Bad Kissingen
Erinnerungen ans Vorzeige-Hotel
Von 1958 bis 2010 betrieb die Steigenberger-Kette in Bad Kissingen das einzige Fünf-Sterne-Haus weit und breit. Erinnerungen zweier Mitarbeiter.
"Das Steigenberger war aus Bad Kissingen gar nicht wegzudenken", wundert sich Siegfried Steinbach bis heute, dass der Freistaat im Jahr 2010 den Pacht-Vertrag für das Fünf-Sterne-Hotel löste. Der 70-Jährige war bis zuletzt Betriebsratsvorsitzender und saß sogar als Arbeitnehmer-Vertreter im Aufsichtsrat der Steigenberger-Kette. "Das Gäste-Klientel, das wir hatten, gibt es in Bad Kissingen heute gar nicht mehr", sagt er, und: "Es wird schwierig sein, diese Kunden wieder zu gewinnen."
Steinbach kam über Umwege ins Hotel: 1962 begann er bei VW in Bad Neustadt eine Kaufmannslehre, 1979 wechselte der gebürtige Premicher dann als Lagerist ins Steigenberger, ab 1984 war er als Food- and Beverage-Manager unter anderem für den Einkauf der Lebensmittel und die Kalkulation der Essenspreise verantwortlich. Sein ehemaliger Kollege Heinz Ickert dagegen brachte Erfahrungen aus anderen Fünf-Sterne-Hotels mit: Von Düsseldorf über London kam Ickert als Empfangschef nach Bad Kissingen. "Ich wollte in die Ferien-Hotelerie, weil man dort mehr Kontakt zu den Gästen hat", begründet er seine Entscheidung.
Neben der Lage am Kurgarten hätten die Gäste am Steigenberger vor allem die familiäre Atmosphäre geschätzt: "Es war nichts besonderes, dass jemand 25 Jahre und mehr bei Steigen-berger arbeitete", erinnert sich Ickert, und: "Das haben die Gäste gespürt." Anekdoten kann Ickert viele erzählen, etwa als er Konsul Hans-Hermann Weyer entgegen lief, weil dieser die Zufahrt nicht fand, und dann mit ihm im weißen Cabrio durch die Stadt fuhr. Oder Ivan Rebroff, der selbst im Sommer mit Pelzmütze aus dem Auto ausstieg. Während des Kissinger Sommers kamen vor allem Künstler - von Lang Lang bis Cecilia Bartoli. "Viele sind eine Nacht länger geblieben als es für den Auftritt notwendig war", erinnert sich Ickert.
Die glorreichen Zeiten des Kurhaushotels liegen allerdings schon länger zurück: Ende der 1930er Jahre logierte etwa Richard Strauss im damals noch königlichen Kurhaushotel. Nach dem Krieg gehörten Bundespräsident Heinrich Lübke mit seiner Frau Wilhelmine zu den berühmtesten Gästen. Für riesiges Medieninteresse sorgte 1966 der Besuch des thailändisches Königspaares Bhumibol Adulyadej und Sirikit auf Einladung Lübkes. Solcher Glanz blieb Heinz Ickert als Empfangschef verwehrt, aber Ministerpräsident Edmund Stoiber oder Delegationen aus China begrüßte auch er. Wichtiger seien aber die vielen Stammgäste gewesen, die zum Teil bis zu einem halben Jahr am Stück im ersten Haus am Platze logierten. Die teuersten Suiten im Haus mit 48 Quadratmetern kosteten dabei bis zu 400 Euro pro Nacht.
"Wir hatten eine Auslastung von 74 Prozent", kennt Ex-Betriebsrat Steinbach auch die wirtschaftlichen Zahlen. 70 Beschäftigte arbeiteten zuletzt in dem 168-Betten-Haus. Dass der Freistaat 2010 plötzlich einen Schluss-Strich zog und den Pachtvertrag kündigte, können beide nicht verstehen: "Aus meiner Sicht war das ein großer Fehler", sagt Steinbach.
Die Jubiläumsserie wird am Samstag, 26. August, von Ulrike Müller fortgesetzt. Ihr Thema: "In dritter Generation arbeitete Franz-Peter Nikolaus als Setzer in der Buchdruckerei. Heute bestellt er für seine Kunden im Internet."
Steinbach kam über Umwege ins Hotel: 1962 begann er bei VW in Bad Neustadt eine Kaufmannslehre, 1979 wechselte der gebürtige Premicher dann als Lagerist ins Steigenberger, ab 1984 war er als Food- and Beverage-Manager unter anderem für den Einkauf der Lebensmittel und die Kalkulation der Essenspreise verantwortlich. Sein ehemaliger Kollege Heinz Ickert dagegen brachte Erfahrungen aus anderen Fünf-Sterne-Hotels mit: Von Düsseldorf über London kam Ickert als Empfangschef nach Bad Kissingen. "Ich wollte in die Ferien-Hotelerie, weil man dort mehr Kontakt zu den Gästen hat", begründet er seine Entscheidung.
Familiäre Atmosphäre
Neben der Lage am Kurgarten hätten die Gäste am Steigenberger vor allem die familiäre Atmosphäre geschätzt: "Es war nichts besonderes, dass jemand 25 Jahre und mehr bei Steigen-berger arbeitete", erinnert sich Ickert, und: "Das haben die Gäste gespürt." Anekdoten kann Ickert viele erzählen, etwa als er Konsul Hans-Hermann Weyer entgegen lief, weil dieser die Zufahrt nicht fand, und dann mit ihm im weißen Cabrio durch die Stadt fuhr. Oder Ivan Rebroff, der selbst im Sommer mit Pelzmütze aus dem Auto ausstieg. Während des Kissinger Sommers kamen vor allem Künstler - von Lang Lang bis Cecilia Bartoli. "Viele sind eine Nacht länger geblieben als es für den Auftritt notwendig war", erinnert sich Ickert.
Die glorreichen Zeiten des Kurhaushotels liegen allerdings schon länger zurück: Ende der 1930er Jahre logierte etwa Richard Strauss im damals noch königlichen Kurhaushotel. Nach dem Krieg gehörten Bundespräsident Heinrich Lübke mit seiner Frau Wilhelmine zu den berühmtesten Gästen. Für riesiges Medieninteresse sorgte 1966 der Besuch des thailändisches Königspaares Bhumibol Adulyadej und Sirikit auf Einladung Lübkes. Solcher Glanz blieb Heinz Ickert als Empfangschef verwehrt, aber Ministerpräsident Edmund Stoiber oder Delegationen aus China begrüßte auch er. Wichtiger seien aber die vielen Stammgäste gewesen, die zum Teil bis zu einem halben Jahr am Stück im ersten Haus am Platze logierten. Die teuersten Suiten im Haus mit 48 Quadratmetern kosteten dabei bis zu 400 Euro pro Nacht.
74 Prozent Auslastung
"Wir hatten eine Auslastung von 74 Prozent", kennt Ex-Betriebsrat Steinbach auch die wirtschaftlichen Zahlen. 70 Beschäftigte arbeiteten zuletzt in dem 168-Betten-Haus. Dass der Freistaat 2010 plötzlich einen Schluss-Strich zog und den Pachtvertrag kündigte, können beide nicht verstehen: "Aus meiner Sicht war das ein großer Fehler", sagt Steinbach.Die Jubiläumsserie wird am Samstag, 26. August, von Ulrike Müller fortgesetzt. Ihr Thema: "In dritter Generation arbeitete Franz-Peter Nikolaus als Setzer in der Buchdruckerei. Heute bestellt er für seine Kunden im Internet."
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