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LKR Bad Kissingen
Ernte beginnt so früh wie noch nie
Durch die Trockenheit in Franken setzt die Notreife beim Getreide ein. Die Erträge sind geringer als im Vorjahr, gleichzeitig fallen aktuell die Preise. Warum Spekulanten den Landwirten das Leben zusätzlich schwer machen.
Wenn Opa Günter Neder auf dem Mähdrescher sitzt und den Winter-Hafer drischt, ist Enkel Max gerne mit in der Kabine dabei.       -  Wenn Opa Günter Neder auf dem Mähdrescher sitzt und den Winter-Hafer drischt, ist Enkel Max gerne mit in der Kabine dabei.
Foto: Ralf Ruppert | Wenn Opa Günter Neder auf dem Mähdrescher sitzt und den Winter-Hafer drischt, ist Enkel Max gerne mit in der Kabine dabei.
Ralf Ruppert
 |  aktualisiert: 07.09.2022 17:47 Uhr

Getreideanbau ist auch Glückssache: Zum einen müssen Landwirte aufs richtige Wetter hoffen, zum anderen hängen die Preise für ihre Erträge von weltweit agierenden Spekulanten ab. " Die Tonne Raps hat vor kurzem noch 1100 Euro gekostet, jetzt ist sie bei 690 Euro", berichtet etwa der Hammelburger Landwirt Sebastian Schmid. Der Weizenpreis sank seit Mai von 430 auf 330 Euro pro Tonne. "Zum Teil habe ich Vorverträge gemacht, aber man wusste ja nicht, wo es hin geht", sagt Schmid. Immerhin hatte er noch Glück mit dem Wetter: Vor zwei Wochen hatte es 25 Millimeter geregnet. "Oben auf dem Lagerberg waren es nur zwölf, hinter der Hainbuche kam gar nichts an."

Solche Unterschiede kennt auch Julia Herrle, die vom Hof bei Ramsthal weit übers Land schauen kann: Regenwolken habe sie nur aus der Ferne gesehen: In Hammelburg 25 Liter, in Kützberg 15 Liter auf den Quadratmeter, in Ramsthal so gut wie nichts. Julia Herrles Vater Günter Neder kümmert sich federführend um die Bewirtschaftung der 120 Hektar, ihr Mann Jürgen ist vor allem für die Saatgutvermehrung und -aufbereitung zuständig. "Unsere Kunden kommen aus ganz Deutschland", berichtet Jürgen Herrle. Mit Maschinen, die Soja-Bohnen einzeln fotografieren und aussortieren, Mutterkorn aus dem Roggen filtern oder Pilzgifte von Körnern bürsten, sind sie im Bio-Markt erfolgreich. "Mit unserer Dienstleistung sind wir unabhängig von der Region, aber für die Landwirtschaft sehe ich schwarz", kommentiert Herrle die Folgen des Klimawandels gerade in Unterfranken.

Herrle selbst stammt aus dem Nördlinger Ries. Sein Bruder habe dort einen Betrieb. "Er holt viereinhalb Tonnen Soja vom Hektar, wir sind froh, wenn wir zwei Tonnen ernten." Dabei seien Bodenqualität und Bearbeitung vergleichbar, einziger Unterschied: das Wasser. "Wenn die Soja-Pflanzen jetzt keinen Regen bekommen, werfen sie die Blüten ab." Bei anderen Pflanzen gebe es sogar Komplett-Ausfälle: Eine Rotklee-Vermehrung habe der Betrieb heuer mangels Regen ganz aufgegeben. Schwiegervater Günter Neder hat bereits den Winterhafer gedroschen. "Zehn Tage früher als sonst", berichtet der 61-Jährige.

"Der Mais ist fürchterlich"

"Das Wintergetreide ist noch am besten, weil es am längsten Wasser bekommen hat", sagt Kreis-Bauernobmann Edgar Thomas . Sebastian Schmid schätzt seinen Ertrag bei der Wintergerste auf 60 bis 70 Prozent des üblichen Wertes. Als gutes Zeichen wertet Edgar Thomas , dass bis jetzt wenig gejammert wird: "Ich bin froh, wenn ich nichts von den Kollegen höre." Er selbst habe Raps gedroschen - statt der üblichen rund vier Tonnen rund 3,2 Tonnen Ertrag je Hektar. In anderen Bereichen sei es schlechter: "Der Mais ist fürchterlich." Auch das Gras entwickle sich eher rückwärts. Nach einem guten Jahr 2021 werde es heuer sicher eine unterdurchschnittliche Ernte geben. Zahlen könne er aber noch keine nennen. Auch Thomas hat sich zum Teil mit Vorverträgen abgesichert, die Braugersten-Sorte "Steffi" baue er etwa speziell für Augustinerbräu an.

"Es ist erstaunlich, dass wir überhaupt noch so gute Ernten hinkriegen", sagt der Kreisobmann und lobt die Reaktion der Kollegen auf die Trockenheit. Vor allem würden neue Sorten gezüchtet. Die Bauern experimentieren auch mit Hirse , Amaranth oder mehrjährigem Weizen und reduzieren die Bodenbearbeitung, denn: "Das kostet alles nur Wasser."

 
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  • Meinungsvertreter
    Die derzeitige Temperaturanomalie namens Klimakatastrophe wird seit 1850 beobachtet. Natürlich gab es solche Wetterextreme auch schon davor. Fakt ist aber: Sie häufen sich mit zunehmender globaler Temperatur. Und Modellberechnungen zeigen, dass es sie ohne globale Erwärmung sehr wahrscheinlich nicht gegeben hätte. Die Dürre, die für Adam Fasel vermutlich ein einmaliges Ereignis in seinem Leben war, ist für Deutschland seit 2017 mittlerweile ein jährliches Ereignis mit immer stärkerer Intensität.
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  • Meinungsvertreter
    Wir könnten heilfroh über das Ende der kleinen Eiszeit sein, wenn sich die globale Durchschnittstemperatur auf die Temperatur vor der kleinen Eiszeit eingependelt hätte. Hat sie aber nicht. Wir liegen mittlerweile bei 2 Grad über dieser Temperatur - Tendenz steigend. In der Klimageschichte ist dieser schnelle Anstieg beispiellos und eindeutig auf die von Menschen verursachten CO2-Emissionen zurückzuführen. Die Vorteile, die Sie für das Ökosystem sehen möchten, gibt es nicht. Die Klimakatastrophe zerstört das Ökosystem und unsere Lebensgrundlagen. Daran ändern auch Ihre zeitlich und örtlich begrenzten Positiv-Beispiele nichts. Es wird sicher auch in hundert Jahren irgendwo eine Ecke geben, in der man leben kann. Die reicht dann aber nicht mehr für rund 10 Milliarden Menschen.
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  • Meinungsvertreter
    Da haben Sie mich erwischt. Ich wollte eigentlich schreiben, dass die Tendenz 2 Grad und mehr sind. Im Jahr 2021 lag die globale durchschnittliche Erwärmung bei ca. 1,2 Grad im Vergleich zum Referenzzeitraum (vorindustrielle Zeit) von 1850-1900. Die durchschnittliche Erwärmung um 1300 herum lag bei ca. 0,5 Grad unter dem Referenzzeitraum (Beginn der kleinen Eiszeit). Bitte verschonen Sie uns mit der mittelalterlichen Warmzeit - die hatte natürliche Ursachen und ist dennoch kühler als der heutige Durchschnitt. Die Temperaturen vor 1900 können sie relativ genau mit Eisbohrkernen herausfinden. Und zwar über hunderttausende Jahre.
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Oh hentinger - lassen Sie halt auch mal Ihren Senf bei sich. Es gibt Dinge, davon haben Sie null Ahnung!
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  • Meinungsvertreter
    Ist halt doof, wenn es in trockenen Regionen noch trockener wird und das bisschen Wasser, was sonst gerade so gereicht hat, irgendwann nicht mehr reicht.
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  • Arcus
    Der Klimawandel ist nicht erst seit gestern in Unterfanken angekommen. Aber die Auswirkungen sind immer stärker zu spüren. Die letzten 16 Jahre CSU/CSU Regierung waren für das Klima eine Katastrophe. Blockiert was zu blockieren war und nichts dafür getan, daß die Auswirkungen der Klimakrise abgemildert werden. Das bekommen wir jetzt zu spüren. Nicht nur in der Landwirtschaft und in den überhitzten Städten. In allen Lebensbereichen.
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  • Meinungsvertreter
    Ja, weil CDU/CSU nachweislich die Konzerne gefördert und subventioniert haben, die für einen großen Teil der globalen CO2-Emissionen verantwortlich sind. Und gleichzeitig haben sie nichts getan, um sich von dieser CO2-Abhängigkeit zu lösen. Weder auf Bundes- noch auf Landesebene.
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  • robert.erhard@gmx.de
    Das ist irgendwie Käse, ohne es zu belegen!
    Könnten Sie mir bitte wenigstens 2 oder 3 Beispiele nennen!
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  • dietmar@eberth-privat.de
    "globale CO2-Ausstoß ... steigt"

    Also des CO2-Ausstoß in Bayern hat seit 1990 einen abnehmenden Trend:
    https://www.lfu.bayern.de/umweltdaten/indikatoren/klima_energie/co2_emissionen/index.htm

    Bleibt jetzt die Frage, könnte es mit einer anderen bayerischen Regierung besser sein?
    Vermutlich ja, da die Abnahme bezogen auf Deutschland besser ausschaut:
    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2275/umfrage/hoehe-der-co2-emissionen-in-deutschland-seit-1990/
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  • Meinungsvertreter
    Die CO2-Emissionen an Landesgrenzen festzumachen ist Augenwischerei und blendet vor allem unsere Verantwortung, dass für unseren Wohlstand sehr viel CO2 im Ausland ausgestoßen wird, völlig aus. Es ist sinnvoller zu schauen, welche Unternehmen für die CO2-Emissionen verantwortlich sind und mit welchen Ländern diese direkt und indirekt vernetzt sind. So sind z.B. 100 Konzerne mit dem Geschäftsfeld „Fossile Energieträger“ für 70% der globalen CO2-Emissionen verantwortlich - die Triebfeder der führenden Wirtschaftsnationen. CO2-Emissionen an Landesgrenzen festmachen würde nur dann Sinn machen, wenn die Länder autark wären.
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Ich will keine Verantwortung abschieben, geschweige die Hände in den Schoss legen.

    Aber irgendwie müssen sie Länder vergleichen können - zb Klimaabkommen - aber auch festellen können ob die Bemühungen von Regierungen auch wirken.

    Regierungen und deren Gesetze sind nun mal an Landesgrenzen gebunden. Oder wie stellen sie sich das vor, Deutschland erlässt Gesetze an die sich zb Siemens in allen Ländern halten muß? Eine Weltregierung haben wir nicht um Gesetze für globale Unternehmen aufzustellen und wie lange zb. ein freiwilliges Klimaabkommen abzustimmen dauert, wissen Sie selbst.

    Letztendlich muss eine nachhaltige Produktion jede Regierung in seinem Land selber regulieren. Sie können Lieferketten mit Sanktionen/Zöllen/Boykott belegen um "schlechte" Importe zu verhindern. Mehr aber nicht
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  • Meinungsvertreter
    „Ich will keine Verantwortung abschieben, geschweige die Hände in den Schoss legen.“

    Mit meinem Kommentar wollte ich Ihnen nichts unterstellen.

    Das mit den Landesgrenzen und dem Nachweis ob und wie viel ein Staat gemacht hat, scheitert alleine daran, weil die CO2-Konzentration global gemessen wird. Eine direkte Messung pro Land ist nicht möglich. Und das Traurige ist, dass man auch nicht direkt erleben wird, ob die CO2-Reduktion einen Effekt haben. Es dauert tausende Jahre, bis das CO2 aus der Atmosphäre abgebaut sein wird.

    Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Kohlenstoffdioxid_in_der_Erdatmosph%C3%A4re

    Sie müssen das CO2-Problem an der Wurzel packen. Und das sind vor allem die genannten Konzerne. Ich glaube auch, dass das möglich ist. Dafür braucht es keine Weltregierung. Alleine Europa könnte da schon viel bewegen, z.B. mit den von Ihnen genannten Hebeln.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Der Wizenpreis sank auf 330€/Tonne. Vor einem Jahr lag er bei 215€/Tonne. Das ist wahrlich ein Grund zum jammern.
    https://www.finanzen.net/rohstoffe/weizenpreis
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  • schitobi
    Dafür sind die Düngemittelpreise aber auch ca. 2,5 mal so hoch.
    https://www.lwk-rlp.de/de/markt-statistik/marktbericht/marktbericht/news/detail/News/duengemittel/
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  • robert.erhard@gmx.de
    Lieber Herr Ruppert: es wäre zu begrüßen wenn Sie und Frau Rottmann sich nicht immer bei ein und dem selben Betrieb (Neder) für die Publicity sorgen würden sondern eher mal die konventionelle Landwirtschaft, die Mehrheit unter den Landwirten bedienen würden. Diese versucht die Bevölkerung zu ernähren, was den Nischenbiolandwirten mit den Sonderkulturen niemals gelingen wird.
    Und das liegt nicht nur am Regen sondern schlicht an der schlechten und abnehmenden Qualität!
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  • dbuettner0815@gmail.com
    @Micro: Schlechte Qualität? Sie irren gewaltig!
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  • frosch86
    Schonmal Oidium an Weintrauben gesehen? Wächst gerade gerne bei diesen Betrieben. Auch in den anderen sogenannten Sonderkulturen. Ich will nicht zu viel schreiben, aber das ist meiner Meinung schon ein Problem. Ob das dann auch gesund ist kann jeder für sich entscheiden. Ich denke, da muss der Landwirt und der Verbraucher einen Mittelweg gehen.
    Bei konventionellen Landwirten aber auch. Man muss auch nicht alle Mittel ausreizen.
    Aber bei diesem Thema wird viel zu arg in schwarz und weiß diskutiert. Verbraucher erwarten aber viel zu viel. Das fängt im ganz kleinen, privat an. Wer hat denn noch einen Garten?
    Da lässt ganz einfach ablesen, was gut wächst, was anfällig ist für Krankheiten ( ja man kann selber mit Sorten spielen)
    Aber das ist einfach viel zu aufwendig für ganz viele Leute.
    Auf die Felder zum Unkraut hacken will ja auch kein Deutscher mehr. Da könnte jeder für jeden etwas tun.Auch im Sinne des Umweltschutzes und der Pflanzengesundheit.Aber auch die Sätze führen schon zu weit.
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  • robert.erhard@gmx.de
    Da muss ich widersprechen!
    Ich komme aus der Landwirtschaft und habe das selbst mitgemacht!
    Die Erträge und Qualitäten nehmen sukzessive ab!
    Der technische Aufwand dagegen wird immer höher!
    Und in schlechten Jahren ist die Qualität nochmals schlechter wo das Wasser fehlt!
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  • Meinungsvertreter
    Können Sie das mal bitte mit Zahlen und Fakten belegen? Bei den Studien, die ich so kenne, stellt man zwar fest, dass ökologische Landwirtschaft weniger Erträge erzielt (vor allem auf schlechten Böden), die Unterschiede aber speziell in trockenen Jahren schrumpfen bzw. ökologischer Anbau je nach Erzeugnis die Nase auch mal vorn hat. Auch bei der Qualität (Giftstoffe) schneidet ökologischer Anbau in der Regel besser ab. Generell muss man aber einzelne Erzeugnisse miteinander vergleichen. Ihre pauschale Aussage lässt sich damit auf jeden Fall nicht bestätigen.
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  • aweis
    Es kann gar nicht genug Publicity für Biobetriebe geben!
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