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Bad Brückenau
Erneute Debatte ums MedZentrum im Bad Brückenauer Stadtrat
Ein Tekturantrag der Projektgesellschaft für das neue Ärztehaus an der Franz-von-Prümmer-Klinik löste eine längere Diskussion aus. Die Hauptfrage: Erfüllt das Vorhaben noch den ursprünglich beschlossenen Zweck?
Auf dem Gelände des künftigen Ärztehauses führt eine Bad Kissinger Baufirma Bodenarbeiten aus. Auch im Bad Brückenauer Stadtrat war das geplante MedZentrum wieder heißdiskutiertes Thema. Foto: Steffen Standke       -  Auf dem Gelände des künftigen Ärztehauses führt eine Bad Kissinger Baufirma Bodenarbeiten aus. Auch im Bad Brückenauer Stadtrat war das geplante MedZentrum wieder heißdiskutiertes Thema. Foto: Steffen Standke
| Auf dem Gelände des künftigen Ärztehauses führt eine Bad Kissinger Baufirma Bodenarbeiten aus. Auch im Bad Brückenauer Stadtrat war das geplante MedZentrum wieder heißdiskutiertes Thema. Foto: Steffen Standke
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 17.08.2022 02:45 Uhr

Auf der Baustelle des neuen MedZentrums an der Prümmer-Klinik herrscht Bewegung. Der Mutterboden wird - als Vorbereitung für den Rohbau - entfernt. Das Ärztehaus bewegte auch im Stadtrat die Gemüter. Denn die Projektgesellschaft wollte Änderungen am Gebäude abgesegnet haben. Was einigen Räten aufstieß.

Auslöser war ein sogenannter Tekturantrag der MedZentrum Bad Brückenau GmbH & Co. KG. Wesentlichste Änderung sollte ein Technikraum sein, der für die Haustechnik auf das Dach des dreigeschossigen Gebäudes aufgesetzt werden soll. Das ergebe sich, so die Begründung, aus der "Anpassung der Nutzer und der damit verbundenen Mietflächen im Erdgeschoss, im 1. und im 2. Obergeschoss". Dadurch ändere sich auch die Anordnung der Fenster. Und die Außenanlage soll anders gestaltet werden.

Laut Sitzungsvorlage plant die Projektgesellschaft derzeit mit einer gynäkologischen und einer allgemeinmedizinischen Arztpraxis im 1. Obergeschoss, einer orthopädischen und einer zahnmedizinischen Praxis im 2. Obergeschoss. Das Erdgeschoss sollen eine Apotheke , ein Sanitätshaus und eine Bäckerei füllen. Letztere bräuchte eine "Aufenthaltsfläche im Außenbereich".

Was unter anderem Auswirkungen auf die Anzahl der Stellplätze direkt am Ärztehaus hätte. Geplant sind jetzt nur noch drei; weitere 36 Parkplätze sollen auf dem alten Bahnhofsareal gleich gegenüber entstehen. Es soll eh demnächst umgestaltet werden. Auf dem Dach sollen schließlich neben nötiger Haustechnik eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, ein Gas-Brennwertkessel und der Heizungsverteiler aufgestellt werden.

Änderungen bei Mietern und Außenbereich

Mit der neuen Planung weicht die Belegung in einigen Punkten von der im Oktober 2020 vorgestellten ab. So fehlt der angedachte Augenarzt. Hinzugekommen ist dafür ein Gynäkologe .

Auch die Apotheke , die jetzt ins Gebäude einziehen soll, war ursprünglich nicht vorgesehen. Alexander Bechtler, Sprecher des Projektentwicklers IWG Ideenwelt Gesundheitsmarkt GmbH, hatte im Oktober vergangenen Jahres gesagt, dass keine Apotheke vorgesehen sei. Man wolle die in der Stadt vorhandene medizinische Infrastruktur "nicht kannibalisieren".

Offen blieb damals noch eine Fläche von 122 Quadratmetern, mutmaßlich für eine gastronomische Nutzung. Zwischendurch war ein Bistro im Gespräch; jetzt wird es wohl eine Bäckerei.

Schließlich war in der Sitzung des Stadtrates am 16. Juli 2019 noch von sechs Auto-Stellplätzen für Menschen mit Behinderung und Kurzzeitparker die Rede. Auch das hat sich in drei geändert.

Diese und andere Änderungen stießen im jüngsten Stadtrat vor allem Adelheid Zimmermann ( FDP ) auf. Der ursprünglich vom Stadtrat gewollte Zweck des MedZentrums und auch die Voraussetzungen für den zwischen Stadt und Investor geschlossenen Erbrechtsvertrag seien nicht mehr erfüllt. "Es sind nicht mehr die Mieter da, die wir hatten, sondern andere." Besonders die Bäckerei passte ihr nicht ins Konzept. Auch den Technik-Bau auf dem Dach hielt die FDP-Rätin nicht für notwendig. Man könne die Haustechnik auch im Gebäude unterbringen.

Dirk Stumpe (PWG) meinte sogar: "Der ganze Standort ist ein Fehler. Uns wurde ein Ärztehaus verkauft. Jetzt wird es eine Gewerbeimmobilie."

Stumpe rief noch einmal die Entwicklung des Projektes in Erinnerung. Die Initiative für das MedZentrum sei von der früheren Verwaltungsleiterin der Prümmer-Klinik, Sabine Hein, ausgegangen. Ihre Idee: Die medizinische Versorgung der Einwohner von Bad Brückenau und des Altlandkreises nachhaltig zu sichern.

Ein Investor habe den Bau eines Ärztehauses angeboten. Der Grund dafür - das Medizinische Versorgungszentrum der Klinik in dem Neubau unterzubringen - sei aber weggefallen. Auch sei die Meinung vieler Bürger nicht gehört worden. "Ich kann nicht zustimmen, weil ich in dem Spiel nur Verlierer sehe."

Als Vertreter des Investors war Christoph Jung von der medbau Projektrealisierungsgesellschaft angereist. Die Grundfläche des Gebäudes bleibe gleich; es werde nur eine Haube draufgesetzt. Wenn ein halbes Stockwerk durch Technik wegfalle, sei das für den Investor auch ein wirtschaftliches Thema. Mit den potenziellen Mietern im Erdgeschoss sei man "in Abstimmung". Verträge seien noch nicht unterzeichnet. Jung, der nach eigenen Angaben erst seit 1. März im Unternehmen arbeitet, wollte den Blick nach vorn richten. Er kenne die Nebengeräusche bei solch einem Projekt.

Es gab auch im Stadtrat Stimmen, die der Tekturänderung wohlwollend gegenüberstanden. Für Jonathan Kirchner (PWG), nach eigenen Worten einst "großer Gegner des Projektes", machte das zusätzliche Technik-Geschoss Sinn. "Man wird es von unten nicht sehen."

Dieter Seban ( CSU ) sah es "heute nicht als Aufgabe und es steht auch nicht auf der Tagesordnung, noch einmal über den Standort zu diskutieren". Mit einem "Café- und Bäckereibetrieb könne er leben. Er sei einer Kurstadt zuträglich. Die Bäckerei könne eine Belebung für Bad Brückenau sein, auch wegen der Nähe zum Bahnradweg. Sie könne aber auch Konkurrenz zu bestehender Infrastruktur bedeuten.

Jürgen Pfister meinte mit Blick auf Bäckerei oder Bistro, die Änderung eines Mieters im Ärztehaus sei nicht relevant für dessen Zielrichtung. Er stärkte der Projektgesellschaft den Rücken: "Wir haben dem Investor zweimal bestätigt, dass gebaut werden kann und ein Bürgerbegehren abgewartet." Nun solle es weiter vorangehen.

Das tut es offensichtlich: Christoph Jung sprach davon, dass nach den vorbereitenden Arbeiten für den Rohbau ein halbes Jahr Bauzeit vorgesehen ist. Im Juni 2023 soll das Ärztehaus fertig sein.

Über den Tekturantrag werden die Stadträte indes in einer kurzfristig anberaumten Sondersitzung neu befinden müssen. Das Thema wurde vertagt. Bürgermeister Jochen Vogel ( CSU ) drängt für die zusätzliche Sitzung auf "eine klare Position, nicht wieder eine lange Diskussion von Grund auf."

 
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