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Schondra
Es ist ein Kreuz mit dem Kraut
Bei einer Führung des Bundes Naturschutzes in Schondra hat Gebietsbetreuerin Simone Hepp auf die Gefahren des Jakobs-Kreuzkrautes für Tiere hingewiesen.
Jakobs-Kreuzkraut mit typischer Blütenanordnung hat es in sich, ein  Gift, das vor allem bei Pferden und Rindern zu Leberschäden führen  können. Davon handelte eine Führung des Bund Naturschutzes in Schondra. Foto: Simone Hepp       -  Jakobs-Kreuzkraut mit typischer Blütenanordnung hat es in sich, ein  Gift, das vor allem bei Pferden und Rindern zu Leberschäden führen  können. Davon handelte eine Führung des Bund Naturschutzes in Schondra. Foto: Simone Hepp
| Jakobs-Kreuzkraut mit typischer Blütenanordnung hat es in sich, ein Gift, das vor allem bei Pferden und Rindern zu Leberschäden führen können. Davon handelte eine Führung des Bund Naturschutzes in Schondra.
Redaktion
 |  aktualisiert: 18.08.2022 18:45 Uhr
Der Bund Naturschutz hatte in Schondra eine kleine Exkursion zum Thema Jakobs-Kreuzkraut mit der neuen durch den Bayerischen Naturschutzfond geförderten BN-Gebietsbetreuerin Simone Hepp veranstaltet. Gekommen waren trotz brütender Hitze über 50 Teilnehmer: vor allem Pferdebesitzer, Landwirte und Imker , aber auch Vertreter der Bauhöfe und andere interessierte Bürger aus der Umgebung.

"Uns Pferdehaltern ist die Problematik schon seit Jahren bekannt. Wir haben in den letzten Sommern selbst die Pflanzen aus den Straßengräben in der Nähe unserer Flächen gerissen, um die weitere Ausbreitung zu verhindern," sagte eine Teilnehmerin.
Pferde sind in der Tat die gefährdetste Tierart. "Schon 40 bis 80 Gramm frische Pflanzenteile pro Kilogramm Körpergewicht können ausreichen, um bei Pferden tödliche Leberschäden zu verursachen", erklärt die Gebietsbetreuerin. "Bei Rindern führen etwa 140 g zu Vergiftungen und auch Schafe und Ziegen können sich durch den Verzehr des Jakobs-Kreuzkrautes vergiften, tolerieren aber mit zwei bis vier Kilo Frischpflanze pro Kilogramm Körpergewicht größere Mengen der Pflanze als Pferde und Rinder."

Die Giftwirkung beruht dabei auf einigen der sogenannten Pyrrolizidinalkaloiden, einer mit über 600 verschiedenen Verbindungen recht großen Gruppe von Alkaloiden, die in vielen Pflanzen vorkommen. "Diese Stoffe sind in allen Teilen des Jakobs-Kreuzkrautes enthalten, je älter die Pflanze und je trockener der Sommer, desto größer der Anteil. Sie reichern sich bei Verzehr in der Leber an und können so auch bei der regelmäßigen Aufnahme von kleinen Mengen auf längere Zeit Leberschäden hervorrufen", sagt die Biologin. "Für Weidevieh ist die Pflanze in der Regel ungefährlich, da die ebenfalls im Jakobs-Kreuzkraut enthaltenen Bitterstoffe dafür sorgen, dass die Pflanze den Tieren nicht schmeckt. Im Heu und der Silage jedoch gehen die Bitterstoffe verloren, die giftigen Pyrrolizidinalkaloide allerdings werden nicht abgebaut."

In Lebensmitteln treten die Pyrrolizidinalkaloide vorwiegend in Kräutertees (hier vor allem Roibostee), schwarzem Tee und Honig (vor allem aus Übersee) auf und können sich so auch in der menschlichen Leber anreichern. "Die lokalen Imker müssen sich aufgrund der bisher vergleichsweise geringen Verbreitung in unserem Landkreis allerdings keine Sorgen machen", sagt Simone Hepp.

Laut Bundesamt für Risikobewertung wurden die giftigen Pflanzenstoffe des Kreuzkrautes in einer aktuellen EU-weiten Studie nicht oder nur in geringen Mengen in Joghurt und Käse, Säuglingsnahrung, Folgenahrung, Eiern sowie Rind-, Schwein-, und Geflügelfleisch und -leber nachgewiesen.

Von den Teilnehmern wurden auch die zahlreichen Blühflächen zur Sprache gebracht, die zum Teil über fünf Jahre nicht gemäht werden dürfen und auf denen sich die Pflanze ungehindert verbreiten könne. Ein Landwirt erklärte jedoch, dass es mit Absprache der entsprechenden Behörden durchaus möglich sei, die Flächen schon vor Ablauf der entsprechenden Maßnahme zu mähen, um die weitere Ausbreitung zu verhindern und trotzdem keine finanziellen Einbußen hinzunehmen.
In den aktuellen Samenmischung für das Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) für Blühflächen und auch in beispielsweise der Veitshöchheimer Bienenweide sind keine Samen des Jakobs-Kreukrauts zu finden. Die Biologin wies darauf hin, dass es sich beim Jakobs-Kreuzkraut um eine heimische Pflanze handele, die seit Jahren bei uns vorkommt. "Von den momentanen Temperaturen profitiert die Pflanze allerdings, da sie trockenresistenter ist, als andere."

Die Teilnehmer der Führung lernten gleich zu Beginn die Unterscheidung von anderen momentan blühenden Pflanzen wie dem Johanniskraut, dem Rainfarn oder dem Wiesen-Pippau. Das entscheidendste Merkmal ist der Ring aus meist 13 heller gelb blühenden Zungenblüten rund um den Blütenkopf (siehe Steckbrief).

Worauf man bei der Bekämpfung achten sollte
Am besten lässt sich die Pflanze beseitigen, wenn sie in voller Blüte steht. Zum einen kann man sie dann gut von anderen Pflanzen unterscheiden und zum anderen vermeidet man beim Mähen mit dem Schnitt zur Blütezeit eine weitere Stärkung der Pflanze. Stehen nur vereinzelt Pflanzen auf der Fläche können diese problemlos per Hand mit der Wurzel ausgerissen werden. Dabei sollte man allerdings Handschuhe tragen, da die Berührung der Pflanze zu Hautreizungen führen kann. "Wird die Pflanze geschnitten bevor sie in voller Blüte steht, bildet sie eine Bodenrosette, aus der sie nach einiger Zeit erneut hervor wächst. Hat man eine größere Fläche voller Pflanzen können diese bereits mit zweimaligem Schnitt im Jahr zurückgedrängt werden. Dabei muss allerdings immer die Blütezeit abgewartet werden", erklärt Simone Hepp.
Heikel sei die Bearbeitung der Flächen mit dem Mulchgerät, da diese teils zu offenen Stellen im Bewuchs führe, was die Verbreitung der Pflanze eher unterstütze. Auch solle man auf Weideflächen darauf achten, dass Trittschäden zeitnah mit einer Nachsaat bearbeitet werden, da sich die Samen des Jakobs-Kreuzkrautes bis zu 25 Jahre im Boden halten können und gerade dann mit der Keimung beginnen, wenn die Sonne auf freie Flächen im Boden treffe.

Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU), bzw. die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) haben einen Management-Leitfaden für die Problemart Jakobs-Kreuzkraut herausgegeben wonach kleinere Vorkommen durchaus toleriert werden können, solange sie nicht in der Nähe von oder auf Wirtschaftsgrünland oder Weideflächen stehen. Die Publikation kann im Internet heruntergeladen werden unter "www.bestellen.bayern.de".

Entsorgung
Kleinere Mengen können über den Restabfall entsorgt werden. Größere Mengen müssen zur Müllverbrennung oder zu geeigneten Biogas- und Fermentieranlagen transportiert werden. Ungeeignet ist die Entsorgung auf dem eigenen Kompost, Miststock oder über Grüngut-Annahmestellen. Auf keinen Fall darf das belastete Schnittgut an eigene Tiere verfüttert oder zum Verkauf angeboten werden.


Steckbrief Jakobs-Kreuzkraut
Pflanzenfamilie: Korbblütler, wie auch Gänseblümchen, Sonnenblumen und Margeriten
Blüten: innen viele dunkelgelbe Röhrenblüten, außen Kranz von zwölf bis 15 meist 13 hellgelben am Ende gezahnten Lippenblüten; 13 grüne Blütenhüllblätter meist mit schwarzer Spitze
Blätter: wechselständig und gefiedert
Stängel: hauptsächlich am Grund rötlich gefärbt, nach oben hin grüner werdend
 
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