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Münnerstadt
Es muss nicht immer Kaviar sein
Zu einer unterhaltsamen szenische Lesung luden die Litera(n)ten in Person von Bernt Sieg, Bärbel Fürst und Jens Müller-Rastede.
Die Litera(n)ten von links: Bernt Sieg, Bärbel Fürst und Jens Müller-Rastede im Deutschherrnkeller. Foto: Björn Hein       -  Die Litera(n)ten von links: Bernt Sieg, Bärbel Fürst und Jens Müller-Rastede im Deutschherrnkeller. Foto: Björn Hein
| Die Litera(n)ten von links: Bernt Sieg, Bärbel Fürst und Jens Müller-Rastede im Deutschherrnkeller. Foto: Björn Hein
Björn Hein
 |  aktualisiert: 19.08.2022 19:20 Uhr
Genüsse geradezu lukullischen Ausmaßes bot der Freitagabend im Deutschherrnkeller in Münnerstadt gleich in doppelter Hinsicht. Zum einen konnte man natürlich den Gaumen von den Köstlichkeiten verwöhnen lassen, die hier kredenzt wurden. Zum anderen durfte man beim Einnehmen der Speisen aber auch die szenische Lesung genießen, die die Litera(n)ten in Person von Bernt Sieg, Bärbel Fürst und Jens Müller-Rastede boten.


Lieber eine Bratwurst

Und natürlich ist man hier im Herzen Frankens bodenständig, weshalb man auch der Haute cuisine abgeneigt ist - ist doch eine fränkische Bratwurst mit Sauerkraut sicherlich für die meisten ein größerer Gaumenschmeichler als eine noch so ausgefallene und exquisite Kreation der modernistischen Molekularküche.
Mit diesen Ansichten ging das Motto der Lesung der Litera(n)ten ganz d'accord, weshalb der Abend unter dem Stichwort stand: "Es muss nicht immer Kaviar sein". Das Trio hatte sich dabei ganz dem gleichnamigen Roman von Johannes Mario Simmel gewidmet, der 1960 erschien und dessen Untertitel "Die tolldreisten Abenteuer und auserlesenen Kochrezepte des Geheimagenten wider Willen Thomas Lieven" versprach, dass es ein humorvoller Abend werden sollte. Die Mischung aus Abenteuer-, Schelmen- und Politroman, aus dem ausgewählte Auszüge vorgetragen wurden, kam beim Publikum sehr gut an.


Stimmlich hervorragend

Dies war auch darauf zurückzuführen, dass Bernt Sieg, Bärbel Fürst und Jens Müller-Rastede die vorgestellten Charaktere auch stimmlich hervorragend zu interpretieren verstanden, ganz besonders Müller-Rastede sprang dabei leichtfüßig und behende von einem Charakter zum anderen und stellte diese äußert realitätsnah dar, was bis hin zur peniblen stimmlichen Nachbildung von Akzent und Soziolekt reichte.
Den Litera(n)ten standen natürlich in gewohnter Manier auch die "Liedertanten" in Person von Sabine Häring und Detlev Beck zur Seite, die zwischen den einzelnen Szenen mit gekonnt intonierter und auf das Stück abgepasster Musik dafür sorgten, dass man ganz in der szenischen Lesung versinken konnte.
Die Besucher im voll besetzten Deutschherrnkeller verfolgten gespannt die Geschichte des deutschen Bankier Thomas Lieven, der im Zuge der Kriegshandlungen 1939 aus seiner beruflichen Bahn geworfen und gezwungen wird, in den Kriegs- und Nachkriegsjahren nicht nur sechzehn falsche Pässe von neun Ländern zu benutzen. Dabei gerät er auch zwischen die Fronten der verschiedenen Geheimdienste. Doch auch wenn er vom Schicksal schwer gebeutelt wird, mehrere Dinge gibt er nicht auf: die Liebe für kultiviertes Essen, seinen gesunden Menschenverstand und seine pazifistische Haltung. Im Roman, aus dem in der Lesung Szenen vorgestellt wurden, gibt Lieven außerdem Rezepte zu verschiedenen ausgewählten Gerichten zum Besten, die er im Lauf des Buches kocht und die den Mund der Zuhörer wässrig machten.
Der Plot des Buches war umfangreich, aber doch sehr interessant: gerade die verschiedenen Wechsel machten ihn sehr reizvoll. Im ersten Jahr des 2. Weltkriegs muss Thomas Lieven, der in London lebt, geschäftlich nach Deutschland reisen, was ihm zuwider ist. Da er von seinem Geschäftspartner hereingelegt wurde, nimmt das Unglück seinen Lauf.


Großer Applaus

Die Litera(n)ten wussten in den verschiedenen Rollen zu brillieren, das Publikum hatte an der Lesung sehr viel Freude, und die Zwischenstücke der Liedertanten sorgten dafür, dass man noch tiefer in die Handlung hineingezogen wurde. Der große Applaus am Ende der Aufführung zeigte, dass es den Zuhörern sehr gut gefallen hatte, dem Protagonisten bei seinen Irrungen und Wirrungen zu folgen. Den Litera(n)ten war außerdem gelungen, den Roman so in den vorgestellten Szenen zu verarbeiten, dass alles aus einem Guss war und man dem Plot des Buches - bis hin zu seinem Finale - sehr gut folgen konnte.
 
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