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Münnerstadt
Erzieherausbildung wird attraktiver
Am Münnerstädter Berufsbildungszentrum umfasst die Ausbildung ab dem neuen Schuljahr nur noch vier Jahre. Ohne den Neubau wäre das kaum umsetzbar.
In Ermangelung von Studierenden wegen Corona  testen Lehrerin Anastasia Mun, Schulleiter Georg Gißler und der stellvertretende Schulleiter für die Fachakademie für Sozialpädagogik  Christian Zintl die Instrumente im Musikraum. Bald wird es aber richtig voll werden. Foto: Thomas Malz       -  In Ermangelung von Studierenden wegen Corona  testen Lehrerin Anastasia Mun, Schulleiter Georg Gißler und der stellvertretende Schulleiter für die Fachakademie für Sozialpädagogik  Christian Zintl die Instrumente im Musikraum. Bald wird es aber richtig voll werden. Foto: Thomas Malz
| In Ermangelung von Studierenden wegen Corona testen Lehrerin Anastasia Mun, Schulleiter Georg Gißler und der stellvertretende Schulleiter für die Fachakademie für Sozialpädagogik Christian Zintl die Instrumente im ...
Thomas Malz
 |  aktualisiert: 17.08.2022 10:45 Uhr

Der Bayerische Landtag hat die Voraussetzungen geschaffen - das Berufsbildungszentrum in Münnerstadt setzt es um: Die Ausbildung zum Erzieher wird sich um ein Jahr verkürzen. So und mit einer besseren Vergütung soll der Beruf attraktiver gemacht, dem erheblichen Bedarf an Fachkräften Rechnung getragen werden. Eingeführt wird das neue System in Münnerstadt bereits im nächsten Schuljahr. Dabei hat sich der Neubau des BBZ als absoluter Glücksgriff erwiesen.

Es ist still in dem nagelneuen, riesigen Gebäude. Unterricht findet derzeit ausschließlich über das Internet statt. Wenn Corona einmal vorbei ist, können bis zu 800 Schüler und Studierende im Haus unterrichtet werden. Und diese Zahl wird wohl auch bald erreicht.

Ein Jahr weniger

Fünf Jahre ist eine lange Zeit. Die Dauer der Ausbildung könnte ein Grund dafür gewesen sein, dass junge Leute, die sich für den Beruf des Erziehers interessiert hatten, einen anderen Weg gegangen sind, sagen Schulleiter Georg Gißler und Christian Zintl, stellvertretender Schulleiter für die Fachakademie für Sozialpädagogik am BBZ. Nach einem Beschluss des Bayerischen Landtags vom Frühjahr letzten Jahren hat sich das nun geändert. Für Personen mit Mittleren Schulabschluss verkürzt sich die Ausbildungszeit auf vier Jahre. Das bisher zweijährige Sozialpädagogische Seminar (SPS) wird auf ein einjähriges Sozialpädagogisches Einführungsjahr (SEJ) verkürzt.

Geblieben sind der anschließende überwiegend theoretische Ausbildungsabschnitt von zwei Studienjahren und das durch die Fachakademie begleitete Berufspraktikum von einem Jahr.

Neu geregelt wurde die Ausbildung auch für andere Bewerber. Wer das Abitur oder Fachabitur in der Tasche hat, kann gleich in die dreijährige Ausbildung an der Fachakademie einsteigen. Gleiches gilt für Personen mit mittlerer Reife und einer abgeschlossen Berufsausbildung (mindestens zwei Jahre). Beide Gruppen müssen allerdings in der Regel ein sechswöchiges Vorpraktikum absolvieren.

Beginn schon im nächsten Schuljahr

Es ist den Fachakademien freigestellt, ob sie im Schuljahr 2021/22 oder erst 2022/23 die neue Regelung umsetzen. "Wir machen es schon 2021/22", sagt Georg Gißler. "Wir haben da auch keine Bange." Dabei steht das BBZ vor einer großen Herausforderung. Wenn die Vorstufe um ein Jahr verkürzt wird, dann schließen am Ende des Schuljahres 2021/22 zwei Jahrgänge ab und gehen dann ab dem Schuljahr 2022/23 gemeinsam in die zwei überwiegend theoretischen Studienjahre und das anschließende einjährige Berufspraktikum. Die Zahl der Studierenden wird sich in dieser Zeit nahezu verdoppeln. Georg Gißler und Christian Zintl sehen das aus gelassen, was die Abdeckung des Unterrichts durch die Lehrer und auch die dafür notwendigen Räume angeht. "Der Neubau hat sich gelohnt", sagt Christian Zintl.

Im alten BBZ wäre das also nicht möglich gewesen? "Keine Chance", meint Georg Gißler. "Das wäre räumlich nicht umsetzbar gewesen, da hätten wir in der Mittelschule nachfragen müssen, ob sie nicht ein Kämmerchen für uns haben, wir hätten hausieren gehen müssen." Dass das neue BBZ für 800 Schüler ausgelegt ist sei ein Glücksfall.

Bessere Vergütung

"Man möchte die Ausbildung attraktiver machen, sagt Georg Gißler. Erzieher werden gebraucht. Und deshalb hat sich auch finanziell etwas geändert. Während der zwei Studienjahre gibt es eine Förderung nach dem Aufstiegsfortbildungsfördergesetz (mindestens 783 Euro pro Monat) und dem Schüler-Bafög. Dieses Geld muss nicht zurückgezahlt werden. Im einjährigen Berufspraktikum werden die Studierenden von den Einrichtungen entlohnt und bekommen etwa 1700 Euro brutto.

Am Ende gibt es dann einen einmaligen Meisterbonus von 2000 Euro (Stand Mai 2019).

Das alles wirkt. "Die ersten Anfragen sind schon da", sagt Christian Zintl, der sich sehr über die verbesserten Rahmenbedingungen freut." Das ist ein hochattraktiver Beruf für Menschen, die mit Menschen arbeiten und auch Verantwortung übernehmen wollen."

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aber bei der neuen Ausbildung doch. Früher hatten die Absolventen des zweijährigen Sozialpädagogischen Jahres den Beruf des staatlich geprüften Kinderpflegers in der Tasche, auf den sie zurückgreifen konnten, wenn sie die Erzieherausbildung nicht schafften. Das ist nach dem neu eingeführten Sozialpädagogischen Einführungsjahr nicht mehr der Fall. Aber Georg Gißler beruhigt. Wer dennoch Wert auf diesen Abschluss legt, kann nach wie vor über die Berufsfachschule für Kinderpflege in zwei Jahren diesen Abschluss erwerben.

Geblieben ist, dass die Studierenden während der zwei Studienjahre an der Fachakademie die fachgebundene Fachhochschulreife, die allgemeine Fachhochschulreife oder die fachgebundene Hochschulreife erwerben können.

Noch gibt es freie Plätze an der Fachakademie für Sozialpädagogik für das Schuljahr 2021/22. Für alle sechs Schulen können sich Interessierte noch anmelden. Derzeit ist es zwar wegen Corona sehr ruhig im Haus, aber das soll sich ja irgendwann mal wieder ändern. Der Unterricht über das Internet laufe aber sehr gut, sagt Georg Gißler und lobt ausdrücklich die EDV-Abteilung des Landratsamtes, die Programme eingesetzt habe, die stabil funktionieren.

 
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