zurück
Bad Kissingen
Spannend: Bekommt Bad Kissingen am Samstag das begehrte Unesco-Prädikat?
Nach zehn Jahren der städtischen Anstrengungen um den Welterbe-Titel könnte es mit der Entscheidung in China nun schnell gehen. Hat sich das starke Engagement gelohnt?
Das Gebäude-Ensemble Regentenbau, Schmuckhof, Wandelhalle und die umliegenden Kuranlagen spielen bei der Unesco-Bewerbung eine besondere Rolle.
Foto: Archiv Max Kupfer | Das Gebäude-Ensemble Regentenbau, Schmuckhof, Wandelhalle und die umliegenden Kuranlagen spielen bei der Unesco-Bewerbung eine besondere Rolle.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 19.02.2024 11:13 Uhr

Die Spannung wächst: Wird Bad Kissingen nun definitiv zur Unesco-Stadt erkoren, weil es historisch wertvolles Kulturgut aufzuweisen hat, das es zu schützen gilt? Zusammen mit zehn anderen europäischen Kurbädern hat sich die Kurstadt bekanntlich in einem aufwändigen Bewerbungsprozess über mehrere Jahre diesem wichtigen Ziel entgegen gearbeitet. Das "Nomination Dossier", das Bad Kissingen beim Welterbekomitee einreichte, umfasst stolze 1434 Seiten. Das sind sechs Bände, die zusammen 5,3 Kilo wiegen. An diesem Samstag, 24. Juli, steht nun in der chinesischen Hafenstadt Fuzhou die lang ersehnte Entscheidung des Unesco-Komitees an.

Die Tagesordnung sieht für den Samstag ab 11.30 Uhr den "Nomination Process" vor.  Oberbürgermeister Dirk Vogel und Kulturreferent Peter Weidisch werden zusammen mit dem Kern-Team der städtischen Bewerbung sowie Kurdirektorin Sylvie Thormann aber schon ab 10.30 Uhr vor einem großen Monitor sitzen und gebannt den Livestream in China verfolgen.

Wie lange es dauert, bis die Entscheidung zu den elf Kurbädern gefallen ist, die sich gemeinsam unter dem Titel "Great Spas of Europe" bewerben, weiß keiner genau abzuschätzen, sagt der Bad Kissinger Kulturreferent Peter Weidisch, gleichzeitig Projektleiter dieses groß angelegten städtischen Unesco-Unterfangens. Zusammen mit OB Vogel begleitet er in der Mayor’s Steering Group (Leitungsgruppe) der Great Spas of Europe hauptverantwortlich die Bad Kissinger Aktivitäten.

Mit im Fokus der Aufmerksamkeit steht bei der Bewertung des materiellen Kulturerbes von Bad Kissingen natürlich auch Max Littmanns Wandelhalle aus dem frühen 20. Jahrhundert.
Foto: Archiv Siegfried Farkas | Mit im Fokus der Aufmerksamkeit steht bei der Bewertung des materiellen Kulturerbes von Bad Kissingen natürlich auch Max Littmanns Wandelhalle aus dem frühen 20. Jahrhundert.

Weidisch schätzt, dass die Entscheidung dann zwischen 12 und 14 Uhr fallen könnte. "Wir sind jedenfalls alle elf sehr optimistisch", sagt Weidisch. "Und wir warten natürlich mit Spannung auf das Ergebnis." 

Bei der 44. Sitzung des Welterbekomitees in China stehen in der Zeit von 16. bis 30 . Juli insgesamt 40 Bewerbungen aus der ganzen Welt auf der Tagesordnung. "Wir sind am Samstag gegen Mittag dran", hat Weidisch der Tagesordnung entnommen. Er steht übrigens an diesem Vormittag in direktem Kontakt mit Birgitta Ringbeck, der Welterbe-Koordinatorin beim Auswärtigen Amt. "Denn es könnten ja bei der Tagung Fragen auftreten, die ich dann gleich beantworten kann." 

Wir warten natürlich mit Spannung auf das Ergebnis
Peter Weidisch, Projektleiter der Bad Kissinger Unesco-Bewerbung

Die Bemühungen der Bad Kissinger um das begehrte Welt-Prädikat der Unesco gehen eigentlich bis in den November 2010 zurück, als Kulturreferent Weidisch in Baden Baden an einer Tagung zum Thema "Europäische Kurstädte und Modebäder des 19. Jahrhunderts" teilnahm und bei Vertretern des Internationalen Rats für Denkmalpflege (ICOMOS, Paris) erstmals vorfühlte, wie es mit einer Bewerbung Bad Kissingens stünde. "Für uns war klar, dass Bad Kissingen das Potenzial für eine Bewerbung hat", sagt Weidisch rückblickend.

Von da an fanden zahlreiche Treffen im In- und Ausland, aber auch in Bad Kissingen statt, in denen sich nicht nur die Verantwortlichen der europäischen Bewerber-Städte (Mayor’s Steering Group) annäherten und gemeinsam Wichtiges erarbeiteten, sondern auch Vertreter der an der Unesco-Bewerbung beteiligten Institutionen hie und da teilnahmen. Im Mai 2013 reichte die Stadt Bad Kissingen den Antrag für die Aufnahme in die deutsche "Tentativliste" für das Unesco-Welterbe beim Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in München ein.

Im Sommer 2014 erfolgt die serielle, transnationale Bewerbung Great Spas of Europe von 13 international renommierten Kurstädten Europas (darunter Bad Kissingen) beim Welterbe-Komitee der Unesco in Paris. Damit hatte die fränkische Kurstadt eine erste Hürde auf dem Weg zur Verleihung des weltweit renommierten Titels genommen. Im Januar 2014 wurden die Bürger vom damaligen OB Kay Blankenburg über das renommierte Anliegen informiert.

Gewürdigt wird bei der Bewerbung auch, dass die Bäderstadt immaterielle – also nicht durch Bauwerke sichtbare – Werte erhält, wie zum Beispiel die Tradition der Brunnenfrauen. Im Bild Lisa Lausenmeyer, die das Heilwasser von Glas zu Glas schwenkt und es so entgast.
Foto: Archiv Anja Vorndran | Gewürdigt wird bei der Bewerbung auch, dass die Bäderstadt immaterielle – also nicht durch Bauwerke sichtbare – Werte erhält, wie zum Beispiel die Tradition der Brunnenfrauen.

Aus 16 europäischen Bewerbern wurden elf

Im Mai 2016 in Prag setzte man dann die Bürgermeister der Bewerber-Städte davon in Kenntnis, welche elf der ursprünglich 16 Bäder für die endgültige Bewerbung der Great Spas of Europe dabei sind. Und tatsächlich war auch Bad Kissingen zur Freude der Verantwortlichen mit von der Partie. Im Juni 2018 wurde in Marienbad festgelegt, dass die elf Kurbäder ihre Bewerbung bei der Unesco im Januar 2019 einreichen werden. Im Juli 2020 sollte dann eigentlich schon die entscheidende Sitzung im chinesischen Fuzhou stattfinden.

Doch wegen der Corona-Pandemie musste das Welterbekomitee die Zusammenkunft vertagen. Im Juli 2020 trafen sich die Bürgermeister der elf Kurstädte dann erstmals im virtuellen Raum. Das war vor allem für OB Vogel wichtig, der als neuer Stadtchef von den europäischen Kollegen begrüßt wurde. Doch Ende 2020 war klar, dass die 44. Sitzung des Welterbekomitees auf 2021 verschoben wird.

Übrigens: Interessierte Bad Kissinger können die Arbeitssitzung des Komitees auch öffentlich per Live Streaming mitverfolgen. Es ist keine Registrierung nötig. Unter dem Link https://whc.unesco.org/en/sessions/44com/ muss man einfach den roten Button "Watch Live" drücken.

Auf der Liste des Unesco-Welterbes stehen bereits 1121 Kultur- und Naturstätten, davon 46 aus Deutschland. Bei der aktuellen Tagung des Welterbe-Komitees in China geht es um rund 40 Nominierungen für neue Welterbestätten, darunter auch fünf Bewerbungen mit deutscher Beteiligung : Die Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt, das jüdische Kulturerbe in Mainz, Speyer und Worms, die Kurorte Baden-Baden, Bad Ems und Bad Kissingen als Teil bedeutender historischer Bäder in Europa (Great Spas of Europe) sowie die römischen Grenzwälle Donaulimes und Niedergermanischer Limes.
Quelle: Deutsche Unesco-Kommission 
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Kissingen
Isolde Krapf
Auswärtiges Amt
Bürgermeister und Oberbürgermeister
Covid-19-Pandemie
Hafenstädte
Kay Blankenburg
Kurorte
Kurstädte
Stadt Bad Kissingen
Städte
Tagesordnungen
UNESCO
UNESCO-Welterbe
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • T. K.
    Ob Bad Kissingen im Vergleich zu den Mitbewerbern tatsächliche das Zeug für das Unesco Prädikat hat sei mal dahingestellt, auf jeden Fall Daumen drücken und wenn es klappt sich freuen und was draus machen……

    Thomas K.
    Bad Kissingen
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • B. C.
    Lieber Thomas K. .... es HAT das Zeug dazu. Da muss man nicht dahingestellt sein lassen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten