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SCHÖNAU
Fantasievolle Architektur mitten in Schönau
Imposant: Im Schönauer Dorfzentrum erstrahlt das als „Bauratshaus“ bekannte Jagdhaus des Schönauer Ehrenbürgers Artur Johlige wieder in neuem Glanz. Mit großem Aufwand und nach den Vorlagen aus der Erbauerzeit im Jahr 1912 wurde das Haus sowohl außen als auch im Innern restauriert.
| Imposant: Im Schönauer Dorfzentrum erstrahlt das als „Bauratshaus“ bekannte Jagdhaus des Schönauer Ehrenbürgers Artur Johlige wieder in neuem Glanz.
Von unserem Mitarbeiter Manfred Zirkelbach
 |  aktualisiert: 26.04.2023 17:37 Uhr

Das Jagdhaus des Leipziger Baurates und Schönauer Ehrenbürgers Arthur Johlige in der Schönauer Ortsmitte hat in den vergangenen Jahrzehnten ein eher bescheidenes, weil kaum beachtetes Dasein geführt. Jetzt ist das als „Bauratshaus“ bekannte Gebäude wieder in den Mittelpunkt des Schönauer Dorflebens gerückt. Der neue Eigentümer, der das gesamte Anwesen vor drei Jahren erworben hat, ließ das denkmalgeschützte Gebäude von Grund auf renovieren.

Genau 100 Jahre ist das imposante Haus alt. Es wurde 1912 anstelle einer Schreinerwerkstatt mit einem Tanzsaal, direkt gegenüber dem Gasthof Krone errichtet. Artur Johlige war Architekt, Bauunternehmer und Anfang des 20. Jahrhunderts leitender Baurat der Stadt Leipzig. In Schönau hielt sich Johlige oft auf, er hatte die Gemeindejagd inne und mit dem Bau der ersten Schönauer Wasserleitung hatte er sich bald große Verdienste um die Gemeinde erworben.

Beim Bau des Hauses und bei der Innenausstattung ließ er seiner Fantasie und seiner Freude am Experimentieren freien Lauf. So erinnert das Gebäude mit seinem Knüppelwalmdach eher an ein Schwarzwaldhaus, die verzierten Balkone und die Lüftlmalereien an Fenster und Türen an oberbayerische Bauernhäuser. Fränkischen Baustil sucht man vergebens an diesem Haus.

Die Fassadenmalereien wurden von dem um die Jahrhundertwende geschätzten Würzburger Kunst- und Kirchenmaler Eulogius Böhler ausgeführt. Werke dieses Künstlers in Rhön-Grabfeld sind auch in der Schutzmantelkapelle in Merkershausen zu bewundern.

Die Lust am Dekorieren

Bei der Innenausstattung setzt sich die Lust am dekorieren fort. Da ist zunächst eine große Diele mit mächtigem Unterzug und Stützpfeiler, die den Besucher in eine fast vergessene Zeit entführt. Wandverkleidungen, Malereien, Jagdmotive und vieles andere mehr aus der Erbauerzeit von 1912 sind im Original vorhanden.

Im holzvertäfelten und gewölbten Wohnraum sind Kinderköpfe wie Putten um einen wolkenumsäumten Strahlenkranz als Deckengemälde angebracht, ebenfalls meisterhafte Darstellungen des Würzburger Künstlers. Kachelofen, reich verzierte Türsimse, Kanapee, Jagdmotive und –gehörne vermitteln den Eindruck, in ein Museum einzutreten.

Der Baurat selbst konnte sich damals nicht mehr allzu lange an seinem „Jagdschlösschen“ erfreuen, denn er starb bereits 1919. Die Familie siedelte nach dem Krieg, im Jahr 1945, komplett aus Leipzig nach Schönau über. Bis 2005 blieb das Haus bewohnt, dann bot es die Erbengemeinschaft zum Verkauf an.

Bei der Sanierung und Renovierung wurde größter Wert auf die Unversehrtheit von Bausubstanz und Einrichtung gelegt. Bauen und Wohnen des frühen 20. Jahrhunderts sollten bei der Renovierung weitestgehend im Original erhalten bleiben. Die entsprechenden Spuren finden sich im ganzen Haus Zimmereinrichtungen, viele Möbel, die gewachsten Dielenböden, Türbeschläge, Jagdtrophäen, ausgestopfte Tiere.

Fachlich begleitet wurde das aufwendige Projekt vom Architekturbüro Sabine Kunert aus Leutershausen, das seine Kompetenz schon bei der Restaurierung einiger denkmalgeschützter Gebäude unter Beweis stellte. Die Restaurierung der Malereien an den Fassaden wurde von einem Fachbetrieb für Kirchenmalerei und Denkmalrestaurierung aus Eisenberg in Thüringen durchgeführt. Mit dem Amt für Denkmalpflege habe man vorbildlich zusammengearbeitet, stellte die Architektin zufrieden fest.

Bei der Eröffnung wurde das Haus nun erstmals nach der Renovierung der Öffentlichkeit vorgestellt. Bürgermeister Rudi Zehe stellte erfreut fest, dass mit der Restauration des denkmalgeschützten Hauses wieder ein Juwel in der Gemeinde entstanden sei. Die Handwerksbetriebe hätten besondere Leistungen erbracht, die Qualität lasse sich am äußeren Erscheinungsbild und bei den Innenarbeiten ablesen, wobei auf die Bausubstanz geachtet wurde.

Zeitgemäße Technik sei mit der früheren Wohnkultur bestens in Einklang gebracht worden, stellte der Besitzer mit einem großen Lob an die Handwerker fest.

In dem Gebäude sind drei Ferienwohnungen mit insgesamt 15 Betten eingerichtet worden, die ab sofort vermietet werden. Infos auf der Internetseite www.jagdhaus-schoenau.de

Innenansicht: Bei der Restaurierung des „Bauratshauses“ wurden drei Ferienwohnungen mit insgesamt 15 Übernachtungsmöglichkeiten eingerichtet. Bei der Inneneinrichtung wurde darauf geachtet, das Flair aus der Erbauerzeit (1912) zu erhalten.
Foto: Fotos (2): Manfred Zirkelbach | Innenansicht: Bei der Restaurierung des „Bauratshauses“ wurden drei Ferienwohnungen mit insgesamt 15 Übernachtungsmöglichkeiten eingerichtet.
 
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