der Vorbereitung am 16. Januar und bestreiten unser erstes Testspiel am 27. oder 28. Januar bei der FT Schweinfurt . Vom 2. bis 4. Februar geht es ins Trainingslager ins thüringische Mühlhausen. Dann testen wir nochmal am 10. Februar in Winkels gegen Unterspiesheim, ehe es am 17. Februar wieder um Punkte geht, daheim gegen den TSV Abtswind II.

Wie bereiten Sie sich eigentlich auf den Re-Start vor. Sie haben immerhin einen Ruf als Taktik-Experte zu verlieren…

Im Trainer-Team hinterfragen wir uns ständig und suchen nach Lösungen, um Sachen und Abläufe zu verbessern. Wir haben auch die Hinrunde analysiert und haben einiges in petto, was wir jetzt umsetzen wollen.

Auf was dürfen sich die Fans freuen?

Auf eine junge und hungrige Mannschaft, die einen sehr emotionalen und leidenschaftlichen Fußball spielt. Die Jungs lassen immer ihr Herz auf dem Platz, was wir aber mit mehr Siegen als zuletzt garnieren wollen.

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