Ausschlaggebend für die Wende im Fall Nguyen war offenbar ein amtsärztliches Gutachten des Gesundheitsamtes. Darin war die Schwere der Erkrankung von Vater und Sohn begutachtet worden. Beide leiden unter Asthma. Eine adäquate medizinische Behandlung der Krankheit in Vietnam aber ist nach Lage der Dinge nicht möglich. Demnach wäre die Abschiebung der Familie, die vor zwölf Jahren nach Deutschland kam und um Asyl bat, eine unzumutbare Härte.
Zu dieser Ansicht gelangte auch das Nürnberger Bundesamt. Mit seiner Entscheidung verbunden ist zwar nur eine dreimonatige Duldung der Familie. "An der Sachlage, die zur Anerkennung der Abschiebungshindernisse geführt hat, wird sich aber nichts ändern", sagt Rechtsanwalt Hans-Peter Schimanek (Karlsruhe), der die Nguyens vertreten hat. Die Überprüfung des Falls in drei Monaten werde wieder zu dem selben Ergebnis führen.
De facto also geht die jeweils dreimonatige Duldung laut Schimanek in ein Daueraufenthaltsrecht über. Wenn das von der Bundesregierung geplante neue Ausländergesetz in Kraft trete, sagt der Rechtsanwalt, "gibt es die Duldungen dann ohnehin nicht mehr."
Schimanek machte deutlich, dass der Druck der Öffentlichkeit und der Einsatz der Bürgerinitiative für die bestens integrierte Familie "eine erhebliche Bedeutung" dafür gehabt habe, dass keine Abschiebung mehr droht. "Es ist ein einmaliger Vorfall in der gesamten Bundesrepublik", sagte der Rechtsanwalt, "dass so viele Unterschriften in so kurzer Zeit zusammengekommen sind."
In der Tat: Unmittelbar nachdem die MAIN-POST am 2. Februar auf das der Familie drohende Schicksal hingewiesen hatte, setzte eine Welle der Unterstützung ein. Eine Bürgerinitiative wurde gegründet, die insgesamt weit über 4000 Unterschriften sammelte. Neben Privatpersonen stärkten Politiker, Kirchenleute sowie Verantwortliche aus Vereinen und Verbänden der Familie den Rücken. Sieben Petitionen aus Bad Kissingen gingen an den Landtag.