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Pfaffenhausen
Experimente mit Waschnüssen
Chantal-Sophie Genzler nimmt an der Internationalen Biologie-Olympiade teil. Für die Arbeiten hat sie viel Freizeit in den Ferien investiert und sich mit Pflanzen und ausgestorbenen Tierarten beschäftigt.
Doris Bauer
 |  aktualisiert: 14.12.2021 14:45 Uhr

Was treibt eine Schülerin an, in ihrer Freizeit naturwissenschaftliche Themen zu bearbeiten? Sogar solche, bei denen man sich zunächst selbst Wissen aneignen muss? Für die 16-jährige Chantal-Sophie Genzler aus Pfaffenhausen , die das Frobenius-Gymnasium in Hammelburg besucht, ist die Antwort eindeutig: "Es macht mir Spaß, mich mit verschiedensten Themen auseinanderzusetzen." Deshalb ist sie eine von bundesweit 1154 Teilnehmern der internationalen Biologie-Olympiade (IBO) und hat gleich in der ersten Runde den 195. Platz erreicht, bayernweit sogar den 13. - eine Spitzenleistung.

"Ich hatte in der Vergangenheit bereits an einigen naturwissenschaftlichen Wettbewerben, wie Experimente Antworten oder Jugend forscht teilgenommen. Meine Lehrerin Christine Kreß hat mich zur IBO angesprochen, weil sie meinte, ich hätte Interesse und Spaß an den Aufgaben. Sie hatte völlig Recht, auch wenn ich anfangs skeptisch war, ob ich die Fragen überhaupt beantworten könnte. Aber ich wollte es einfach ausprobieren und dachte mir, auch wenn ich nicht weiterkomme, habe ich immerhin viel an neuem Wissen dazugewonnen", erklärt die Zehntklässlerin.

Der Aufwand, den Chantal-Sophie Genzler, oder Channy, wie sie genannt wird, betrieben hat, war teilweise enorm: "Während sich manche Fragen durch einfaches Recherchieren lösen ließen, musste ich für andere teilweise stundenlang das Internet durchsuchen, bis ich einen Lösungsansatz fand. Die Arbeit habe ich in den Sommerferien geschrieben. Das dafür notwendige Experiment habe ich ziemlich am Schluss durchgeführt, da es doch ziemlich zeitaufwendig in der Vorbereitung war. Ich musste mit elf verschiedenen Gießwasseransätzen Kresse gießen. Für jede Portion Kresse hatte ich eine eigene Flasche mit eigenem Wasser und eigenem Löffel. Da dauerte das tägliche Gießen alleine zehn Minuten."

"Ich finde es immer wieder aufs Neue sehr beeindruckend, dass Schüler freiwillig ein solches Arbeitspensum bewältigen. Und dazu auch noch in den Ferien", wertschätzte Studienrätin Christine Kreß die Arbeit von Chantal-Sophie.

In der Hausarbeit, die Chantal-Sophie in den Sommerferien erstellte, musste sie drei von vier gestellten Themen bearbeiten. "Nur ruhig Blut ", hieß eine Aufgabe. "Hier ging es vor allem um Atmung und die Sauerstoffversorgung durch das Blut . So musste ich berechnen, wie viele Herzschläge man durch ein regelmäßiges Ausdauertraining, wöchentlich drei Mal 30 Minuten, jährlich sparen kann. Das waren sogar richtig viel, nämlich 5 256 000 Herzschläge. Ich musste für verschiedene Organe und Muskeln die Durchblutung in Ruhe und in Belastung zuordnen, Sauerstoffbindungskurven für verschiedene Säugetiere erstellen und mit dem Menschen vergleichen. Außerdem musste ich Blutvolumen berechnen und begründen, warum Erythropoietin (EPO) als Dopingmittel verwendet wird und warum es so schwer nachweisbar ist", gab die Schülerin einen Einblick in ihre Arbeit.

Außerdem musste sie Waschnüsse zunächst taxonomisch (zum Beispiel Klasse, Familie und Art) einordnen und im weiteren deren Wirkungsweise erklären. "Waschnüsse enthalten den Stoff Saponin, der die Oberflächenspannung des Wassers verringert, so dass es besser in die Wäschefasern eindringen" kann", erklärt Chantal-Sophie Genzler. "Danach folgte das Experiment, in dem ich in einem Keimungsversuch - hier habe ich Kresse genommen - durch Verdünnungsreihen testete, wie sich die Keimlinge entwickeln, wenn sie mit herkömmlichem Waschmittelwasser oder Waschnusswaschwasser gegossen werden. Das Ergebnis war beeindruckend: Das stark konzentrierte Waschnusswasser wirkte sich zunächst positiv auf das Wachstum aus, was aber nach kurzer Zeit stoppte. Außerdem informierte ich mich über Waschnüsse im Allgemeinen und setzte mich auch kritisch mit ihrer Verwendung auseinander."

"Weiterhin musste ich mich mit Przewalski-Pferden und ausgestorbenen Tierarten beschäftigen. So sollte man weitere Unpaarhufer-Arten, die in den letzten 500 Jahren ausgestorben sind, wie zum Beispiel das Quagga, eine Zebra-Form oder das westliche Spitzmaulnashorn, sowie mögliche Faktoren für ihr Aussterben nennen. Außerdem musste die effektive Populationsgröße für verschiedene Herdengrößen der Przewalski-Pferde berechnet und daraus Folgen für ein Auswilderungsprojekt gezogen werden. Auch Genetik war Teil der Aufgaben. Hier sollte aufgezeigt werden, warum es genetisch gesehen problematisch ist, wenn es nur noch wenige Exemplare einer Art gibt. Die Aufgabenstellungen waren teils eine große Herausforderung, da diese oft etwas verwirrend oder im Fachjargon geschrieben waren. Das heißt, ich musste erst die Aufgabenstellung für mich übersetzen, damit ich die Aufgabe verstand und dann überhaupt bearbeiten konnte. Teilweise hatten wir Themen auch noch nicht im Unterricht besprochen", merkt die 16-Jährige an. Ende November schrieb die Schülerin die 120-minütige Klausur, der zweite Teil der Biologie-Olympiade. Das Ergebnis steht noch aus. "Ich rechne mit den Ergebnissen bis zu den Weihnachtsferien", ist sich Sophie-Chantal Genzler sicher. "Natürlich wäre es schön, wenn ich bestanden habe. Falls nicht, dann ist das auch nicht schlimm. Ich bin weit gekommen und ich habe viel Neues und Interessantes gelernt. Wenn möglich, wird mein zukünftiger Beruf im Bereich Biologie liegen."

 
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