Der Tod von Odai K. in Bremen beschäftigt weiterhin viele Menschen. Inzwischen sitzen wegen des Vorfalls in der Silvesternacht, bei dem der 15-jährige Syrer so schwere Verletzungen erlitt, dass er am 7. Januar starb, drei Personen in Untersuchungshaft.
In Bad Bocklet gelebt
Odai K. hatte eine Zeit lang auch in Bad Bocklet gelebt. Nach Bremen zog er im vergangenen Jahr zusammen mit seiner Familie, nachdem diese als asylberechtigt anerkannt worden war, weil dort bereits Verwandte wohnten.
Wie bereits berichtet, hatte das Amtsgericht Bremen am 11. Januar gegen zwei Männer kurdischer Abstammung im Alter von 35 und 24 Jahren Haftbefehl wegen gemeinschaftlichen Totschlags erlassen. Den beiden Brüdern wirft die Staatsanwaltschaft vor, als Teil einer bis zu acht Personen großen Gruppe, Odai K. in der Silvesternacht gegen 0.20 Uhr „mit gezielten Faustschlägen und Fußtritten gegen den Kopf misshandelt“ zu haben.
Gezielte Gewalt gegen den Kopf
Das Opfer habe ein Schädelhirntrauma mit Hirnblutungen erlitten, erklärt Frank Passade, der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Bremen. An diesen schweren Verletzungen ist er knapp eine Woche später in einer Bremer Klinik gestorben.
Wenige Tage nach der Verhaftung der beiden Erwachsenen holte nach einem Bericht des Weser-Kuriers die Polizei zwei Schüler einer Schule in Bremen-Nord aus dem Unterricht zur Vernehmung. Einen der beiden behielten die Ermittler nach der Vernehmung da. Auch er sitzt inzwischen in Untersuchungshaft, bestätigte Frank Passade auf Anfrage dieser Redaktion.
Aus dem Unterricht geholt
Dieser, wie das Opfer 15 Jahre alte Tatverdächtige soll ein Neffe der beiden Männer sein, die bereits vorher in Untersuchungshaft genommen worden waren. Bei dem anderen Schüler, den die Polizei ebenfalls vernommen hatte, bestätigte sich laut Weser-Kurier der Verdacht nicht, dass auch er zu der Gruppe von Schlägern gehörte, die Odai K. in der Silvesternacht in einem ehemaligen türkischen Café so schwer verletzten, dass er nach einigen Tagen im künstlichen Koma starb.
Kritiker beklagen „Kuscheljustiz“
Der Weser-Kurier berichtete vergangene Woche auch über „Hinweisgeber“, die „Versäumnisse bei der Erstversorgung“ Odais kritisierten. Die Staatsanwaltschaft, so Pressesprecher Frank Passade auf Anfrage dieser Redaktion, habe dazu bis jetzt aber keine Erkenntnisse.
Der Fall hat in Bremen Diskussionen über den richtigen Umgang mit jugendlichen Straftätern ausgelöst. Der Weser-Kurier etwa zitiert den Geschäftsführer der Caritas, deren Streetworker viel in dem betroffenen Viertel unterwegs seien, mit der Aussage, selbst wiederholtes gewalttätiges Verhalten mancher Heranwachsender werde in Bremen nicht wirklich sanktioniert. In Online-Kommentaren fällt mehrfach das Wort „Kuscheljustiz“.
Im Biedermeierbad freundschaftlich aufgenommen
Die Familie Odais war in Bocklet freundschaftlich aufgenommen worden. In das Biedermeierbad gekommen waren zunächst Vater und Tochter. Die Muter und ein jüngerer Sohn sowie Odai kamen später nach.