
Was wird aus der Steinacher Erdaushubdeponie? Keine neue Frage für den Marktgemeinderat von Bad Bocklet , denn das Thema, dass die Deponie an die Grenze ihrer Aufnahmekapazität kommt und Handlungsbedarf besteht, stand schon mehrfach auf der Tagesordnung. Aber jetzt müssen Anträge auf den Weg gebracht werden, die zum einen die Rekultivierung der Anlage voranbringen, die aber auch noch eine befristete Weiternutzung ermöglichen. Denn die Anlage hat noch Luft nach oben.
Natürlich können, wie es im Moment geschieht, die Bauherren in der Marktgemeinde und die Gemeinde selbst den künftig anfallenden Aushub auf die Kreisdeponie nach Wirmsthal bringen. Für den Haushalt der Marktgemeinde wäre das sicher vorteilhaft, aber einen derartigen "Aushubtourismus" will im Gemeinderat niemand. "Die Möglichkeit, den Aushub vor der Haustüre abladen zu können, wird von der Bevölkerung geschätzt", sagte Bürgermeister Andreas Sandwall ( CSU ), "niemand will so gerne das Material durch den halben Landkreis karren."
Das wollte auch schon niemand, als 1976 der erste Antrag auf Errichtung einer Bauschuttdeponie im Steinacher Warrbachgraben beim Landratsamt gestellt wurde. Im Juni 2010 gab es eine fortführende Genehmigung inklusive Rekultivierungsplan bis 2016, die allerdings noch einmal verlängert wurde, weil die zugestandenen 30 000 m³ Bauschutt noch nicht erreicht waren. Da waren die Prognosen etwas zu optimistisch gewesen. Aber jetzt ist Schluss. Bis zum Jahresende 2018 muss die Deponie rekultiviert sein.
Trotzdem könnte es am Warrbachgraben weitergehen. Denn zum einen ist die genehmigte Bauschuttmenge immer noch nicht erreicht. Und zum anderen gibt es grabenaufwärts in nordwestlicher Richtung noch räumliches und geologisches Potenzial für eine Erweiterung. Sandwall: "Voraussetzung ist allerdings, dass die Verzahnung mit der Altdeponie funktioniert." Da ist er optimistisch. Da haben ihn schon entsprechende Signale aus dem Landratsamt erreicht. Das würde bedeuten, dass außer der Restmenge in den nächsten zehn Jahren noch einmal 25 000 bis 30 000 m³ Bauschutt abgelagert werden könnten. Ob es dann an dieser oder an einer ganz anderen Stelle weitergeht, kann man dann prüfen, wenn es soweit ist.
Das sah auch die projektbetreuende Landschaftsarchitektin Miriam Glanz (Hohenroth) so, die in die Sitzung gekommen war, um dem Gemeinderat den Sachstand und das weitere Vorgehen zu erläutern. Sie sprach von einem zweistufigen Vorgehen. Zum einen gehe es jetzt darum, die rechtlich zwingende Rekultivierung bis Jahresende zum Abschluss zu bringen. "Das ist ein wichtiges Signal, wenn dann, in einem weiteren Schritt, die abfallrechtliche Neugenehmigung für die Restmenge beantragt werden soll." Und bis dahin ist noch einiges zu tun.
So haben Vermessungen der Deponieoberfläche und die Abbildung in vier Querprofilen gezeigt, dass die Kubaturen anders sind als 2010 geplant und genehmigt. Das heißt, dass in den Profilen die oberste "Ist-Linie" stellenweise höher ist als die geplante "Soll-Linie", stellenweise aber auch tiefer. Dort können sich größere Pfützen bilden, die gefährlich sind, weil das Sickerwasser die Deponie aufweichen kann, was letztlich die Standfestigkeit der Böschungen bedroht. Deshalb wird in den nächsten Arbeitsschritten die Deponieoberfläche als nach den Seiten leicht abfallende Dachstruktur ummodelliert. Dazu kann man die vorhandene Erde entsprechend umschieben, aber auch neue Anlieferungen mit einbauen. Außerdem werden die Böschungen, die steiler geworden sind als geplant und genehmigt, abgeflacht. Das erhöht die Standsicherheit, hat aber auch den Vorteil, dass in der Mitte ein vier Meter breiter Fahrweg angelegt werden kann, der die Böschungspflege vor allem im unteren Bereich des Warrbachgrabens erleichtert.
Alles Maßnahmen, die im ergänzenden Rekultivierungsplan zusammengefasst wurden, den der Marktgemeinderat einstimmig zur Weiterleitung an Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt verabschiedete. Ganz genau, so Geschäftsleiter Thomas Beck , wird sich der Zeitplan nicht halten lassen: "Wir werden wohl im Frühjahr mit der abschließenden Begrünung endgültig fertig werden."
Um einiges aufwendiger ist die Erweiterung der Deponie, denn sie erfordert ein völlig neues Antragsverfahren, weil sich die gesetzlichen Bedingungen in den Deponieverordnungen verschärft haben. So müssen zur Vorbereitung des Antrags erst einmal Bohrungen durchgeführt werden, um zu ermitteln, ob es eine geologische Barriere, also eine wasserdichte Schicht gibt, die das weitere Versickern verhindert. "Bis zu acht Meter Tiefe soll gebohrt werden", erklärte Miriam Glanz. Tiefer macht keinen Sinn, denn da befindet man sich dann schon auf der Höhe des Wasserhorizonts der Saale. So eine Schicht aus Stein - wie in den beliebten aufgelassenen Steinbrüchen - oder Ton wäre natürlich das Optimum. Denn wenn sie fehlt, müsste sie gebaut werden: aus stabilen Planen, die so profiliert werden, dass das Sickerwasser nicht in die benachbarte Altdeponie fließt, sondern gesammelt über einen Vorfluter abgeleitet werden kann. Da müsste der Haushalt der Gemeinde dann in Vorleistung treten. Bezahlt wird die Deponie letztlich aus den Nutzungsgebühren von derzeit fünf Euro pro Kubikmeter. Da macht sich Thomas Beck keine großen Sorgen: "Selbst bei acht Euro wäre das immer noch erheblich billiger als die Tour nach Wirmsthal." Die Bürger der Marktgemeinde hätten halt auch für die nächsten zehn bis 15 Jahre Entsorgungssicherheit, "zumal die Infrastruktur ja schon vorhanden ist." Der Gemeinderat hatte keine Einwände gegen die Vergabe der weiteren Planungen an das Landschaftsarchitekturbüro Glanz.
Den beiden Bauanträgen zur Umnutzung eines landwirtschaftlichen Gebäudes in ein Wohnhaus in der Aschacher Marienstraße und zur Errichtung eines Gartenhauses in der Johann-Georg-Schöppnerstraße in Bad Bocklet gab der Gemeinderat einstimmig seine Zustimmung.