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Hammelburg
Energieversorgung Hammelburg: Wie sicher ist das Abwassernetz?
Höhere Kosten, Lieferprobleme und mögliche Stromausfälle: Auch der Abwasserzweckverband kämpft mit vielen neuen Herausforderungen.
In sieben Metern Tiefe kommt der größte Teil des Abwassers auf der Hammelburger Kläranlage an, mehrere Pumpen befördern das Abwasser dann nach oben in die Klärbecken. Die Mitarbeiter des Abwasserzweckverbandes Thulba-Saale, Andreas Ruppert (von li...       -  In sieben Metern Tiefe kommt der größte Teil des Abwassers auf der Hammelburger Kläranlage an, mehrere Pumpen befördern das Abwasser dann nach oben in die Klärbecken. Die Mitarbeiter des Abwasserzweckverbandes Thulba-Saale, Andreas Ruppert (von links) und Frank Sell, kümmern sich um die Wartung der Pumpen.
Foto: Ralf Ruppert | In sieben Metern Tiefe kommt der größte Teil des Abwassers auf der Hammelburger Kläranlage an, mehrere Pumpen befördern das Abwasser dann nach oben in die Klärbecken.
Ralf Ruppert
 |  aktualisiert: 08.11.2022 03:35 Uhr

"Was passiert bei einem längeren Stromausfall ?" Diese bange Frage stellen sich aktuell nicht nur Privatleute und Firmen, sondern auch Geschäftsführer Burkhard Oschmann vom Abwasserzweckverband (AZV) Thulba-Saale. Konkret: "Kommt das Abwasser dann überhaupt noch hier bei uns in der Kläranlage an?" Nur rund zehn Prozent des Abwassers fließen nämlich im freien Gefälle in die Kläranlage , in erster Linie der Bereich nördlich des AZV-Geländes. Alle anderen Abwässer müssen gepumpt werden - bis zu vier Mal, bis sie im Klärbecken landen.

Oschmann nennt als Extrembeispiel das Abwasser aus dem Elfershäuser Gemeindeteil Engenthal: Das werde in Trimberg, in Elfershausen und in Langendorf gepumpt. Am Ende kommt es in der Kläranlage in sieben Metern Tiefe an, wie die meisten Abwässer. Unter einer eher unscheinbaren Holzhütte öffnet sich der tiefe Schacht, in dem mehrere Pumpen das Abwasser wieder nach oben in die Klärbecken befördern.

Blockheizkraftwerk gibt Sicherheit

Für die Kläranlage selbst gibt Burkhard Oschmann weitgehend Entwarnung: Mit den Faulgasen der Kläranlage betreibt der AZV ein Blockheizkraftwerk, das zwei Drittel des Strombedarfs der Kläranlage deckt. "Für die Kläranlage selbst haben wir ein Notstromkonzept", stellt Oschmann klar. Anders sehe es allerdings in den zahlreichen Pumpstationen aus: "Wir haben in den Kanälen ein bis zwei Tage Speicher-Kapazität", schätzt der AZV-Geschäftsführer. Aber was passiert, wenn der Strom länger weg bleibt? An einigen Pumpstationen und in einzelnen Straßen gebe es nicht einmal Überläufe. Im Extremfall könne sich also Abwasser bis in die Gebäude zurückstauen. Und selbst wenn Überläufe vorhanden seien, sei noch offen, ob und wo Abwässer ungeklärt abfließen dürfen. Die Bürgermeister erteilten Oschmann in der jüngsten Verbandsversammlung den Auftrag, solche Fragen zu klären und das gemeinsame Abwassernetz besser auf Netzausfälle vorzubereiten.

Auch sonst ist die Energiekrise bereits beim AZV zu spüren. Trotz des Blockheizkraftwerks muss der Verband jede Menge Strom zukaufen. Um rund 40 Prozent seien die Energiekosten schon gestiegen. Zum Glück habe der AZV noch etliche laufende Liefer- und Entsorgungsverträge, die zumindest für halbwegs stabile Ausgaben sorgen. Besonders ärgerlich findet Oschmann, dass bei dringend benötigten Ersatzteilen etwa für Pumpen auch noch Zuschläge für "Lieferkettenprobleme" verlangt werden. Für betriebsnotwendige Maschinen ist der AZV deshalb dazu übergegangen, Ersatzteile auf Vorrat zu kaufen. Früher seien alle Bauteile sofort geliefert worden, nun seien wieder Lagerbestände notwendig, um den Dauerbetrieb der Kläranlage zu garantieren.

Zumindest im laufenden Jahr kann der AZV voraussichtlich trotzdem seine Betriebskostenumlage sogar leicht senken: Nach knapp über einer Million Euro im Jahr 2021 stellt der Verband den vier Mitgliedsgemeinden heuer voraussichtlich nur 961.500 Euro in Rechnung. Hammelburg zahlt mit 557.285 Euro den Löwenanteil, gefolgt von Oberthulba (202.396 Euro), Elfershausen (122.591 Euro) und Fuchsstadt (79.227 Euro). Möglich ist das durch eine Entnahme von 416.000 Euro aus den Rücklagen. Das Geld stammt aus den nachgezahlten Beiträgen für den Anschluss von Poppenroth, Albertshausen und Schlimpfhof im Jahr 2018. Das sei allerdings ein einmaliger Effekt, deshalb stehe schon jetzt fest, dass sich die Betriebskostenumlage im Jahr 2023 deutlich erhöhe. Eine genaue Zahl nennt Oschmann nicht, geht aber von mehreren hunderttausend Euro aus.

Steuer auf marktrelevante Leistungen

Sorgen machen dem AZV-Geschäftsführer zudem Änderungen im Umsatzsteuerrecht . Weil der AZV kein Vollverband sei, also unter anderem die Gebühren nicht selbst mit den Bürgern abrechne, fallen für viele "marktrelevante" Tätigkeiten voraussichtlich ab Jahresbeginn 2023 Umsatzsteuern an. Auf die Betreuung der Kläranlagen der Bundeswehr schlage der Abwasserzweckverband bereits jetzt Umsatzsteuer auf. Auch die geplante Klärschlammentsorgung für die weiteren Mitgliedsgemeinden der Allianz Fränkisches Saaletal sei von Beginn an mit Umsatzsteuern berechnet worden. "Da ist zumindest hypothetisch ein Wettbewerb möglich", sagt Oschmann zur Begründung.

Umgekehrt müsse auch in Zukunft für Personalkosten keine Umsatzsteuer verrechnet werden, das mache immerhin rund die Hälfte der Betriebskosten aus. In vielen anderen Bereichen herrsche aber noch Unklarheit, insbesondere bei der Einleitung von Abwässern durch Dritte. Hier hofft Oschmann noch auf politische Entscheidungen und Antworten vom Bayerischen Gemeindetag. Schließlich könne in vielen Bereichen ja nur der Abwasserzweckverband tätig werden, es sei unrealistisch, dass ein Privatunternehmen eine Kläranlage auf die grüne Wiese baue, um das Abwasser einer Kommune zu reinigen. "Hier gilt es, die weitere Entwicklung abzuwarten", verweist der AZV-Geschäftsführer darauf, dass noch viele Fragen für die Haushaltsberatung 2023 offen seien.Vor allem wegen der Investitionen in die gemeinsame Klärschlammentsorgung geht Oschmann aktuell von einer Steigerung des Haushaltsvolumen von 2,56 Millionen Euro in diesem Jahr auf 3,90 Millionen Euro im Jahr 2023 aus. Im Jahr 2024 könnte es dann auf 3,2 Millionen, 2025 auf unter 3 Millionen Euro sinken.

 
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