
In Westheim bleibt es spannend. Die von Bauunternehmer und CSU-Stadtrat Patrick Bindrum geplante Erweiterung der Gewerbeflächen am Längberg sorgt noch immer für Diskussionen. Nachdem zwei Bürgeranträge das Thema Ende des vergangenen Jahres wieder auf die Agenda der Stadt geholt haben, sorgen mittlerweile nicht mehr nur die vorgestellten Pläne für gespaltenen Meinungen – noch eine weitere Option gab kürzlich Anlass für Gespräche.
„Von Seiten des potenziellen Investors wurde an die Stadt Hammelburg die Möglichkeit herangetragen, dass dieser einer Entwicklung der Flächen im Gewerbepark Saaletal durch die Stadt Hammelburg offen gegenübersteht und somit zugunsten dieser zurücktreten würde“, berichtet Bürgermeister Armin Warmuth (CSU).
Gewerbeentwicklung in Westheim bereits 2013 diskutiert
Noch seien dazu keinerlei Verhandlungen geführt worden. Die Überlegung, dass nördlich der Kreisstraße K12/Berliner Straße weitere Gewebeentwicklung stattfinden soll, sei allerdings keine neue Idee. Bereits 2013 sei über die Thematik diskutiert worden, betont der Bürgermeister. „Ich kann heute natürlich nicht sagen, ob wir in der Lage sind, das zu finanzieren.“ Trotzdem sei es aus Sicht der Stadt wichtig, weiteres Gewerbe zu entwickeln.
„Ich weiß nicht, ob wir uns den Luxus leisten können, darauf zu verzichten.“ Denn: Andere Orte, an denen weitere Gewerbeflächen entstehen könnten, gebe es nicht. „Wenn wir etwas entwickeln wollen, haben wir nur noch diese Fläche“, macht Warmuth deutlich. Dennoch ist er sich der Schwere dieser Entscheidung bewusst. „Die Frage am Ende ist jetzt: Ist es von Seiten des Stadtrates gewünscht, dass die Stadt selbst in die Entwicklung einsteigt?“
Lange Gespräche der Hammelburger Stadträte
Einig sind sich die Hammelburger Räte nach langer Diskussion nur in zwei Punkten: Um eine solch schwerwiegende Entscheidung zu treffen, brauche es weitreichendere Informationen und zudem den Dialog mit der Bevölkerung in Westheim. „Wir haben jetzt schon eine sehr stark emotionale Situation und ich meine, davon sollten wir Abstand nehmen“, sagt Stadtrat Reinhard Schaupp (CBB).
Deshalb sein Vorschlag: Um eine noch stärkere Polarisierung zu vermeiden, sollte die Entscheidungskompetenz auf alle Fälle innerhalb des Ratsgremiums bleiben. „Ich möchte keinen Bürgerentscheid und ich will auch kein Gewerbegebiet in der bisher diskutierten Dimension“, macht er deutlich. Über alles andere könne diskutiert und in Abstimmung mit den Westheimern möglicherweise ein Kompromiss gefunden werden.
„Wir haben aktuell im Wesentlichen zwei Vorschläge“, bringt es dritter Bürgermeister Christian Fenn (Junge Liste) auf den Punkt. Auf der eine Seite die Pläne und Ideen von Investor Patrick Bindrum, auf der anderen die dazu völlig gegensätzliche Meinung von einem Großteil der Westheimer. Hinzu komme nun noch ein weiterer Gedanke – die Stadt entwickelt die Gewerbeflächen in Westheim selbst. „Um das zu entwickeln, müssen wir doch ehrlich sein, haben wir noch nicht ansatzweise Informationen eingeholt. Wie wollen wir denn dann heute schon eine Richtung vorgeben?“, wirft Fenn ein.
Mehr Informationen für die Entscheidung notwendig
Stadtratskollege Martin Wende (CSU), der gemeinsam mit Patrick Bindrum und Stefan Ruppert den ersten Bürgerantrag eingereicht hat, stimmt ihm da zu: „Wir haben uns noch keine Sekunde damit beschäftigt, ob wir uns als Stadt mit dem Thema Gewerbeentwicklung am Längberg beschäftigen wollen.“ Auch er halte es also für wichtig und notwendig, sich Informationen einzuholen und so herauszufinden, was eine Eigenentwicklung für die Stadt bedeuten würde. „Wir müssen irgendwann mal in eine Richtung kommen, vielleicht auch in irgendeiner Form einen Kompromiss zu schließen.“
Ebenfalls die Grünen-Fraktion teilt die Ansicht, weitere Informationen einzuholen, stört sich bei den aktuellen Diskussionen aber an einer Sache: Der Bürgerantrag aus Westheim werde nicht wirklich in die Gespräche einbezogen. „Es geht sehr viel darum, ob wir es entwickeln sollen“, bringt Florian Röthlein (Die Grünen) ein.
Deshalb seine Empfehlung: Der Bürgermeister und die Verwaltung werden beauftragt, in Verhandlung zu treten, um die Informationen über die Möglichkeiten für eine Entwicklung des Gewerbegebiets durch die Stadt zu prüfen. Die Bürgerinnen und Bürger aus Westheim sind in den ergebnisoffenen Entscheidungsprozess einzubinden. „Und ergebnisoffen bedeutet nicht, wir wollen diese Entwicklung um jeden Preis, es kann auch sein, dass wir am Ende sagen, wir wollen es nicht“, betont der Stadtrat.
Das sagt Patrick Bindrum zur Diskussion
Am Ende der Diskussion zeigt sich das gesamte Gremium mit diesem Vorschlag einverstanden. Das Problem: „Natürlich sind zunächst erstmal die Bürgeranträge zu behandeln“, bringt Norbert Schaub (SPD) ein. Die Frist hierfür laufe am 12. März aus. Im anschließenden Prozess sei es dann wichtig, eine Art Bürgerdialog zu machen, „damit wir mit den Bürgern zueinander finden.“ Die Entscheidungen zu treffen, sollte aber Aufgabe des Stadtrats bleiben, meint auch er.
„In meiner Grundhaltung habe ich schon immer gesagt: Das muss die Stadt entwickeln“, äußert sich Patrick Bindrum. Schließlich habe die Stadt bereits die drei bestehenden Gebiete entwickelt.