zurück
Dittlofsroda
Ehemaliges Pfarrhaus Dittlofsroda zu verkaufen
Am 15. November endet die Angebotsfrist für ein ganz besonderes Gebäude am Gerstenberg in Dittlofsroda. Mittelfristig wird sich die evangelische Kirche von weiteren Immobilien trennen müssen.
Das ehemalige Pfarrhaus in Dittlofsroda ist bereits vor einem Jahr entwidmet worden. Das leer stehende Gebäude steht zum Verkauf, Gebote sind noch bis 15. November 2023 möglich.       -  Das ehemalige Pfarrhaus in Dittlofsroda ist bereits vor einem Jahr entwidmet worden. Das leer stehende Gebäude steht zum Verkauf, Gebote sind noch bis 15. November 2023 möglich.
Foto: Ralf Ruppert | Das ehemalige Pfarrhaus in Dittlofsroda ist bereits vor einem Jahr entwidmet worden. Das leer stehende Gebäude steht zum Verkauf, Gebote sind noch bis 15. November 2023 möglich.
Ralf Ruppert
 |  aktualisiert: 21.11.2023 03:04 Uhr

Der gesellschaftliche Wandel macht auch vor den christlichen Kirchen nicht Halt: „Wir gehen davon aus, dass wir 2035 nur noch halb so viele Pfarrpersonen haben wie aktuell“, fasst Till Roth die Prognosen zusammen. Roth ist Dekan des evangelisch-lutherischen Dekanats Lohr und damit unter anderem für den westlichen Landkreis Bad Kissingen zuständig.

Weil viele Pfarrerinnen und Pfarrer in Ruhestand gehen und weil Pfarrstellen wegfallen, muss sich die evangelische Landeskirche von ersten Pfarrhäusern trennen. Aktuell steht das ehemalige Pfarrhaus in Dittlofsroda zum Verkauf.

1220 Quadratmeter großes Grundstück

Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Dittlofsroda bietet mit Billigung der Kirchenvorstände Völkersleier und Waizenbach die Immobilie am Gerstenberg 24 an. Dass es sich dabei um ein Kernstück des Dorfes handelt, ist bereits am Eintrag im Grundbuch abzulesen: Das 1220 Quadratmeter große Grundstück hat in der Gemarkung die Flurnummer 9.

In Völkersleier steht in Sichtweite der evangelischen Kirche (rechts) auch eine katholische Kirche. Dekan Roth könnte sich mittelfristig eine Kooperation vorstellen.       -  In Völkersleier steht in Sichtweite der evangelischen Kirche (rechts) auch eine katholische Kirche. Dekan Roth könnte sich mittelfristig eine Kooperation vorstellen.
Foto: Ralf Ruppert | In Völkersleier steht in Sichtweite der evangelischen Kirche (rechts) auch eine katholische Kirche. Dekan Roth könnte sich mittelfristig eine Kooperation vorstellen.

Den Verkehrswert des erst vor wenigen Jahren sanierten Gebäudes hat ein Gutachter auf 234.000 Euro festgesetzt. Schriftliche Gebote können bis Mittwoch, 15. November, im gemeinsamen Pfarramt der Pfarreien Dittlofsroda und Hammelburg in der Berliner Straße 2 in Hammelburg abgegeben werden.

Aktuell einziges Verkaufsangebot

„Auf Grund des abnehmenden Personals werden weniger Pfarrhäuser gebraucht“, verweist Dekan Roth auf einen Bedarfsplan für sein Dekanat Lohr . Bei den Pfarrhäusern sei die Kategorisierung schon relativ weit.

Trotzdem sei das ehemalige Pfarrhaus in Dittlofsroda aktuell das einzige, das verkauft werden soll.

Diskussion über Pfarrhaus in Mittelsinn

Als nächstes könnte vielleicht das Pfarrhaus in Mittelsinn an der Reihe sein: Dort wurde eine Pfarrei zusammen mit Burgsinn gebildet, und der Pfarrer sei in Ruhestand gegangen. „Noch wohnt das Pfarrer-Ehepaar in dem Gebäude“, schildert Roth die Lage.

Mittelfristig gebe es wegen der sinkenden Zahl an Kirchenmitgliedern aber auch in anderen Pfarreien Handlungsbedarf, auch im Landkreis Bad Kissingen: Weißenbach und Zeitlofs sowie Wildflecken und Geroda seien jeweils vom Umfang her halbe Pfarrstellen.

Aktuell sind die Pfarrhäuser noch besetzt

Momentan sind in diesen vier Pfarreien noch alle Stellen besetzt und die Pfarrhäuser bewohnt, mittelfristig seien jedoch in beiden Bereichen irgendwann Pfarrhäuser übrig. Allerdings gebe es noch keine Details und weder eine Entscheidung vor Ort noch auf Dekanatsebene.

Als nächster Schritt werde gerade geschaut, wo langfristig vielleicht auch Gemeindehäuser überflüssig sind.

Auch Gemeindehäuser und Kirchen stehen in Frage

Als letzter Schritt wären dann irgendwann sogar die Kirchen an der Reihe, aber: „Da haben wir noch gar nichts unternommen“, stellt Dekan Roth klar.

Lediglich bei einer Kirche im Dekanat gebe es bereits Diskussionen: In Frammersbach stehe eine rund 60 Jahre alte Kirche aus Fertighaus-Bauteilen, die noch dazu schadstoffbelastet sei. In diesem Fall könnte es auf einen Abriss hinaus laufen.

Nur noch 35 Mitglieder in Heiligkreuz

Wie sonst mit Kirchen umgegangen werde, sei noch offen. „In Städten ist der Raum sehr kostbar, auf dem Land ist es schwieriger“, fasst Dekan Roth bisherige Entwidmungen zusammen. Zum Teil seien Künstlerateliers eingerichtet worden, vorstellen könne er sich auch eine Nutzung als Urnenhalle.

Auch die Auflösung von Kirchengemeinden sei schwierig: „Es handelt sich dabei um Körperschaften des öffentlichen Rechts, bei einer Auflösung muss sogar der Staat mitentscheiden“, sagt Roth. Ein Fragezeichen stehe mittelfristig hinter der Eigenständigkeit der Kirchengemeinde Heiligkreuz. Diese habe nur noch 35 Mitglieder, berichtet Roth. Aber: „Solange noch kirchliches Leben vor Ort stattfindet, werden wir nicht von Dekanatsebene eine Fusion anordnen.“

Waizenbach war einst sogar Dekantssitz

In der Gemeinde Wartmannsroth bilden die drei Kirchengemeinden Dittlofsroda , Waizenbach und Völkersleier eine evangelische Pfarrei . Vorgesehen ist dafür eine halbe Pfarrstelle, aber eben keine Dienstwohnung mehr. Zumal der zuständige Pfarrer vor Ort in Absprache mit dem Dekanat in seinem Privathaus wohne.

In Völkersleier habe es noch nie ein Pfarrhaus gegeben, in Waizenbach sei das Gebäude seit jeher in Besitz der früheren Patronatsherren. „Waizenbach war sogar mal einige Jahre Dekanatssitz“, erinnert Dekan Roth an die wechselvolle Geschichte des Ortes.

Und wie wird ein ehemaliges Pfarrhaus verkauft?

Till Roth betont, dass im Normalfall der Höchstbietende den Zuschlag erhält. Es gebe zwar die Möglichkeit, auch zum Beispiel soziale Belange zu berücksichtigen, allerdings dürfe auf keinen Fall der Verdacht der Vorteilsnahme entstehen: „Ausnahmen müssen gut begründet sein“, betont Roth.

Parallel zu Verkäufen zeigt sich der Dekan auch für weitere Lösungen offen: In Völkersleier oder Weißenbach gebe es zum Beispiel jeweils eine evangelische und eine katholische Kirche .

Simultankirche denkbar

Denkbar seien hier Simultankirchen, die katholische und evangelische Christen nutzen. Zumindest im Winter könnten dadurch erhebliche Heizkosten gespart werden.

Die im Winter nicht genutzte Kirche könne ja im Sommer trotzdem weiter geöffnet bleiben. „Da ist noch vieles offen, aber wir sind gesprächsbereit“, lautet die Botschaft des evangelischen Dekans.

Weitere Berichte zu kirchlichen Themen:

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Dittlofsroda
Dittlofsroda
Evangelische Kirche
Grundbücher
Katholische Kirche
Pfarreien
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top