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Volkers
Evhenii Stoianov will bald in die Rhön zurückkehren
In Volkers und beim TSV hat der ukrainische Asylbewerber Evhenii Stoianov Spuren hinterlassen. Nun reiste er nicht ganz freiwillig in seine Heimat aus. Um an seiner Rückkehr zu arbeiten.
TSV-Volkers-Vorsitzende Claudia Karg überreichte dem scheidenden Evhenii Stoianov unter anderem ein Trikot mit persönlicher Namensbeflockung. Links Kapitän Nico Ipek, der ihm bei seinem 'Abschiedsspiel' gegen Obereschenbach die Binde überließ. Foto: Hans-Peter Ehrensberger       -  TSV-Volkers-Vorsitzende Claudia Karg überreichte dem scheidenden Evhenii Stoianov unter anderem ein Trikot mit persönlicher Namensbeflockung. Links Kapitän Nico Ipek, der ihm bei seinem 'Abschiedsspiel' gegen Obereschenbach die Binde überließ. Foto: Hans-Peter Ehrensberger
| TSV-Volkers-Vorsitzende Claudia Karg überreichte dem scheidenden Evhenii Stoianov unter anderem ein Trikot mit persönlicher Namensbeflockung.
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 17.08.2022 23:45 Uhr

Vor fast fünf Jahren kam Evhenii Stoianov wegen des Krieges im Donbas -Gebiet (Ostukraine) nach Deutschland. In der Flüchtlingsunterkunft in Volkers fand der heute 27-Jährige eine erste Bleibe - und beim TSV eine sportliche Heimat. Er schoss wichtige Tore, gehörte zum Stamm der Fußball-Mannschaft. Vor wenigen Tagen kehrte Stoianov "freiwillig" in die Ukraine zurück. Sein Schicksal steht für das vieler Asylbewerber , die hierzulande kaum Chancen auf Anerkennung haben.

Beim TSV Volkers weinen sie Evhenii Stoianov mehr als eine Träne nach. Fußball-Abteilungsleiter Oliver Brust : "Auf Evhenii konntest du dich immer verlassen. Er fehlte so gut wie nie, weder beim zweimaligen Training unter der Woche, noch bei den sonntäglichen Spielen."

In der Aufstiegsrelegation zur A-Klasse 2015/16 gelang Stoianov das entscheidende Tor für Volkers . Nicht nur deswegen überließ Mannschaftsführer Nico Ipek ihm bei seinem "Abschiedsspiel" gegen Obereschenbach am 20. Oktober gerne die Kapitäns-Binde. "Er war ein wichtiger Faktor in unserem Team - gerade unter dem Aspekt unserer mitunter doch stark angespannten Personalsituation."

Drei Tage nach dem Spiel saß der studierte Maschinenbau-Ingenieur mit seinen Eltern im Flieger Richtung ukrainische Hauptstadt Kiew. Dann ging es weiter nach Odessa am Schwarzen Meer, wo die Stoianovs um 20.35 Uhr eintreffen sollten. "Nach Rückkehrberatung freiwillig ausgereist", bestätigt Johannes Hardenacke , Sprecher der Regierung von Unterfranken auf Nachfrage den Vorgang.

Heißt: Die Ausreise war keine Abschiebung, wie sie bei abgelehnten Asylbewerbern öfters geschieht. Die ukrainische Familie erhielt laut Hardenacke sogar "Reiseunterstützung und Starthilfe für die Anfangsphase im Heimatland von gut 1000 Euro pro Person". Der Vorteil einer freiwilligen Ausreise sei, dass Evhenii Stoianov "unter normalen Voraussetzungen der Visa-Erteilung zur Arbeitsaufnahme nach Deutschland zurückkehren kann". Das unterscheide ihn von einem abgeschobenen abgelehnten Asylbewerber , dessen Einreisesperre einige Jahre betragen könne.

Die Chancen für Asylsuchende aus der Ukraine, in Deutschland als Flüchtling anerkannt oder zumindest zeitweise geduldet zu werden, erscheinen gering. 2018 stellten laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 1061 Ukrainer in Deutschland einen sogenannten Erstantrag auf Asyl . 1168 wurden abgelehnt, wobei das auch Anträge aus den Jahren zuvor betreffen kann. Lediglich 77 Entscheidungen fielen positiv aus. Wobei das laut Bundesamt nicht nur eine Anerkennung als Asylberechtigter oder Flüchtling umfasst, sondern auch die Gewährung von subsidiärem Schutz und die Feststellung eines Abschiebungsverbots. Die sich daraus ergebende sogenannte Schutzquote beträgt 4,6 Prozent.

Interessant auch: 444 Fälle fielen unter den Punkt "Sonstige Verfahrenserledigungen". Das bedeutet zum Beispiel, dass nicht die Bundesrepublik Deutschland, sondern ein anderer europäischer Staat zuständig ist, in den ein Asylbewerber zuerst eingereist ist (Dublin-Verordnung). Erledigt ist ein Verfahren aber auch, wenn der Asylantrag zurückgenommen wurde.

In diesem Jahr beantragten bis September 875 ukrainische Staatsbürger Asyl in Deutschland. 651 Anträge wurden abgelehnt, nur 54 positiv beschieden. Eine Schutzquote von 5,2 Prozent. Unter "Sonstige Verfahrenserledigungen" fielen 324 Asylanträge.

Insgesamt also schlechte Aussichten für Evhenii Stoianov, dessen Asylantrag prompt abgelehnt wurde. Allerdings besteht für ihn eine weitere Chance. Zum 1. September 2020 hat ihm die Baufirma Georg Väth aus Oberbach eine Ausbildungsstelle zum Straßenbauer vertraglich zugesichert. Allerdings - so sind die Regeln - muss er erst ausreisen und als Voraussetzung für seine Rückkehr bei der Deutschen Botschaft ein so genanntes Aufenthalts- und/oder Arbeitsduldungs-Visum beantragen.

Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge reisten über das REAG/GARP-Programm zur Rückführung in die Heimat oder ein anderes aufnahmebereites Land im vergangenen Jahr 719 Ukrainer freiwillig aus. Von Januar bis September 2019 waren es 443. Da aber auch Menschen unabhängig von diesem Programm Deutschland verlassen, dürfte die Gesamtzahl jeweils höher sein.

Da sich die Wege vorerst trennen, gab es nach Evhenii Stoianovs vorläufig letztem Volkerser "Heimspiel" einen großen Abschied. Mannschaft, Zuschauer und Verein hatten Geld gesammelt, als persönliche Überbrückungshilfe für die Ukraine und Rückkehrpolster nach Deutschland. TSV-Vorsitzende Claudia Karg überreichte ein Kuvert, ein Volkerser Mannschaftsfoto sowie ein Trikot mit persönlicher Namensbeflockung.

"Evhenii, es ist ein trauriger Anlass. Alle im Verein haben dich als Spieler und Mensch schätzen gelernt. Aber unsere Bemühungen um deinen Verbleib beim TSV waren leider nicht von Erfolg gekrönt." Stoianov antwortete, mit seinem B 1-Level-Deutsch und ukrainischem Akzent: "Danke für die fünf tollen Jahre. Wir waren eine prima Gemeinschaft. Ich komme wieder. Ganz bestimmt, auch wenn ich noch nicht weiß, wann genau."

 
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  • E. B.
    Was haben wir für Politiker, die solche Gesetze beschließen.
    Kostet uns doch mehr Geld, als wenn sie dableiben würden. Das Engagement der Bevölkerung war umsonst.
    Ich hoffe, dass die Familie wieder zurück kommt und wünsche, dass die Main-Post darüber berichtet.
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