In einem geländegängigen Lkw ist alles größer, fester und intensiver. Wer bei der Offroadmesse Abenteuer & Allrad in Bad Kissingen zum ersten Mal in eines dieser Ungetüme einsteigt, wird sich darüber vielleicht nicht sofort wundern. Spätestens nach Überquerung des ersten großen Hubbels ist er aber ganz bestimmt überrascht, um wieviel heftiger sich hier auswirkt, was der Fahrer tut. Mangelt es dem fahrtechnisch noch an der nötigen Geschmeidigkeit, dann machen sich ruckartige Stopps, zum Beispiel nach Erreichen einer Senke auf der Probestrecke, in unfreiwilligen Hüpfern seiner Beifahrer bemerkbar. Da ist man schnell bereit, verständnisvoll zu nicken, wenn der professionelle Anleiter neben dran mit Respekt erklärt, warum der Fahrer so viel kurbeln muss: „Das sind zehn Tonnen, die da gegen dich arbeiten.“
Hüpfer dürfte es auf dem Messegelände oberhalb von Bad Kissingen täglich zu Hunderten geben. Die Chance, einmal so einen Koloss gefahrlos auf abgesperrter Strecke zu bewegen, ist eine der Attraktionen eines Ereignisses, das nach Einschätzungen des Veranstalters Pro-log bis einschließlich Sonntag 50 000 Besucher nach Bad Kissingen locken wird und als Europas größte Offroadmesse gilt.
Pro Messetag absolviert jeder der drei geländegängigen Lkw auf der Strecke 150 Fahrten. Zählt man all die anderen Gelegenheiten, Gefährte durchs Gelände zu steuern hinzu, errechnet sich für das Areal, das einst die US-Armee als Raketenstellung nutzte, ein ansehnliches Verkehrsaufkommen. Denn wer ausprobieren will, welche Art von Fahrzeug seinen Erwartungen im Gelände am ehesten entspricht, kann diese Neigung vielfältig ausleben: im klassischen Geländewagen, auf dem Segway, per Quad oder auf dem Ziesel. Das ist ein kleines Raupenfahrzeug.
Vor allen Dingen als Freizeitvergnügen nutzen das Ereignis Familien aus der näheren Umgebung. Daneben hat die Messe aber auch echte Bedeutung für die Freunde von Abenteuerreisen und von Fahrspaß abseits befestigter Straßen. Sie verschaffen der Kurstadt bis einschließlich Sonntag ein nationales und zum Teil sogar internationales Publikum.
Sie kommen nicht nur, um sich die neuesten Modelle diverser Hersteller von Offroad-Fahrzeugen anzuschauen. Sehr ausgeprägt ist auch das Angebot an großen und kleinen, an unbedingt notwendigen oder auch nur wünschenswerten Ergänzungen für die eigene Reiseausrüstung.
Zum Ereignis geworden ist die 1999 erstmals in Bad Kissingen ausgerichtete Messe zudem für zahlreiche Medien. Nicht nur die Fachpresse berichtet aus der ungewöhnlichen Wallfahrtsstätte für Offroadfans.
„Abenteuer & Allrad“ findet zum 17. Mal statt
Die am Donnerstag eröffnete Offroadmesse bei Bad Kissingen vereint nach Angaben des in der Kurstadt ansässigen Veranstalters Pro-Log auf einem Areal von 110 000 Quadratmetern über 200 Aussteller. Die Palette reicht dabei von international renommierten Fahrzeugherstellern bis zum Anbieter von Modellautos. Werkzeuge findet der geneigte Gast dort ebenso wie Wohnkabinen, Reifen, Ersatzteile oder Globetrotterkleidung.
Direkt anfahren können Offroadfans das oberhalb der Kurstadt inmitten unberührter Natur liegende Veranstaltungsgelände nicht. Tagesbesucher steuern einen eigens ausgewiesenen Parkplatz in der Kasernenstraße an. Für Besucher, die selbst mit Reisemobil oder Zelt in die Stadt kommen, gibt es eine Camp-Area. Den Transport zum Veranstaltungsgelände übernimmt für Tages- und für Übernachtungsgäste jeweils ein Bus-Shuttle.
Eine Vortragsreihe mit pro Vortrag maximal 200 Plätzen ergänzt das Aktions- und Ausstellungsangebot. Den Auftakt setzte am Donnerstag, dem Eröffnungstag, der Globetrotter und renommierte Wüstenfotograf Michael Martin. Am Freitag, 5. Juni, spricht um 10.30 Uhr und 15 Uhr der britische Offroad-Pionier Andrew White. Das Abenteuer-Team Overcross ist am Freitag (13 Uhr) und am Samstag, 6. Juni (11 Uhr) an der Reihe. Mario Goldstein berichtet am Samstag ab 13 Uhr über eine Reise auf dem Landweg zum Dalai Lama nach Indien. Und der Bergsteiger und Extremkletterer Alexander Huber, eine Hälfte der Huberbuam, erzählt am Sonntag, 7. Juni, um 12 Uhr und um 14 Uhr wie es so ist „Am Limit“.
Für Besucher geöffnet ist das Ausstellungsgelände am Freitag und am Samstag jeweils von 10 Uhr bis 18 Uhr und am Sonntag in der Zeit von 10 Uhr bis 17 Uhr. Text: far