"Es geht mir gut", sagt Eugen Albert und das sieht man ihm auch an. Es gebe zwar leichte, altersbedingte Schwächen, die können ihn allerdings nicht von seiner Lieblingsbeschäftigung abbringen: "den Tag vertrödeln, aber ganz bewusst", zitiert er Komiker Harald Schmidt . "Wir kramen viel in der Vergangenheit, weil wir vielen schöne Erlebnisse hatten", sagt der Jubilar und schon ist er mittendrin in den Geschichten seines Lebens. Dabei stellt sich heraus, dass er gar nicht so viel trödelt, sondern noch ganz schön aktiv ist.
"Seit über 40 Jahren spielen wir zusammen Theater", sagt Eugen Albert . Noch heute sind er und Anneliese bei Hans-Sachs-Spielen aktiv. Früher waren sie jedes Jahr dabei, wenn im Rahmen der Kulturtage ein Stück aufgeführt wurde. "Der Raub der Sabinerinnen" gehörte dazu und auch "Der Talisman". Woran sie sich noch sehr gerne erinnern: "Die vielen Urlaubsreisen mit der ganzen Familie, die immer größer wurde", sagt Anneliese Albert dazu. Zu der gehören drei Kinder und inzwischen fünf Enkelkinder, das jüngste wird zwölf Monate alt sein, wenn es im August wieder nach Italien geht. Lediglich vor zwei Jahren haben sie die Reise wegen Corona ausfallen lassen. Hinzu kommen unzählige Kreuzfahrten, Städte- und Bildungsreisen, an die sie sich gerne erinnern.
Ein paar Jahre Klosterschüler
Am 30. März 1947 in Bad Kissingen geboren, wuchs Eugen Albert in Waldfenster auf, wo er fünf Jahre die Volksschule besuchte. Dann wechselte er in die Klosterschule nach Münnerstadt , wurde Stadtschüler und legte 1968 sein Abitur am Schönborn-Gymnasium ab. Unmittelbar nach dem Wehrdienst heiratete er 1970 Anna Elisabeth Schmitt. Drei Kinder gingen aus der Ehe hervor. Dem Studium für Lehramt an Volksschulen folgte 1973 ein erster Einsatz als Volksschullehrer in Großwenkheim. Nachdem er zwölf Jahre in Münnerstadt gelehrt hatte, wechselt Eugen Albert 1987 als Rektor an die Volksschule Nüdlingen, wo er bis 1996 blieb. In dieser Zeit übernahm er auch viele Funktionen, unter anderem als Vorsitzender des Personalrats für Volksschullehrer im Landkreis Bad Kissingen und als Vorsitzender der Ortsgruppe Münnerstadt im Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV).
Sechs Jahre lang war Eugen Albert schon für die Freien Wähler im Stadtrat, als er 1996 als Bürgermeisterkandidat antrat und sich im ersten Wahlgang gegen seine beiden Mitbewerber durchsetzte. Als Schwerpunkte seiner politischen Arbeit als Bürgermeister zählt der Jubilar unter anderem die Wiederbelebung der Städtepartnerschaft mit Stenay, mehrere Dorferneuerungen und Friedhofsanierungen auf. Der Schwerpunkt in seiner zwölfjährigen Amtszeit lag jedoch auf der Generalsanierung der damals maroden Abwasserentsorgung mit Bau der neuen Kläranlage und damit verbunden die Wiederherstellung von zwölf Straßen, darunter die Schindbergstraße. Dass dafür erstmals die Straßenausbaubeitragssatzung in Münnerstadt angewandt werden musste, zählt Eugen Albert zu den weniger schönen Dingen seiner Amtszeit.
Die Generalsanierung des Deutschordensschlosses und der Volksschule, der erste Anbau des Juliusspitals und der Umbau des Klosters ins Betreute Wohnen haben die Stadt nachhaltig geprägt. Zu den schönsten Dingen seiner Amtszeit zählt Eugen Albert die Treffen mit den Freunden aus Stenay und die Fahrten zu Bischof Anton Schlembach nach Speyer. Bei einem Mittagessen, bei dem auch der damalige Altkanzler Helmut Kohl anwesend war, durfte Eugen Albert dem in Großwenkheim geborenen Bischof die Grüße der Stadt überbringen.
Zahlreiche Ehrenämter
Eugen Albert schwärmt von seiner Zeit als Fußballcoach von Lehrermannschaften, mit denen er unterfränkischer Meister und Vizemeister geworden ist. Unzählige Ehrenämter hat er bekleidet, noch heute ist er unter anderem Kreisrat, Mitglied im Ältestenrat des TSV, Beisitzer im Freundeskreis des Schönborn-Gymnasiums und Organisator des Erzählcafés im Juliusspital. Die Silberne Stadtmedaille, die Kommunale Verdienstmedaille des Freistaats und der Till von Franken gehören unter anderem zu seinen Auszeichnungen. Er ist auch Ehrenvorsitzender des Kreisverbandes des BLLV. Der Titel "Altbürgermeister" ist Eugen Albert besonders wichtig. Gerne denkt er an die Zeit zurück, in der er die Geschicke der Stadt leiten durfte. Den heutigen Bürgermeister Michael Kastl kennt der Jubilar sehr gut. Und seine Arbeit schätzt er sehr. "Was mich besonders freut ist, dass er Münnerstadt in der öffentlichen Wahrnehmung so positiv darstellt." Und dass jetzt wieder so viel passiert.
Der Mann der Blumen
Seit 14 Jahren kann Eugen Albert nun seinen Ruhestand genießen. Das tut er auch. Das ausführliche Studium der beiden Tageszeitungen dürfen ebenso nicht im Tagesablauf fehlen, wie das Sonnenbaden bei schönem Wetter auf dem Balkon und der ausgiebige Mittagsschlaf. "La dolce fare niente" nennt der Italien-Fan das: Das süße Nichtstun. Aber da stapelt er ein klein wenig tief. Denn er kümmert sich leidenschaftlich gerne um den Garten, neun Monate im Jahr bekommt seine Ehefrau jede Woche einen Blumenstrauß. "Er versorgt mich mit den schönsten Blumen", sagt sie. Eugen Albert ist für das Einkaufen zuständig, und er ist der Salatputzer, weil er da sehr viel Geduld aufbringt, lobt Anneliese Albert. Und wenn sie dann gemeinsam kochen, laufen die Schlager aus ihrer Jugendzeit, den 1960er und 70er Jahren. "Dann singen wir mit, dann sind wir glücklich", sagen sie.