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Münnerstadt
Er ist auch heute noch ein Vorbild
Der Orden hat zur Augustinus-Akademie ein druckfrisches Werk über den Heiligen erhalten.
Pater Alfons Tony (von links), Bruder Peter Reinl, Christof Müller M.A. und Pater Wilfried Balling bei der Überreichung des Buches 'Von Menschenwerk und Gottesmacht - Der Streit um die Gnade im Laufe der Jahrhunderte'.  Foto: Björn Hein       -  Pater Alfons Tony (von links), Bruder Peter Reinl, Christof Müller M.A. und Pater Wilfried Balling bei der Überreichung des Buches 'Von Menschenwerk und Gottesmacht - Der Streit um die Gnade im Laufe der Jahrhunderte'.  Foto: Björn Hein
| Pater Alfons Tony (von links), Bruder Peter Reinl, Christof Müller M.A. und Pater Wilfried Balling bei der Überreichung des Buches "Von Menschenwerk und Gottesmacht - Der Streit um die Gnade im Laufe der Jahrhunderte".
Björn Hein
 |  aktualisiert: 19.08.2022 19:10 Uhr
Augustinus ist nicht nur einer der vier wichtigsten lateinischen Kirchenlehrer der Spätantike sondern auch ein Philosoph an der Schwelle zwischen Antike und Frühmittelalter. Besonders die Lehre der Stoa hat ihn und sein Werk maßgeblich beeinflusst, durch ihn wurde ein Gutteil antiker philosophischer Gelehrsamkeit in die christliche Theologie miteingebracht und untrennbar mit ihr verwoben.
Passend zu seinem Geburtstag (13. November) fand jetzt in Münnerstadt die Augustinus-Akademie statt, im Rahmen derer man einiges über die philosophischen Hintergründe seines Hauptwerks "Confessiones" (übersetzt: "Bekenntnisse") erfahren konnte, dessen Einfluss auf die Theologie des christlichen Abendlandes immens war. Gleichzeitig gab es etwas zu feiern: Professor Dr. Dr. Christof Müller vom Zentrum für Augustinusforschung in Würzburg überreichte dem Augustinerorden, der zahlreiche Vertreter in die Alte Aula nach Münnerstadt entsandt hatte, ein druckfrisches Werk über den Heiligen, welches in der Reihe "Res et signa" im Echter-Verlag Würzburg erschienen ist.


Streit im Laufe der Jahrhunderte

Das Buch fußt auf die Beiträge des XI. Würzburger Augustinus-Studientages vom 7. Juni 2013 und wurde von Christof Müller und Guntram Förster herausgegeben. Es ist mit dem Titel "Von Menschenwerk und Gottesmacht" überschrieben. Im Zentrum diese Werks steht der Streit um die Gnade im Laufe der Jahrhunderte.
Mit diesem literarischen Gastgeschenk wurde die Tagung der Augustinus-Akademie eröffnet. Müller ging in seinen Ausführungen auf den Begriff der Gnadenthematik ein und bot einen kurzen Abriss darüber, wie kontrovers dieser in der Theologie diskutiert wurde und wird. "Auch heute geht uns diese Frage noch etwas an", zog Müller ein Fazit. Die Thematik der Gnade habe die Geistesgeschichte der verschiedenen Jahrhunderte einschneidend geprägt. Das Buch soll einen Beitrag dazu leisten, dies aufzuzeigen und dem Leser die wichtigsten Streitpunkte vorzustellen.


Das kommt bei Gläubigen an

Müller sprach den anwesenden Augustinern für deren Wirken seinen Dank aus, da sie mit ihrer lebendigen Spiritualität dafür sorgten, dass die Gnadenlehre des Augustinus nicht nur theoretisch diskutiert wird, sondern praktisch bei den Gläubigen ankommt. Aus diesem Grund widmete er den vorliegenden Band der deutschen Ordensprovinz der Augustiner. Doktorandin Veronika Zilker referierte in ihrem Festvortrag über das Thema "Ihm erzählte ich von allen meinen Irrwegen (Confessiones 8.3). Die Darstellung eigener Fehltritte bei Seneca und Augustinus". Dabei arbeitete sie sehr klar heraus, dass Seneca, welcher der antiken philosophischen Schule der Stoa anhing, und der hl. Augustinus in ihrem Denken durchaus Parallelen haben, sich in wichtigen Aspekten jedoch grundlegend unterscheiden. Anhand von Auszügen aus dem literarischen Werk Senecas zeigte sie, dass für diesen die völlige Freiheit von allem Äußerlichen ein Ziel gewesen sei. Ziller machte anhand von Werksauszügen deutlich, dass die Stoa ein durchaus elitäres Bild vertritt, wenn sie glaubt, dass der Kontakt mit der Masse schädlich für den Philosophen sei.


Nichts wird beschönigt

Augustinus beschreibt in seinen "confessiones" seinen Weg zu Gott. Seine Reflexionen in diesem Werk sind sehr deutlich, er sucht nichts zu beschönigen. So wandte er sich selbst in seinen Jugendjahren der gnostischen Glaubensgemeinschaft der Manichäer zu, erst später fand er zum christlichen Gott. Überhaupt ist es die in den "confessiones" wieder und wieder thematisierte "Suche nach Gott", die Augustinus als sympathisch erscheinen lässt.


Fehler und Zweifel

Und man konnte die Faszination nachvollziehen, die Augustinus auch heute nicht nur auf den gleichnamigen Mönchsorden ausübt. Pater Manfred Jasper fasste dies in Worte: "Man stelle sich vor, ein Bischof verfasst heute ein Werk, in dem er die eigenen Fehltritte in der Jugend und sein fortwährendes Ringen im Bereich der Gottessuche thematisiert!". Dies mache den Heiligen Augustinus auch heute noch zu einem großen Vorbild, da er auch seine Fehler und Zweifel benennt und somit ganz Mensch bleibt - Mensch freilich, der auf der Suche nach Gott ist.
 
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