Es zischt und dampft in der neuen Sauna des Hammelburger Saaletalbades. Ein heißer Windhauch steigt auf. Es riecht nach Schlaraffenland, nach Schokolade. Christine Münch hält den Aufgussbottich in der Hand. Immer mehr von dem mit Schokoöl aromatisierten Wasser gießt sie über die heißen Basaltsteine des Saunaofens.
„Gluthauch“ nennen die Finnen den aufsteigenden Wasserdampf. Ihn verwedelt die Saunagehilfin mit einem Handtuch, das sie wie ein Lasso über den Kopf schwingt. Anschließend „schlägt“ sie die heiße Luft auf die Saunagäste nieder. Ob sich so die brennenden Fallwinde der Sahara anfühlen? Augen zu und ab in einen Kurzurlaub. Augen auf und schwuppdiwupp landet ein Eisschokoladentörtchen in meinem Mund. „Wir verwöhnen hier mit allen Sinnen“, lächelt Christine. Wir schwitzen zu Viert an diesem vorsommerlichen Frühlingsnachmittag.
Die Saunalandschaft ist ein architektonisches Kleinod. Lange Gänge in schlichter weiß-grauer Eleganz mit einem Tupfen bordeauxrot bei den Accessoires führen hinein in einen exklusiven Spa-Bereich. Extra Umkleide, extra Duschen, extra Toiletten – abseits von den Hallenbadgästen. Das Thema Wein inspirierte die Architekten von Fritz Planung in Bad Urach. Die mit dunklen Holzimitatpaneelen verkleidete halbrunde Wand zum eiskalten Tauchbecken erinnert an ein Weinfass. Die abgerundete Sitzbank bestückt mit kleinen, schwarzen Mosaiksteinfließen vor den Fußbad-Tauchbecken an eine Kelter.
„Bacchus“ heißt die 65-Grad-Sauna, die mit einer Weinbergsmauer bestückt ist. Die großzügige finnische 90-Grad-Sauna „Zweigelt“ illuminiert ein Lichtband mit leuchtenden Weinbergsblättern in schönster Herbstfärbung. Die Dampfsauna „Perle“ rundet die Saunavariationen ab. Nur die überdimensionierten Maulwurfhügel vor dem gläsernen Ruheraum passen nicht ins Bild. „Der Rollrasen wird in den nächsten Tagen gelegt“, erklärt Bäderbetriebsleiter Edgar Beck.
Schon mehre Saunabesuche hat das Ehepaar Roswitha und Achim Heilos-Matussik gemacht: „Wir sind froh, dass die Stadt die Sauna gebaut hat, das macht unsere Stadt einfach attraktiver.“ Stammgast seit der Eröffnung im Dezember ist Ursula Schneider. Donnerstags kommt sie zum Schwimmen, montags zum Saunieren. Die Friseurmeisterin lobt das Ambiente und Personal vom Saaletalbad. Doch die Eintrittspreise sind nicht nur in ihrem Friseursalon Thema.
Klar, Viereurofünfzig für einen Schwimmbadbesuch sind kein Pappenstiel und ein Saunabesuch inklusive Hallenbadnutzung für zwölf Euro auch nicht. Geschäftsführer Norbert Kühnl von den Stadtwerken hält dagegen: „Dafür ist bei uns alles piccobello, alles neu, das hat seinen Preis und man kann bleiben, so lange man will.“ Auch gäbe es verschiedene Bonuskarten, da könne man etliche Prozente sparen.
Sehr gut besucht wird das Bistro im Eingangsbereich. Das Ehepaar Schelbert aus Gemünden vergnügt sich gerade bei Currywurst mit Pommes: „Wir fahren jetzt öfter hierher, um etwas zu essen, zu schwimmen oder in die Sauna zu gehen.“ Klaus Blum aus Oberthulba holt seine Frau von der Aquagymnastik ab und verkürzt sich die Wartezeit mit Cappuccino und Kirschstreuselkuchen. Es gibt immer etwas zu beobachten hinter der großen Glasscheibe, die den Blick auf das Hallenbad freigibt. „Das Bistro nutzen auch viele Schüler“, beobachtet Betriebsleiter Edgar Beck. „Wir werden das gastronomische Angebot erweitern, zum Beispiel mit dem Sonntagsfrühstück von 9 bis 11.30 Uhr, das es jetzt bei uns gibt“, sagt Norbert Kühnl. Gemeinsam überlegt das Saunateam neben den Themen- und Aromaaufgüssen weitere Events zu etablieren wie Grillabende oder Klangschalenaufgüsse.
Denn nach den fulminanten Eröffnungswochen Ende letzten Jahres sind die Besucherzahlen zurückgegangen. „Wir hatten in den ersten zwei Wochen über 5000 Gäste“, erklärt Kühnl. 25 Besucher pro Tag in der Sauna wären optimal. „Das schaffen wir im Schnitt noch nicht.“ Momentan sei man in der Beobachtungsphase. Danach werden die Saunaöffnungszeiten der Nachfrage angepasst.
Ein kleines Manko ist der gläserne Ruheraum direkt neben dem Bistro der Sauna. Einen Rückzugsbereich stelle ich mir anders vor. Auch geht es hier ganz schön eng zu, wenn viele Gäste da sind. „Wir haben alle Mittel aufgebraucht“, bedauert Kühnl. Ein separater Ruheraum und eine Außensauna bleiben so lange ein Traum, bis der Schweiß so vieler Gäste in den Saunen geflossen ist, dass Geld übrig bleibt. Die Seele baumeln lassen kann man auf der sonnigen Außenterrasse vor dem gläsernen Ruheraum. Der Blick schweift zu Schloss Saaleck, wo sich gerade die Sonne aus dem Staub macht. Ein engmaschiger Weidezaun grenzt den Bereich zum Schwimmbad ab. Vögel zwitschern munter in den umgrenzenden Baum- und Strauchgürtel Richtung Umgehungsstraße und Sportfreigelände.
Sieben Vollzeit- und 13 Teilzeitkräfte halten den Betrieb im Saaletalbad am Laufen. Die Saunagehilfen hat Saunameister Michael Neu ausgebildet. Sie mussten das Silberne Rettungsschwimmabzeichen machen. Dafür musste Saunagehilfin Christine Münch, die zuvor 18 Jahre im Kinderhort arbeitete, richtig trainieren. Wer kann schon aus dem Nichts in zwölf Minuten 300 Meter in voller Montur schwimmen, sich aus der Halsumklammerung von panisch reagierenden Ertrinkenden befreien oder sie 50 Meter schwimmend abschleppen?
Die 39-Jährige liebt ihren neuen Beruf. Sie ruft mit einem Gongschlag zum nächsten Aufguss „Erdbeerzauber“ mit Erdbeerzuckerölpeeling. Danach ist die Haut so glatt wie Samt und Seide - und es duftet schon wieder nach Schlaraffenland.
Öffnungszeiten in den Osterferien: 2. bis 5. April, 12 bis 22 Uhr, Karfreitag und Karsamstag 10 bis 23 Uhr, Ostersonntag geschlossen. Ostermontag, 10 bis 23 Uhr; 10. bis 12. April, 12 bis 22 Uhr, 13. April, 12 bis 23 Uhr, 14. April, 10 bis 23 Uhr, 15. April, 10 bis 20 Uhr.