Wernarz
Enttäuschte Erwartungen
Seit zwei Jahren lebt Irakli Zhvania in Deutschland. Sein Asylantrag wurde abgelehnt. Doch Zhvania hat Arbeit und möchte bleiben. Geht das?
Eine schlichte Zahl ist an der Tür befestigt. 16, hier ist Irakli Zhvanias Zuhause, seit mehr als zwei Jahren nun schon. Das Appartement umfasst 34 Quadratmeter. Ein Doppelbett, eine kleine Spielecke für die Tochter, ein Flachbildschirm. Das Badezimmer ist ausreichend, im Wintergarten lagert Zhvanias Frau Kristina Tyshkevych Lebensmittel. "Papa!" Schon umschließt Kira die Beine ihres Vaters. Dreieinhalb Jahre ist sie alt. Als die Familie gerade erst in Wernarz angekommen war, musste er sie noch tragen.
"Papa" Zhvania kommt von der Arbeit. Seit Juni 2015 ist er beim Allgemeinen Baumdienst von Olaf de Vries, nur ein paar Häuser weiter, angestellt. Er pflanzt, pflegt und fällt Bäume. Vor allem aber klettert er und entfernt Äste, die nicht einfach so abgeschnitten werden können - zum Beispiel, weil sie direkt übers Dach reichen. "Da musst du fit sein", sagt Olaf de Vries, sein Chef. Körperlich fit und mit schneller Auffassungsgabe.
De Vries ist "European Treeworker and Technician", weit mehr als ein klassischer Baumpfleger. Er darf auch Gutachten und Baumkataster anfertigen. Vor acht Jahren gründete er sein eigenes Unternehmen. Dass er nun einen Mitarbeiter hat, war so nicht geplant. "Einmal habe ich meine Frau beim Deutschunterricht vertreten", erzählt de Vries. Als der Holländer vor den Flüchtlingen im "Weißen Ross" im Bad Brückenauer Stadtteil Wernarz stand, kam ihm der Gedanke. Er schaute sich die jungen Männer an. Seine Wahl fiel auf Zhvania. Die Familie ist aus Donezk im Osten der Ukraine geflohen.
Szenenwechsel. Beim Parkfest im Sommer isst die Familie Fisch am Stand des Fischereivereins. Musik spielt, die Stimmung ist gelöst und nichts erinnert mehr an die Anspannung, die der junge Mann so stark ausstrahlte, als er neu in Bad Brückenau war. Dabei wurde sein Asylantrag im Dezember abgelehnt, im März bestätigte ein Gericht die Entscheidung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Die Begründung: Die Familie könne im Westen der Ukraine sicher leben. Auch die Ausreise nach Georgien sei eine Option.
Zhvania aber will nicht nach Georgien, mit 16 Jahren verließ er das Land, um in der Ukraine und in Griechenland Wirtschaftswissenschaften zu studieren. Sein Studienabschluss werde in Deutschland nicht anerkannt, berichtet Zhvania. In die Ukraine könne die Familie nicht zurück, sagt er. Nun will er die Ausbildung zum "Treeworker" machen. Drei Scheine hat er schon. "Das ist meine letzte Chance, ich bin 30", sagt er. Es klingt endgültig. Sein Plan: Freiwillig ausreisen, um erneut einreisen zu dürfen - mit einem Arbeitsvisum.
Sein Chef, Olaf de Vries, ist ziemlich ungehalten: "Deutschland sagt immer: Wir brauchen qualifizierte Leute. Und dann haben wir einen und der darf nicht bleiben." Er habe Zhvania selbst ausgebildet und alle Kurse bezahlt. "Wäre er ein Fußballer oder ein Arzt, wäre das alles längst geregelt. Ich bin ganz schön enttäuscht!"
Ein "Paradebeispiel der Integration" nennt Jürgen Treichel vom "Weißen Ross" die Familie. "Irakli arbeitet, das Kind geht in den Kindergarten ... " Die Miete zahlt Zhvania selbst, seitdem er Arbeit gefunden hat. Vor etwas mehr als zwei Jahren haben sich die Treichels entschlossen, das Hotel als Flüchtlingsunterkunft an den Landkreis Bad Kissingen zu vermieten. Von 36 Plätzen sind aktuell noch 23 belegt. Für zwölf Personen davon ist das Asylverfahren abgeschlossen, sie werden bald ausziehen, berichtet Stefan Seufert, Asylkoordinator am Landratsamt.
Auch Zhvania will ausziehen, er hat eine Wohnung gefunden, ebenfalls in Wernarz. Doch ob und wann er die Koffer packen wird - für den Umzug oder die Ausreise - ist völlig ungewiss. "Ich habe alles versucht", sagt er enttäuscht. Und hofft dennoch.
"Papa" Zhvania kommt von der Arbeit. Seit Juni 2015 ist er beim Allgemeinen Baumdienst von Olaf de Vries, nur ein paar Häuser weiter, angestellt. Er pflanzt, pflegt und fällt Bäume. Vor allem aber klettert er und entfernt Äste, die nicht einfach so abgeschnitten werden können - zum Beispiel, weil sie direkt übers Dach reichen. "Da musst du fit sein", sagt Olaf de Vries, sein Chef. Körperlich fit und mit schneller Auffassungsgabe.
De Vries ist "European Treeworker and Technician", weit mehr als ein klassischer Baumpfleger. Er darf auch Gutachten und Baumkataster anfertigen. Vor acht Jahren gründete er sein eigenes Unternehmen. Dass er nun einen Mitarbeiter hat, war so nicht geplant. "Einmal habe ich meine Frau beim Deutschunterricht vertreten", erzählt de Vries. Als der Holländer vor den Flüchtlingen im "Weißen Ross" im Bad Brückenauer Stadtteil Wernarz stand, kam ihm der Gedanke. Er schaute sich die jungen Männer an. Seine Wahl fiel auf Zhvania. Die Familie ist aus Donezk im Osten der Ukraine geflohen.
Letzte Hoffnung Arbeitsvisum
Szenenwechsel. Beim Parkfest im Sommer isst die Familie Fisch am Stand des Fischereivereins. Musik spielt, die Stimmung ist gelöst und nichts erinnert mehr an die Anspannung, die der junge Mann so stark ausstrahlte, als er neu in Bad Brückenau war. Dabei wurde sein Asylantrag im Dezember abgelehnt, im März bestätigte ein Gericht die Entscheidung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Die Begründung: Die Familie könne im Westen der Ukraine sicher leben. Auch die Ausreise nach Georgien sei eine Option.
Zhvania aber will nicht nach Georgien, mit 16 Jahren verließ er das Land, um in der Ukraine und in Griechenland Wirtschaftswissenschaften zu studieren. Sein Studienabschluss werde in Deutschland nicht anerkannt, berichtet Zhvania. In die Ukraine könne die Familie nicht zurück, sagt er. Nun will er die Ausbildung zum "Treeworker" machen. Drei Scheine hat er schon. "Das ist meine letzte Chance, ich bin 30", sagt er. Es klingt endgültig. Sein Plan: Freiwillig ausreisen, um erneut einreisen zu dürfen - mit einem Arbeitsvisum.
"Paradebeispiel der Integration"
Sein Chef, Olaf de Vries, ist ziemlich ungehalten: "Deutschland sagt immer: Wir brauchen qualifizierte Leute. Und dann haben wir einen und der darf nicht bleiben." Er habe Zhvania selbst ausgebildet und alle Kurse bezahlt. "Wäre er ein Fußballer oder ein Arzt, wäre das alles längst geregelt. Ich bin ganz schön enttäuscht!"
Ein "Paradebeispiel der Integration" nennt Jürgen Treichel vom "Weißen Ross" die Familie. "Irakli arbeitet, das Kind geht in den Kindergarten ... " Die Miete zahlt Zhvania selbst, seitdem er Arbeit gefunden hat. Vor etwas mehr als zwei Jahren haben sich die Treichels entschlossen, das Hotel als Flüchtlingsunterkunft an den Landkreis Bad Kissingen zu vermieten. Von 36 Plätzen sind aktuell noch 23 belegt. Für zwölf Personen davon ist das Asylverfahren abgeschlossen, sie werden bald ausziehen, berichtet Stefan Seufert, Asylkoordinator am Landratsamt.
Auch Zhvania will ausziehen, er hat eine Wohnung gefunden, ebenfalls in Wernarz. Doch ob und wann er die Koffer packen wird - für den Umzug oder die Ausreise - ist völlig ungewiss. "Ich habe alles versucht", sagt er enttäuscht. Und hofft dennoch.
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