Das hoteleigene Schwimmbad ist ein Hauptargument, aus dem Eltern mit Kindern sich für einen Urlaub im Familienhotel Sonnenhügel entscheiden - vor allem dann, wenn es draußen nasser und kälter wird. Das ist sich Hoteldirektor Hans Markwalder sicher. Genauso sicher steht für den gebürtigen Schweizer fest, dass das Hotel geschlossen bleibt, sollte es im Winter zu Engpässen bei der Erdgasversorgung kommen. "Wenn wir im Winter das Schwimmbad nicht mehr beheizen können, können wir das Hotel zulassen", sagt er. Familien mit Kindern würden dann nicht mehr anreisen.
Ähnlich wie während der Corona-Lockdowns würden dann die 380 Doppelzimmer sowie Zwei-Raum-Appartements des Hotels leer stehen und für die Belegschaft müsste wieder Kurzarbeit beantragt werden.
Der Krieg mit Russland, die Versorgungslage in Bezug auf Erdgas, die stark gestiegenen Energiepreise - für Markwalder sind das globale Krisen mit vielen Unwägbarkeiten, auf die es sich schwer vorbereiten lässt, obwohl sie einen enormen Einfluss auf das Hotel haben. "Ich bin seit Wochen dabei, mich auf alles mögliche vorzubereiten", berichtet er. Neun Szenarien habe er inzwischen geschrieben, was passieren könnte, und was das für das Sonnenhügel bedeutet. Ab welchem Punkt sind die Energiepreise so hoch, dass das Gästeklientel des Hotels beim Urlaubsbudget spart und nicht mehr verreist? Inwieweit kann das Unternehmen die gestiegenen Energiepreise an die Gäste weitergeben oder selbst kompensieren? Wo lässt sich Energie einsparen? Falls es zu Rationierungen bei der Energieversorgung kommt: Wird das Hotel hier zum Zuge kommen und wie viel ist nötig, um den Betrieb abzusichern? "Das sind natürlich alles nur Szenarien und keiner weiß, welches zum tragen kommt. Wir sind im Blindflug", meint er.
Energie: Problem Nr. 1 für Hotelbranche
Laut Michael Schwägerl, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Unterfranken, ist die Energiekrise inzwischen zum drängendsten Problem der Branche geworden - sogar noch vor dem allgegenwärtigen Personalmangel. "Die Frage, die sich die Hotels und Gastwirtschaften stellen ist, bekomme ich genügend Energie im Winter ? Es haben uns schon viele Hotels angerufen, bei denen die Angst umgeht", sagt er. Zwar gebe es Häuser, die im Bereich Dämmung und Erneuerbare Energien viel investiert haben und die von der Energiekrise weniger betroffen sind, aber die Mehrheit werde es zu spüren bekommen.
Der Verband rät den Betrieben, wo es geht Ressourcen zu sparen. "Hier ist jeder Unternehmer für sich gefordert, nach Einsparungen zu suchen", meint Schwägerl. Müssen Handtücher täglich gewechselt werden, braucht es nachts eine starke Außenbeleuchtung, kann das Schwimmbad nicht auch ein paar Grad kälter sein. Wo die Hotels einsparen, hänge vom jeweiligen Betrieb und dem Gästeklientel ab.
Gäste wollen warme Schwimmbecken
Das große Familienhotel in Reiterswiesen ist zwingend auf Erdgas angewiesen. Das Schwimmbad könne zwar auch vorrübergehend mit Öl beheizt werden, die Anlage sei aber veraltet und unrentabel. In den Sommermonaten immerhin wird das Bad und das Wasser mit der Abwärme von der Klimaanlage für das Restaurant erwärmt. Um Energie und Energiekosten zu sparen, soll die Wassertemperatur sinken. Die Familotel AG empfiehlt Mitgliedhotels eine Temperatur von 30 Grad Celsius, Markwalder will auf 28 Grad runter. "Je zwei Grad Absenkung ergibt eine überproportionale Einsparung im Energiebereich", weiß er.
Das Hotel habe aus Nachhaltigkeitsgründen schon vor einiger Zeit versucht, die Wassertemperatur zu reduzieren - sei aber am Widerstand der Gäste gescheitert. Insbesondere junge, urbane Familien hätten "äußert empfindlich auf diese Thematik" reagiert und sich beschwert. Markwalder kritisiert, dass Nachhaltigkeit so lange befürwortet wird, solange es den eigenen Luxus nicht einschränkt. Das lässt er diesmal nicht mehr zählen.