"Es soll immer weiter gehen", sagte Dirk Hönerlage beim Treffen eines offenen Arbeitskreises. In einem zweiten Schritt werde das Projekt nun aus der Schule hinaus getragen und auf eine breitere Basis gestellt. Denn entstanden war die Idee, auf eindrucksvolle Weise an jüdische Mitbürger zu erinnern, am Franz-Miltenberger Gymnasium. Unter der Leitung des Studiendirektors hatten sich seit September 2016 Jugendliche im Rahmen eines anderthalbjährigen Seminars mit der Thematik "Erinnerung - Mahnung - Auftrag" auseinander gesetzt.
"Wir wollen darüber nachdenken, welche Opfer der Gewaltherrschaft wir als nächstes mit einem Stolperstein würdigen", skizzierte Hönerlage die Aufgaben für die kommenden Monate. Damit verbunden sind dann erneut intensive Recherchen, Fragen zur Übernahme von Patenschaften sowie die Vorbereitung einer angemessenen Feier. Denn die Mitwirkung am "größten dezentralen Denkmal der Welt", das seinerzeit der Kölner Künstler Gunter Demnig ins Leben gerufen hat, folgt einem genau vorgeschriebenen Prozedere. "Wir können Stolpersteine nur für diejenigen Personen setzen, deren biographische Daten wir exakt verifiziert haben", betonte Hönerlage. Damit war die Richtung für das Arbeitsgespräch vorgegeben, an dem 2. Bürgermeister Jürgen Pfister (PWG), Kulturbüroleiter Jan Marberg, der evangelische Pfarrer Gerd Kirchner sowie die ehemalige Schülerin Sarah Hofmeister und die aktuelle Gymnasiastin Melissa Witzke teilnahmen.
Dass der Arbeitskreis zum Auftakt nur in überschaubarer Runde tagte, lag allein an der momentan grassierenden Erkältungswelle. Etliche Interessenten, die ihre Mitwirkung für die Zukunft signalisiert haben, mussten das Treffen krankheitsbedingt kurzfristig absagen. Trotzdem könne man laut Hönerlage auf einer soliden Basis aufbauen. Denn schon jetzt gibt es etliche Bürger, die bereits Patenschaften für die Stolpersteine übernommen und ihren Obolus von 120 Euro bezahlt haben, bei der ersten Aktion aber nicht berücksichtigt werden konnten. Ihr gespendetes Geld sei momentan treuhänderisch auf dem Konto des Schulvereins "sicher geparkt", machte der Studiendirektor deutlich. Er erinnerte bei dieser Gelegenheit daran, dass die Erstverlegung der symbolträchtigen Quader Anfang des Jahres auch über die Grenzen Bad Brückenaus hinaus auf enorme Resonanz gestoßen sei.
Jürgen Pfister als Vertreter der Stadt zeigte sich erfreut darüber, dass bereits jetzt eine weitere würdevolle Veranstaltung geplant werde. So könne in einem relativ kurzen Abstand erneut in einem angemessenen Rahmen auf das Schicksal der ehemaligen jüdischen Mitbürger, die während der NS-Zeit deportiert und ermordet wurden, aufmerksam gemacht werden.
Als Termin für die dann zweite Stolperstein-Verlegung fasste der Arbeitskreis den August 2019 ins Auge. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass auch Gunter Demnig zu diesem Zeitpunkt nach Bad Brückenau kommen kann. Sarah Hofmeister wird sich deswegen umgehend mit dem Künstler in Verbindung setzen.
Die nun anstehenden Recherchen, an denen weitere interessierte Bürger jederzeit noch mitwirken können, folgen einem bewährten Schema. Denn bereits im Vorfeld der ersten Aktion hatte Hönerlage einen Merkzettel entworfen, der die umfangreiche Arbeit wesentlich erleichtert. In dem Papier ist nicht nur die einheitliche Vorgehensweise festgehalten, sondern es wird auch auf Quellen in Büchern und Broschüren sowie im Internet verwiesen. Darüber hinaus existiert ein Namensregister. Außerdem gibt es eine Liste der Häuser, deren Umfeld für die Verlegung von Stolpersteinen infrage kommt. Dafür hatte sich der Geschäftsleiter der Verwaltung im Rathaus, Michael Worschech, intensiv mit historischem Kartenmaterial und alten Akten beschäftigt.
Nähere Informationen zum Thema Stolpersteine allgemein und über eine konkrete Beteiligung am neu installierten Arbeitskreis gibt es im Franz-Miltenberger-Gymnasium , bei der Stadt Bad Brückenau sowie im Kulturbüro.