Es braucht nicht unbedingt immer ein großes Theater, um echtes Opern-Flair aufkommen zu lassen. Dies bewiesen jetzt Anna Samuil und Pavol Breslik auf der eher kleinen, aber feinen Bühne des Rossini-Saal bei ihrem bestens besuchten Konzert im Kissinger Sommer. Begleitet vom sagenhaft souveränen und ungemein einfühlsamen Pianisten Semion Skigin, boten Samuil und Breslik Belcanto vom Feinsten.
Von der Arie der Gräfin aus Mozarts Figaro bis Puccinis „O mio babbino caro“ präsentierte sich die Russin Samuil in bester Verfassung. So bot die 36-Jährige mit ihrem lyrischen und klaren Sopran den Zuhörern einen echten Ohrenschmaus. Der slowakische Tenor glänzte bei zahlreichen Opern-Hits wie Donizettis „Una furtiva lagrima“ mit seiner jugendlich-kräftigen Stimme, die mitunter an den legendären Fritz Wunderlich erinnerte.
Die ganze Bandbreite ihres facettenreich timbrierten Soprans kostete Anna Samuil insbesondere in der Arie der Tatjana aus Tschaikowskys Eugen Onegin aus. Dabei brillierte sie vor allem durch die unglaubliche Intensität ihrer Stimme, die sie in allen Lagen mit großer Energie verströmte. Plastisch in der Höhe, warm gefärbt in der Mitte und berückend in der Tiefe, sorgte sie hier für Gänsehaut-Feeling. Einen ganz speziellen Genuss bereitete beim Tschaikowsky das Klavierspiel von Semion Skigin, dessen fantastischer Anschlag und exquisiter Pedal-Gebrauch imponierend waren.
Besonders erfreulich war, wie toll sich die beiden Stimmen in den gemeinsam gesungenen Duetten ergänzten. So etwa in dem herrlich unverkrampft dargebotenen „Verné milováni“ aus der Verkauften Braut von Smetana. Ihre mittlerweile recht umfangreichen Bühnenerfahrungen ließen Anna Samuil und Pavol Breslik gerade in die eher heiteren Duette einfließen. Und nicht erst bei den beiden Zugaben aus Verdis La Traviata herrschte eine Stimmung fast wie in der Mailänder Scala.
Als Zugabe sang Pavol Breslik solo wunderschön das „Lunge da lei per me non v'ha diletto“, bevor er und Anna Samuil sich mit dem schmissig, aber mit viel Geschmack interpretierten berühmten „Libiamo, ne' lieti calici“ von dem hingerissenen Publikum verabschiedeten.