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Euerdorf
Weltmarktführer aus Euerdorf erklärt: Was sind Schmierstoffe?
Perma-Tec stellt Schmiersysteme her. Die Geschäftsführer sprechen über die Erfindung durch den ehemaligen Besitzer der Firma und was ihr Produkt eigentlich genau ist.
Einblick in eine Kartusche: Über die Batterie wird eine elektrochemische Reaktion ausgelöst, ein Kolben drückt dann den Schmierstoff nach unten.       -  Einblick in eine Kartusche: Über die Batterie wird eine elektrochemische Reaktion ausgelöst, ein Kolben drückt dann den Schmierstoff nach unten.
Foto: Ellen Mützel | Einblick in eine Kartusche: Über die Batterie wird eine elektrochemische Reaktion ausgelöst, ein Kolben drückt dann den Schmierstoff nach unten.
Ellen Mützel
 |  aktualisiert: 05.11.2024 17:11 Uhr

In Euerdorf sitzt mit Perma-Tec ein Weltmarktführer. Und zwar für Schmiersysteme. Was das ist? Das sind mit Schmierfett befüllte Kartuschen, die über längere Zeit gleichmäßig Fett in eine Schmierstelle abgeben – also in einen Punkt an einer Maschine, in den regelmäßig Fett gegeben werden muss. Doch warum braucht es die Produkte von Perma-Tec und wie kam es zu der Idee?

Das erklären Abassin Aryobsei, seit nun einem halben Jahr in der Geschäftsführung und Peter Mayr, seit 25 Jahren im Unternehmen und kaufmännischer Geschäftsführer . Dazu holt Aryobsei aus: „Generell müssen alle beweglichen Komponenten in großen Anlagen mit Fett geschmiert werden. Also Lager, Zahnräder oder Ketten.“ Dadurch werde in der Maschine Reibung, Korrosion und Verschleiß verhindert.

Traditionell mit Fettpresse

Der traditionelle Ansatz sei manuell. „Das heißt, ein Facharbeiter geht zur Schmierstelle, setzt die Fettpresse an und presst es in die Anlage.“ Doch das habe Nachteile: Zuerst sei zu viel Fett in der Anlage, später zu wenig. Auch seien Schmierstellen bei großen Anlagen sehr schwer zugänglich.

Und die Lebensdauer einer Anlage leide durch die manuelle Vorgehensweise, weil eine kontinuierliche und ausreichende Schmierung fehlt, erklärt Aryobsei.

Das hat sich wohl auch der Erfinder des Produktes und frühere Eigentümer von Perma-Tec gedacht. Im Jahr 1934 hatte Gebhard Satzinger eine Metallwarenfabrik für Haushalts- und Küchengeräte unter dem Namen Satzinger in Bad Kissingen gegründet. Wie es von da aus im Jahr 1964 zur Erfindung des ersten Produktes „Perma Classic“ kam?

Anekdote zur Erfindung

Dazu gibt es eine Anekdote, so Mayr: „Es heißt, er hatte eine große Presse, mit der er zum Beispiel Einsätze für Fleischwolfgeräte herstellte.“ Ganz oben gab es eine Schmierstelle, die schwer zu erreichen war. „Er hatte sich überlegt, dass das ja ein wahnsinniger Aufwand und gefährlich ist, da immer mit der Leiter hochzugehen.

Es müsste doch eine Möglichkeit geben, dort eine Form von permanenter kleiner Schmiereinrichtungen hinzuhängen, die nicht gleich eine große Anlage ist“, so Mayr. So war der Perma Classic als erstes Schmiersystem geboren.

Einblick in die Produktion: Der Antrieb wird auf die Kartusche gesteckt.       -  Einblick in die Produktion: Der Antrieb wird auf die Kartusche gesteckt.
Foto: Ellen Mützel | Einblick in die Produktion: Der Antrieb wird auf die Kartusche gesteckt.

Kernkompetenz vom Perma-Tec

Mit Schmiersystem gemeint ist die Zusammensetzung aus der befüllten Kartusche, sowie Kolben und Antrieb, die den Schmierstoff nach unten pressen. Welchen Schmierstoff die Maschine in welcher Menge braucht, ist vom Hersteller vorgegeben.

Die Kernkompetenz von Perma-Tec sei also, wie der Schmierstoff mit den Systemen von Perma-Tec in der richtigen Menge in der Schmierstelle landet – und nicht die Auswahl des richtigen Schmierstoffs oder gar die Herstellung von Fetten. „Wir kaufen sie zu und füllen die in unsere Systeme ab“, so Mayr.

Blick in die Produktion

Das zeigt auch ein Blick in die Produktion. Marc Rösler, Abteilungsleiter Produktmanagement und Services erklärt den Prozess: „Zu Beginn wird die Antriebseinheit produziert.“ Dieser werde auf die Kartusche gesetzt und diese am Ende gelabelt. Die verschiedensten Schmierstoffe in größeren und kleineren Behältern stehen in einem Lager nebenan. 

Die Stückzahlen bei Bestellungen gehen von eins bis tausend, wie Aryobsei erklärt. Für kleine Stückzahlen gibt es in der Produktion einen Bereich, in dem Angestellte per Hand das Fett in die Systeme abfüllen. Die Maschinen für die automatisierte Abfüllung hat das Unternehmen außerdem selbst entwickelt und gebaut.

Die manuelle Fertigung wird bei kleinen Stückzahlen angewandt.       -  Die manuelle Fertigung wird bei kleinen Stückzahlen angewandt.
Foto: Ellen Mützel | Die manuelle Fertigung wird bei kleinen Stückzahlen angewandt.

Unterschiedliche Systeme

Unter den Systemen gibt es diverse Unterschiede: Zum einen unterteilen sie sich in Einzelpunkt- und Mehrpunktsysteme.

Unter den Einzelpunktschmiersystemen gibt es unterschiedliche Antriebe:

  • Beim elektrochemischen Antrieb wird eine chemische Reaktion ausgelöst und Druck erzeugt, der den Kolben nach unten drückt, um den Schmierstoff abzugeben.
  • Beim elektromechanischen Antrieb treibt ein Motor eine Spindel an, die den Kolben nach unten drückt.

Verschiedene Anwendungsbereiche

Überall, wo etwas angetrieben oder bewegt wird, braucht es Schmierung . Also in der Produktion von Autos, bei Förderbändern von Kies- und Schotterwerken, in Windkraftanlagen, in der Lebensmittelindustrie, in Zügen oder in der Pharmaindustrie. Mayr nennt die Rolltreppe im KaDeWe als Beispiel für eine Mehrpunktschmierung von Perma-Tec.

Obwohl manche Betriebe die manuelle Vorgehensweise noch bevorzugen, gibt es Trends, die die automatische Schmierung befördern: Facharbeitermangel, Anlagenverfügbarkeit, Arbeitssicherheit und Lebensdauer einer Maschine sind hier einige Stichworte.

Eine vollautomatische Anlage, die Batteriepacks herstellt.       -  Eine vollautomatische Anlage, die Batteriepacks herstellt.
Foto: Ellen Mützel | Eine vollautomatische Anlage, die Batteriepacks herstellt.

In 120 Länder verkauft

Nach dem Tod Satzingers hatte im Jahr 1989 eine Investorengruppe die Firma gekauft, umstrukturiert und nach und nach Tochterfirmen im EU-Ausland, den USA, Australien und Indien aufgebaut. „Hier haben wir die Produktentwicklung und eine Produktion, in den Werken im Ausland werden die Schmierstoffe abgefüllt“, sagt Mayr.

Weltweit hat Perma-Tec mittlerweile rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Investorengruppe ist noch immer dieselbe.

Für Einzelpunktschmiersysteme ist Perma-Tec Weltmarktführer. „Wir gehen davon aus, dass wir weltweit an allen Einzelpunktschmiersystemen einen Anteil von 60 bis 70 Prozent haben. Das ist schon außergewöhnlich.“ In rund 120 Länder geht das Produkt aus Euerdorf. Nachdem 2005 und 2011 zwei weitere Hallen entstanden waren, hat die Firma zuletzt weitere Grundstücke in der Nähe gekauft und plant eine Erweiterung

 

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