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Hammelburg
Erster Haushalt mit Hindernissen
Die neue Stadt-Kämmerin Jennifer Triest hat ihren ersten Etat eigentlich seit Ende Februar fertig, beraten wird er aber vier Tage vor dem Ende der Amtszeit des alten Stadtrates. Vieles sei aktuell ein "Blick in die Glaskugel".
Foto-Termin im Durchgang des Rathauses mit Blick auf das zweite Verwaltungsgebäude: Die neue Stadt-Kämmerin Jennifer Triest legt kommenden Montag ihren ersten eigenen Haushalt im Ferienausschuss des Stadtrates vor. Foto: Ralf Ruppert       -  Foto-Termin im Durchgang des Rathauses mit Blick auf das zweite Verwaltungsgebäude: Die neue Stadt-Kämmerin Jennifer Triest legt kommenden Montag ihren ersten eigenen Haushalt im Ferienausschuss des Stadtrates vor. Foto: Ralf Ruppert
| Foto-Termin im Durchgang des Rathauses mit Blick auf das zweite Verwaltungsgebäude: Die neue Stadt-Kämmerin Jennifer Triest legt kommenden Montag ihren ersten eigenen Haushalt im Ferienausschuss des Stadtrates vor.
Ralf Ruppert
 |  aktualisiert: 17.08.2022 18:35 Uhr

Eigentlich wollte sich Jennifer Triest in diesem Jahr vom turbulenten Jahr 2019 etwas erholen: 40. Geburtstag, Hochzeit, Abschied des bisherigen Stadt-Kämmerers Bernhard Blum und im Januar noch die Abschluss-Prüfungen für die Fortbildung zur Verwaltungs- und Betriebswirtin . Mit der Arbeit am Haushalt 2020 fing die neue Stadt-Kämmerin bereits im Oktober an, Vorgänger Blum gab noch einige Tipps, Ende Februar stand dann der 33-Millionen-Euro-Etat. Doch dann kamen die Hindernisse: Wegen der Kommunalwahl Mitte März tagte der Stadtrat nicht, Jennifer Triest und ihr Team waren bei der Auszählung eingespannt, dann schlug die Corona-Krise zu. Kommenden Montag, 27. April, wird der Haushalt nun endlich beraten.

Auch die achtköpfige Kämmerei befindet sich aktuell im Krisen-Modus: Wer kann, baut Überstunden ab, der Rest arbeitet in Schichten oder im Home-Office. "Wir schauen, dass wir den Betrieb aufrecht erhalten und nichts liegen bleibt", sagt die Stadt-Kämmerin. Nach dem Weggang von Bernhard Blum bestehe das Team ausschließlich aus Frauen. Ihre Nachfolgerin als neue stellvertretende Kämmerin ist Olga Beidel.

Jennifer Triest wechselte Anfang 2017 - damals noch als Jennifer Langguth - zur Stadt Hammelburg . Die Schweinfurterin hatte zuvor 19 Jahre lang bei der evangelischen Kirchenverwaltung gearbeitet. "Es gibt viele Ähnlichkeiten, aber trotzdem sind Kirche und Kommune etwas anderes", erzählt die gelernte Verwaltungsfachangestellte.

Als "Glücksfall" bezeichnet der Hammelburger Bürgermeister Armin Warmuth ( CSU ) die lange Übergangszeit an der Spitze der Kämmerei. "Frau Triest konnte sich gut einarbeiten, dadurch gab es einen nahtlosen Übergang." Bereits 2005 hatte die Schweinfurterin ihren Fachwirt abgelegt, bei der Stadt Hammelburg schloss sie dann ein Studium der Verwaltungs- und Betriebswirtschaft an der Bayerischen Verwaltungsschule an: Jeden Freitag fuhr sie nach Nürnberg, zudem investierte sie viel Freizeit. "Mir war wichtig, dass ich auch betriebswirtschaftlich gut aufgestellt bin", begründet die neue Kämmerin die Fortbildung. Im Gegenzug verpflichtete sie sich dafür, noch mindestens drei Jahre bei der Stadt zu bleiben. Als "sehr angenehm" bezeichnet Triest die Zusammenarbeit mit ihrem Vorgänger Blum. Durch die rechtzeitige Nachbesetzung habe die Kämmerei viele Projekte aufarbeiten und voranbringen können. Auch wenn die Stadt Hammelburg mittlerweile eine der größten Kommunen weit und breit sei, die noch kameralistisch bucht, seien viele Voraussetzungen für eine erweiterte Kameralistik oder sogar die Einführung der so genannten Doppik bereits abgearbeitet. In der Anlagenbuchhaltung sei das Vermögen der Stadt weitgehend erfasst.

Vergabe für Bahnhofstraße

Trotzdem werde nur dort doppelt gebucht, wo Gebühren anfallen, bei der Stadt also vor allem im Abwasserbereich. Laut Jennifer Triest sei eine erweiterte Kameralistik völlig ausreichend: "Wir können alles so transparent buchen, dass es für den Stadtrat eine hohe Aussagekraft hat", ist sich Triest sicher.

Ob und in welchem Umfang der vorgelegte Haushalt mit einem Volumen von 25,4 Millionen Euro im Verwaltungs- und 7,7 Millionen Euro im Vermögenshaushalt so Bestand haben wird, kann auch die Kämmerin nicht sagen. "Es ist ein Blick in die Glaskugel", kommentiert Jennifer Triest die Corona-Krise. Vermutlich werden sowohl Einnahmen, als auch geplante Investitionen wegfallen. Immerhin sollen am Montag aber die Arbeiten an der Bahnhofstraße vergeben werden.

Trotzdem: "Wir brauchen einen Haushaltsbeschluss, um handlungsfähig zu bleiben", steht die Kämmerin hinter dem Plan, dass der Ferienausschuss jetzt noch in der laufenden Amtszeit des Stadtrates den Haushalt beschließt. Sie habe sich auch mit mehreren Kollegen ausgetauscht: "Wir sind uns einig, dass die Krise jetzt noch nicht greifbar ist." Falls einfach Einnahmen und Ausgaben wegfallen, sei das nicht so dramatisch. "Wir planen schon seit Jahren eher konservativ", betont auch Bürgermeister Warmuth. Erst wenn zum Beispiel die Netto-Neuverschuldung von 1,3 Millionen Euro nicht ausreiche, müsse der Stadtrat nach der Sommerpause über einen Nachtragshaushalt beraten.

Von Bürgerhaus bis Bauhof

Ende März legte der Ferienausschuss fest, dass der Haushaltsentwurf an alle Stadträte verschickt wird. Ihre Nachfragen klärte Kämmerin Jennifer Triest direkt. Zum größten Teil seien es Verständnisfragen gewesen, berichtet sie. Mehrere Räte wollten wissen, weshalb denn nach mehreren Jahren ohne Kredit-Aufnahme heuer zwei Millionen neue Kredite geplant sind. Hier verweist die Kämmerin auf zahlreiche anstehende Projekte: Von der Bahnhofstraße, die mittlerweile ohne Straßenausbaubeiträge finanziert werden muss, über den Bau von Bürgerhaus und Bauhof bis zur Ausstattung der Schulen.

 
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