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BAD KISSINGEN
Erlebnisse im Land der Erdäpfel
Das Gespräch führte THERESIA KIESEL
 |  aktualisiert: 09.10.2016 16:57 Uhr

Joaquín López unterstützt momentan für ein halbes Jahr das Team des Jugend- und Kulturzentrums (JuKuZ). Im August 2012 kam der 29-jährige Spanier im Rahmen des Europäischen Freiwilligendienst (EFD) nach Bad Kissingen und bleibt noch bis 28. Februar 2013. Nach dem Abitur studierte Joauín López Kunstfotografie. Als er in Spanien keinen Job fand, entschied er sich für den EFD und Deutschland.

Frage: Wie kamen Sie als Spanier bei der Auswahl Ihres Einsatzortes ausgerechnet auf Bad Kissingen?

Joaquin Lopez: Ich bin über den Europäischen Freiwilligendienst hierher gekommen. Zunächst habe ich mich in größeren Städten beworben, das hat nicht geklappt. In Bad Kissingen wurde ich schließlich angenommen. Nach Deutschland wollte ich wegen der Krise in Spanien und der hohen Jugendarbeitslosigkeit dort.

Und wie gefällt es Ihnen hier? Was ist denn hier ganz anders als in Spanien?

Lopez: Als ich hier ankam, fiel mir sofort die Luft auf. Hier riecht es nach Bäumen, nach Natur und alles ist grün. In meiner Heimatstadt Elche ist es sehr trocken. Anfangs dachte ich, Bad Kissingen ist vielleicht zu klein, weil meine Heimatstadt viel größer ist. Doch eine kleine Stadt hat auch ihre Vorteile. Die Leute sind alle sehr freundlich. Ich bin eine soziale Person und gehe auch auf Menschen zu. Hier ist es sehr einfach, Leute kennen zu lernen. Was auch neu für mich war: Ich habe hier das erste Mal Schnee fallen sehen! Ich hatte nur leider die falschen Schuhe an.

Wie gestaltet sich Ihre Arbeit hier und was haben Sie dabei schon gelernt?

LOPEZ: Ich spiele mit den Kindern und passe auf sie auf. Ich war am Aktiv-Spielplatz dabei, beim Ferien-Programm und bei den Spielewochen. Ich habe gelernt Dinge zu organisieren und auszuprobieren. Dabei konnte ich mich frei entfalten. Auch musste ich mit Niederlagen umgehen, wenn ich Aktivitäten mit den Kids geplant hatte und niemand kam. Die Arbeit mit den Kindern klappt gut, obwohl ich nur wenig Vorerfahrung habe und keine besondere Ausbildung. Und Ich habe sehr viel über Kinderpsychologie gelernt. Zum Abschluss bin gerade dabei, den Kindern Zaubertricks beizubringen.

Was machen Sie denn in Ihrer Freizeit?

LOPEZ: Ich gehe ins Fitnessstudio. Außerdem probiere ich deutsche Gerichte aus, koche aber am liebsten spanisch für meine Kollegen. Ich gehe gerne spazieren und in Museen. Ich feiere und besuche Discos. Ich schau kaum Fernsehen, informiere mich lieber im Radio über politische Themen. Und natürlich trinke ich gern Bier – und das deutsche ist wirklich super. Meine Spezialität ist Weizenbier.

Wie klappt’s denn eigentlich mit der deutschen Sprache?

LOPEZ: Ich bin das erste Mal in Deutschland. An einer spanischen Sprachschule habe ich sechs Jahre lang Deutsch gelernt und verstehe eigentlich alles. Der fränkische Dialekt ist schwer zu verstehen, aber an sich finde ich ihn toll. Ich versuche ja auch ein bisschen Umgangssprache zu lernen. Ich weiß immerhin schon, was „Erdäpfel“ sind.

Was vermissen Sie hier am meisten?

LOPEZ: Die Sonne. In meiner Heimat hat es momentan 16 Grad. Hier scheint die Sonne manchmal ein bis zwei Wochen nicht. Das ist schwer für mich. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Und ich vermisse das spanische Essen. Ich mag sehr gerne regionale Produkte wie Paella. Am Anfang habe ich versucht, Paella zu kochen, aber der Reis und das Olivenöl hier sind nicht dazu geeignet.

Was würden Sie gerne mitnehmen, wenn Sie wieder nach Spanien gehen?

LOPEZ: Das Wir-Gefühl. Ich finde es toll, dass die Leute hier stolz auf ihr Land sind. Bei uns ins Spanien gibt es sehr viel Streit unter den Regionen. Zum Beispiel Katalonien möchte unbedingt unabhängig werden. Aber zusammen funktioniert es einfach besser.

Und wie geht's nun weiter bei Ihnen?

LOPEZ: Ich möchte jetzt Politik studieren. Zuvor muss ich aber eine Prüfung bestehen. Sollte das nichts werden, suche ich mir einen Job in der Tourismus-Branche. Am liebsten würde ich wegen meiner Familie und meines Freundeskreises in Spanien bleiben. Das wär das coolste. Ich hoffe, dass ich durch den EFD bessere Chancen auf einen Job habe. Falls nicht, will ich nach Deutschland zurück. Hier ist es leichter, einen Job zu finden. Nebenbei würde ich dann gerne online studieren. Auf jeden Fall möchte ich im Sommer wieder hierher fahren und alle besuchen.

 
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