In unserer Gastronomie-Serie "Hinter die Tresen geschaut", fragen wir bekannte Lokale und Cafés in Bad Kissingen nach ihrem Erfolgsrezept und hören, was Wirt oder Inhaberin aus ihrem Alltag zu erzählen haben. Diesmal das Bio-Café "So leb ich".
Zwischen Regalen, Auslagen und Produktständern finden sich große und kleine Holztische mit gemütlichen Sesseln, farbigen Stühlen oder sogar eine samtbezogene Couch. Das "So leb ich" in der Ludwigstraße 23 ist Café und Laden in einem.
Seit 2016 gibt es das "So leb ich" in Bad Kissingen als Geschäft und seitdem ist es stetig gewachsen. "Um zu testen, wie nachhaltige Bio-Produkte hier ankommen, habe ich erstmal an Weihnachtsmärkten verkauft", erzählt Inhaberin Nicole Hillenbrand, "dann hatte ich kurzzeitig eine Ladenfläche in der Sparkassen-Passage und seit 2016 hier den Laden."
Kunden wollten länger bleiben
Dessen Verkaufsfläche wurde 2018 vergrößert und im selben Jahr um das Bio-Café ergänzt. "Die Idee, ein Café in den Laden zu integrieren, hatte ich schon länger. Ausschlaggebend waren aber meine Kunden, die gefragt haben: Warum kann ich nicht noch länger mit einer Tasse Kaffee hierbleiben?"
Inzwischen hat sich das Angebot von Kuchen, süßen und pikanten Teilchen und herzhafter Brotzeit um wechselnde Tagesgerichte und Frühstücksvariationen erweitert.
"Seit 2020 haben wir beim Café die Bio-Zertifizierung von der Öko-Kontrollstelle Abcert und seit diesem Jahr das goldene Label", erklärt die Chefin stolz. Soll heißen: Wer das Zertifikat in Gold bekommt, muss zu 90 bis 100 Prozent Bio-Produkte verwenden.
"Das bedeutet, wenn nichts anderes dabeisteht, ist es Bio. Weil man aber nicht jede Zutat zu jeder Jahreszeit in Bioqualität bekommt, gibt es diese Prozentspanne. Dann muss die Zutat aber auch ausgewiesen werden." Der Salat sei beispielsweise aus dem eigenen Garten, "und der ist nicht biozertifiziert."
Hochwertige Zutaten
Zudem seien Brötchen, Kuchen und Teilchen zu 100 Prozent aus Dinkelmehl, mit wenig Zucker und dieser ausschließlich Rohrohrzucker. "Die Zutaten machen es aus. Mir ist es wichtig, mit qualitativ hochwertigen und bodenständigen Produkten zu arbeiten. Weniger ist mehr", betont Nicole Hillenbrand, die vor dem Schritt in die Selbstständigkeit 15 Jahre lang in der Pharmabranche im Verkauf gearbeitet hat.
Auch vegane Leckereien gibt es, wie zum Beispiel die roh-veganen Törtchen. "Da sind beim Ausprobieren tatsächlich zwei Küchenmaschinen kaputtgegangen, bis die Törtchen so geworden sind, bis ich zufrieden war", lacht sie.
Doch warum kommt Bio und gesund so gut an? "Die Menschen konsumieren immer bewusster. Viele kommen durch die Kinder oder eigene Unverträglichkeiten dazu." Allerdings sei das kein Selbstläufer und immer noch viel Aufklärungsarbeit notwendig. "Es muss trotzdem lecker, schön und wertig sein."
Die meist bestellten Gerichte sind Suppen und Tagesgerichte wie Gemüselasagne, Linsen Dal und Knödel auf Kürbis. Aber auch der Topfen-Nuss-Kuchen und die Frühstücksangebote sind beliebt.
Bunte Mischung an Gästen
"Durch die warmen Tagesgerichte haben wir viele ältere Gäste gewonnen, durch das Frühstück junge Leute und auch Familien mit Kindern kommen gerne. Auf dem Sofa wird regelmäßig Geburtstag gefeiert – wie zu Hause." Der 51-Jährigen ist wichtig, dass sich die Gäste in ihrem Café wohlfühlen, verweilen und entspannen können.
Die Tische sind sogar nach Stammgästen benannt worden: "Bei uns bestellt ja der Gast an der Theke und wir bringen das Essen an den jeweils benannten Tisch. Während der Erweiterung haben manche Gäste gefragt, ob ein Tisch auch nach ihrem Namen benannt werden kann", schmunzelt die Chefin.
Sogar der ehemalige SPD-Politiker Franz Müntefering kam einmal vor einer Lesung zum Kaffeetrinken vorbei und Joachim Gauck zum Tee, "mit bestimmt fünf Security-Leuten – da waren wir sicher."
Trotz 14 Mitarbeiter ist die Personalsituation ein Thema im "So leb ich". "Die Organisation im Hintergrund ist ziemlich hoch, dadurch, dass wir eine kleine Küche habe und wir bei Klein- und Kleinstfirmen bestellen", erklärt Hillenbrand. Die ganze Familie sei involviert, die Tochter unterstützt beim Kuchenbacken, der Ehemann in der Küche und der Schwiegervater baut die Kaffeetische für drinnen und draußen selbst.
Das Konzept kommt bei Einheimischen, Kurgästen und Reha-Patienten an – die Tische sind regelmäßig gut besucht. Die Mischung aus Laden und Café wird toleriert, "da wird dann auch mit dem Stuhl gerückt, wenn jemand an ein Regal will", so Hillenbrand. Hier klönen zwei Freunde beim Mittagessen, dort diskutiert eine Gruppe von Seniorinnen, im Ohrensessel wird ein Baby gefüttert – Nicole Hillenbrand ist mit ihrem BioLadenCafé zufrieden.
Weitere Information: Das Bio-Café "So leb ich" in der Ludwigstraße 23 in Bad Kissingen hat dienstags bis freitags von 9.30 bis 18Uhr und samstags von 9.30 bis 16Uhr geöffnet.