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MÜNNERSTADT
„Es läuft seit 150 Jahren“

Von unserem Redaktionsmitglied

Sara Sophie Schmitt

 |  aktualisiert: 22.06.2012 12:02 Uhr

Die Ernennung Otto von Bismarcks zum preußischen Ministerpräsidenten, die Gründung der ersten reinen Hypothekenbank Deutschlands und die des Notariat Münnerstadt – was haben diese Dinge gemeinsam? Sie waren im Jahr 1862.

Am 1. Juli 1862 wurde das Münnerstädter Notariat eingerichtet. Zuvor wurde seit dem Jahr 1806 versucht, Bayern ohne Notar zu verwalten. Ein Versuch, der scheiterte. „ Es hat einen Stillstand im Bereich der Grundstückpflege und Schwierigkeiten beim Erbschaftsrecht gegeben. Kurz: Es hat nicht funktioniert“, so Notar Markus Roßman.

Der erste Amtsträger vor Ort war der königlich bayrische Notar Georg Zeißner. Der Burghäuser bekleidete das Amt bis zu seinem Tod 1890. Im Laufe der Zeit folgten ihm rund 17 Amtsvertreter.

Am 30. Juni diesen Jahres feiert das hiesige Notariat sein 150-jähriges Bestehen. Damit ist es eines der ältesten aller rund 490 Notariate in Bayern. Und darüber hinaus auch eines der Größten. Der Amtsbereich umfasse neben Münnerstadt, Nüdlingen, Burglauer und Strahlungen Teile von Oerlenbach und Bad Bocklet sowie die Verwaltungsgemeinschaft Maßbach. Kurz: Den alten Amtsgerichtsbezirk von Mürscht.

150 Jahre, in denen sich die Arbeit des Notars verändert hat. „Es gibt immer mehr Regelungen und Vorschriften.“ Gesetzestexte wie „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, gebe es kaum mehr. Heute gehen Vorschriften über mehrere Seiten, sagt Markus Roßmann. Er ist derzeit Chef im Mürschter Notariat. Zuvor arbeitete der Jurist unter anderem in München und Wien. Seit 2006 ist er Notar in Münnerstadt.

Eine Arbeit, die ihm aus einem ganz einfachen Grund Spaß macht. „Habe wenig mit Streit zu tun. Die Menschen, die zu mir kommen, haben meist Grund zur Freude“, sagt er. Sei es, dass sie ein Gebäude kaufen oder verkaufen konnten, oder dass sie eine unliebsame Ehe beenden konnten. In jedem Fall sei Vertrauen die Basis der Arbeit. „Die Menschen, wissen, dass es läuft, wenn sie zum Notar gehen, und es läuft seit 150 Jahren“, sagt Roßmann.

Die Vielfalt der Aufgaben eines Notars macht für ihn den Beruf so spannend. Ob in den vergangenen Jahren auch besonders skurrile Fälle dabei waren? Jeder Fall habe etwas Besonderes. „Oftmals ist es den Menschen gar nicht bewusst.“ Ein Beispiel: Ein italienischer Staatsangehöriger und eine deutsche Staatsangehörige heiraten in Frankreich. „Selbst wenn die Betroffenen dem keine Bedeutung beimessen, für das Erbrecht ist so etwas relevant.“

Internationale Ehen dieser Art – vor 150 Jahren war das kein Thema. „Das Notariat spiegelt wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen“ sagt Roßmann. So habe das Erbrecht heute einen besonders hohen Stellenwert. Warum? Das liege daran, dass heute Vermögenswerte vorhanden sind, so der Notar.

Doch nicht nur die Themen der Notariatsarbeit haben sich verändert, auch die Zahl der Fälle, bei denen ein Notar hinzugezogen wird. Anfangs habe es rund 400 bis 500 Beurkundungen pro Jahr gegeben. Im Jahr 2011 seien es mehr als 2000 gewesen.

Doch trotz aller Veränderungen, in den vergangenen 150 Jahre habe sich nach Ansicht Roßmanns vor allem eines bewiesen: Das Notariat als unabhängige, unparteiische Instanz zwischen zwei Vertragspartnern habe sich bewährt und sei unverzichtbar. Man dürfe die Zeit nicht vergessen, als es diese Institution nicht gab.

Für die nächsten 150 Jahre sieht Markus Roßmann einige Herausforderungen für Notare. Eine werde die Regelung von Verfügungen im Krankheitsfall sein. „Bei einer möglichen Europäisierung müssen wir in anderen Ländern Verständnis für das Notariatssystem wecken.“

Doch das ist Zukunftsmusik. Nun wird das Jubiläum erst einmal gefeiert. Und zwar am 30. Juni im Deutschordensschloss Münnerstadt.

 
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