
Die Spannung wächst: Wird Bad Kissingen nun definitiv zur Unesco-Stadt erkoren, weil es historisch wertvolles Kulturgut aufzuweisen hat, das es zu schützen gilt? Zusammen mit zehn anderen europäischen Kurbädern hat sich die Kurstadt bekanntlich in einem aufwändigen Bewerbungsprozess über mehrere Jahre diesem wichtigen Ziel entgegen gearbeitet. Das "Nomination Dossier", das Bad Kissingen beim Welterbekomitee einreichte, umfasst stolze 1434 Seiten. Das sind sechs Bände, die zusammen 5,3 Kilo wiegen. An diesem Samstag, 24. Juli, steht nun in der chinesischen Hafenstadt Fuzhou die lang ersehnte Entscheidung des Unesco-Komitees an.
Die Tagesordnung sieht für den Samstag ab 11.30 Uhr den "Nomination Process" vor. Oberbürgermeister Dirk Vogel und Kulturreferent Peter Weidisch werden zusammen mit dem Kern-Team der städtischen Bewerbung sowie Kurdirektorin Sylvie Thormann aber schon ab 10.30 Uhr vor einem großen Monitor sitzen und gebannt den Livestream in China verfolgen.
Wie lange es dauert, bis die Entscheidung zu den elf Kurbädern gefallen ist, die sich gemeinsam unter dem Titel "Great Spas of Europe" bewerben, weiß keiner genau abzuschätzen, sagt der Bad Kissinger Kulturreferent Peter Weidisch, gleichzeitig Projektleiter dieses groß angelegten städtischen Unesco-Unterfangens. Zusammen mit OB Vogel begleitet er in der Mayor’s Steering Group (Leitungsgruppe) der Great Spas of Europe hauptverantwortlich die Bad Kissinger Aktivitäten.

Weidisch schätzt, dass die Entscheidung dann zwischen 12 und 14 Uhr fallen könnte. "Wir sind jedenfalls alle elf sehr optimistisch", sagt Weidisch. "Und wir warten natürlich mit Spannung auf das Ergebnis."
Bei der 44. Sitzung des Welterbekomitees in China stehen in der Zeit von 16. bis 30 . Juli insgesamt 40 Bewerbungen aus der ganzen Welt auf der Tagesordnung. "Wir sind am Samstag gegen Mittag dran", hat Weidisch der Tagesordnung entnommen. Er steht übrigens an diesem Vormittag in direktem Kontakt mit Birgitta Ringbeck, der Welterbe-Koordinatorin beim Auswärtigen Amt. "Denn es könnten ja bei der Tagung Fragen auftreten, die ich dann gleich beantworten kann."
Die Bemühungen der Bad Kissinger um das begehrte Welt-Prädikat der Unesco gehen eigentlich bis in den November 2010 zurück, als Kulturreferent Weidisch in Baden Baden an einer Tagung zum Thema "Europäische Kurstädte und Modebäder des 19. Jahrhunderts" teilnahm und bei Vertretern des Internationalen Rats für Denkmalpflege (ICOMOS, Paris) erstmals vorfühlte, wie es mit einer Bewerbung Bad Kissingens stünde. "Für uns war klar, dass Bad Kissingen das Potenzial für eine Bewerbung hat", sagt Weidisch rückblickend.
Von da an fanden zahlreiche Treffen im In- und Ausland, aber auch in Bad Kissingen statt, in denen sich nicht nur die Verantwortlichen der europäischen Bewerber-Städte (Mayor’s Steering Group) annäherten und gemeinsam Wichtiges erarbeiteten, sondern auch Vertreter der an der Unesco-Bewerbung beteiligten Institutionen hie und da teilnahmen. Im Mai 2013 reichte die Stadt Bad Kissingen den Antrag für die Aufnahme in die deutsche "Tentativliste" für das Unesco-Welterbe beim Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in München ein.
Im Sommer 2014 erfolgt die serielle, transnationale Bewerbung Great Spas of Europe von 13 international renommierten Kurstädten Europas (darunter Bad Kissingen) beim Welterbe-Komitee der Unesco in Paris. Damit hatte die fränkische Kurstadt eine erste Hürde auf dem Weg zur Verleihung des weltweit renommierten Titels genommen. Im Januar 2014 wurden die Bürger vom damaligen OB Kay Blankenburg über das renommierte Anliegen informiert.

Aus 16 europäischen Bewerbern wurden elf
Im Mai 2016 in Prag setzte man dann die Bürgermeister der Bewerber-Städte davon in Kenntnis, welche elf der ursprünglich 16 Bäder für die endgültige Bewerbung der Great Spas of Europe dabei sind. Und tatsächlich war auch Bad Kissingen zur Freude der Verantwortlichen mit von der Partie. Im Juni 2018 wurde in Marienbad festgelegt, dass die elf Kurbäder ihre Bewerbung bei der Unesco im Januar 2019 einreichen werden. Im Juli 2020 sollte dann eigentlich schon die entscheidende Sitzung im chinesischen Fuzhou stattfinden.
Doch wegen der Corona-Pandemie musste das Welterbekomitee die Zusammenkunft vertagen. Im Juli 2020 trafen sich die Bürgermeister der elf Kurstädte dann erstmals im virtuellen Raum. Das war vor allem für OB Vogel wichtig, der als neuer Stadtchef von den europäischen Kollegen begrüßt wurde. Doch Ende 2020 war klar, dass die 44. Sitzung des Welterbekomitees auf 2021 verschoben wird.
Übrigens: Interessierte Bad Kissinger können die Arbeitssitzung des Komitees auch öffentlich per Live Streaming mitverfolgen. Es ist keine Registrierung nötig. Unter dem Link https://whc.unesco.org/en/sessions/44com/ muss man einfach den roten Button "Watch Live" drücken.
Thomas K.
Bad Kissingen