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RANNUNGEN
Fahrräder ließen manches Kinderherz höherschlagen
Freude über den Besuch: Im Kindergarten in Repki brachten Conny und Werner Keller aus Rannungen auch eine Spende vorbei.
Foto: Privat | Freude über den Besuch: Im Kindergarten in Repki brachten Conny und Werner Keller aus Rannungen auch eine Spende vorbei.
Peter Rauch
 |  aktualisiert: 13.07.2015 17:08 Uhr

Conny und Werner Keller haben die Tschernobyl-Hilfe nicht einfach abhaken können. Nach dem Reaktorunglück 1986 hatten sie, wie andere Familien im Landkreis auch, über den Kreisjugendring immer wieder Kinder aus der gefährdeten ukrainischen Region in den Ferien zu Gast. Die Schwestern Vita und Diana Lutzkaja (31 und 18) laden die Kellers noch heute zu sich ein. Sie pflegen aber auch andere Kontakte in Kiew, Butcha und Repki – Orte, in denen bis vor zehn Jahren die freiwilligen Helfer des Kreisjugendrings (KJR) Bad Kissingen noch ihre Hilfsgüter ablieferten.

Im Juni fuhren die Kellers privat wieder in die Ukraine, um ihre „Patenkinder“ zu besuchen. Mit dabei war auch Katharina Eisenmann, die Freundin ihres Sohnes. In ihrem Sprinter hatten die Kellers etliche Fahrräder und manch andere kleine Spende dabei, die sie an die ihnen vertrauten Einrichtungen verteilten.

„Wir waren in den Orten, die wir früher angefahren haben“, sagt Keller. In Butcha zum Beispiel besuchten sie ein Internat, das früher ein Waisenhaus war. In Repki freuten sich die Mädchen und Buben zweier Kindergärten über Spenden.

2500 Euro verteilten die Rannunger auf mehrere soziale Einrichtungen. 1500 Euro brachten die Kellers vom Bad Kissinger Kreisjugendring als Spende mit in die Ukraine. Neben etlichen privaten Spenden stammten zudem 400 Euro aus dem Rannunger Kommunionkleider-Markt. Mit dabei hatten die Besucher zudem 17 gebrauchte Fahrräder. „Da habe ich in Rannungen herumgefragt und die Leute haben nachgeschaut, ob sie ein altes Rad im Keller haben“, sagt Keller.

Irgendwie war's wohl Fügung: Als die Deutschen ihre Spenden gerade ausfuhren, stellten sie fest, dass sie am ukrainischen „Tag des Kindes“ unterwegs waren. „Es ist immer noch Hilfe notwendig“, sagt Werner Keller. Obwohl nun fast 30 Jahre seit dem Reaktorunglück ins Land gingen, habe sich eigentlich „nichts verbessert“, außer der Infrastruktur. Denn es wurde in großem Maß ins Straßennetz investiert, als Polen und die Ukraine 2012 die Fußball-Europameisterschaft ausrichteten.

Kontakte weiterpflegen

Die Stimmung der Bewohner ist gedrückt. „Alle haben genug von Revolution und Aufständen.“ Das hat Keller immer wieder wahrgenommen, wenn er unterwegs mit Einwohnern ins Gespräch kam. Nach einem Aufstand werde nichts besser, sondern eher schlechter, sagen die meisten. Weil das Land sein Geld für die Soldaten und den Krieg hortet, wurden die Renten gekürzt, die Lebensmittel wurden teurer, erzählt Keller.

„Wir wollen die Kontakte, die wir haben, weiter pflegen“, sagt der Rannunger. „Man kann nicht allen helfen, aber wenigstens den Einrichtungen, die wir kennen.“ Ein bestimmter Geldbetrag floss übrigens auch an ein kleines Mädchen, das wegen einer Nierenkrankheit eine lebensnotwendige Operation brauchte.

Mit den Fahrrädern machten die deutschen Besucher so manchem Kind eine Freude. Denn die „neuen“ Räder ließen nicht nur Kinderherzen in den verschiedenen Einrichtungen höher schlagen. Auch unterwegs trafen die Rannunger Mädchen und Buben, denen sie ein Fahrrad schenkten. In Dobrijanka zum Beispiel besuchten sie ein Mädchen, das früher über den KJR nach Bad Kissingen kam. Die Freude dort war riesig groß, als ein paar der Räder ausgepackt wurden, erzählt Keller.

Im gleichen Ort beschenkten sie auch einen Jungen, der vor ein paar Wochen durch einen tragischen Unfall seine Mutter verlor: Jemand hatte eine Art Panzerfaust aus dem Krieg mitgebracht und wollte sie in der Schule vorzeigen. Dort arbeitete die Mutter als Lehrerin. Die Waffe ging dann plötzlich in der Schule hoch und es gab eine große Detonation. Die Mutter war unglücklicherweise nicht weit entfernt und kam bei dem Vorfall ums Leben.

 
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