Die Grünfüßigen Teichhühner am Roten Schloss haben Nachwuchs bekommen und neue Gesellschaft dazu: Im Hammelburger Weiher fühlen sich offenbar auch zwei Schildkröten pudelwohl. Um Exemplare der einzigen heimischen Art, der Europäischen Sumpfschildkröte, handelt es sich definitiv nicht. Solche wären an der Nordgrenze ihres Verbreitungsgebiets angekommen, sind aber mittlerweile so selten, dass sie zu den europaweit gefährdeten Arten gezählt werden. Sie sei „in Bayern so gut wie ausgestorben“, schließt auch Ulf Zeidler aus, langjähriger Vorsitzender des hiesigen Bund Naturschutz.
Sehr wahrscheinlich handele es sich um einen Exoten, möglicherweise um Gelbwangenschildkröten. „Die haben wir hier öfter an den Naturteichen in den Wäldern“, so der Naturschützer.
Wie sie dorthin kommen, ist aus Zeidlers Sicht relativ klar: Wenn sich jemand ein solches Tier anschaffe, sei es oft „nicht größer als ein Fünf-Euro-Stück“, einige Jahre später dann aber „so groß wie ein Hutdeckel“ – und dann reiche das Aquarium oder Aquaterrarium nicht mehr aus. „Irgendwann werden sie zu groß oder zu lästig, dann sind solche Teiche eine ideale Deponie.“ Die Reptilien werden ausgesetzt.
Die erste Schildkröte im Hammelburger Weiher wurde bereits im vergangenen Jahr gesichtet. Sie scheint auch erfolgreich überwintert zu haben, was Zeidler durchaus für möglich hält: „Sie vergraben sich im Ufer, im Schlamm oder Gestrüpp und sind im Frühjahr wieder da.“
In diesem Frühling nun ist offenbar eine zweite, eine kleinere Schildkröte hinzugekommen. Nicht selten sonnen sich die beiden auf dem Stück Altholz im südlichen Zipfel des gut 100 Meter lang gestreckten Gewässers südlich des Roten Schlosses, tauchen immer wieder auch mal ab. Im Garten nebenan soll sich die Größere sogar schon mal im Salatbeet gütlich getan haben, erzählt ein Beobachter. Ansonsten fangen die alles, holt Zeidler aus: Fische, Kaulquappen, Mäuse, Frosch- und Krötenlaich. Und natürlich würden sie Enten, Fischen und Ratten auch den ein oder anderen Brotkanten wegschnappen, den Menschen verbotenerweise für die Tiere ins Wasser werfen. Rein rechtlich sei es natürlich nicht in Ordnung, dass diese Reptilien einfach ausgesetzt würden. Aus Sicht des Naturschutzes sei diese Wasserschildkröte, die ursprünglich aus dem Süden der USA stammt, Faunenverfälschung. „Das Tier gehört nicht da hin“, macht Ulf Zeidler deutlich. „Aber wenn's da ist und überlebt,“ so zeigt er sich nachsichtig, „ist es eine Bereicherung“.
Die Schildkröten seien vorsichtig, schnell, und gehen einfach auf Tauchstation, sobald Gefahr droht. Natürliche Feinde müssen sie hier nicht fürchten: Seeadler gibt es hierzulande nicht, und selbst große Hechte könnten den Panzer der Schildkröte nicht knacken.
Mag sein, dass die Angler, die den Weiher von der Stadt gepachtet haben und die dort auch Fische einsetzen, von den neuen Gästen wenig begeistert sind. Doch auch Stockenten sind durchaus in der Lage, sich den ein oder anderen Jungfisch aus dem Teich zu schnappen, wie jüngst in der Mittagszeit zu beobachten war.