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Burkardroth
Energieeffizient geht jetzt schon
Fertighausbauer Michael Albert aus Burkardroth setzt auf die unkompliziert zu entsorgenden Naturstoffe Holz, Steinwolle und Gips. Und er forscht an einem energieautarken Haus mit.
Michael Albert vor einem  holzvertäfelten sogenannten Tiny-Haus. Der Burkardrother Unternehmer möchte Fertighäuser so energieeffizient wie möglich anbieten.       -  Michael Albert vor einem  holzvertäfelten sogenannten Tiny-Haus. Der Burkardrother Unternehmer möchte Fertighäuser so energieeffizient wie möglich anbieten.
Foto: Steffen Standke | Michael Albert vor einem holzvertäfelten sogenannten Tiny-Haus. Der Burkardrother Unternehmer möchte Fertighäuser so energieeffizient wie möglich anbieten.
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 15.11.2022 03:40 Uhr

Den Kontakt nach Berlin pflegt Michael Albert, Inhaber des Fertighausherstellers Albert-Haus in Burkardroth (Landkreis Bad Kissingen), besonders intensiv. Der Grund: Mit der Technischen Universität der Hauptstadt, der Forschungsinstitution Home Power Solutions und weiteren Partnern arbeitet der 49-Jährige an einem energieautarken Haus. Ein Wunschtraum, zumindest als erschwinglicher Bau in Serie. Doch schon jetzt lassen sich Gebäude energieeffizient errichten. Und nachhaltig entsorgen. Dabei ist einiges zu beachten.

Energieeffizienz und Nachhaltigkeit beginnen für Albert schon beim "Gerippe" eines Hauses. Es sollte aus getrocknetem und gehobeltem Fichtenholz bestehen. Das heißt, dass die tragenden Teile weitgehend aus dem Naturstoff sind, möglichst wenig energieaufwendig produzierter Stahl eingesetzt wird.

Holz wächst nach; es bindet Kohlendioxid. Insofern es nicht mit ölhaltigen Lacken behandelt wurde, bedarf es keiner speziellen Entsorgung. Es kann einfach verbrannt werden oder verrottet.

Ständerbauweise in Vergessenheit geraten

Die sogenannte Ständer- beziehungsweise Rahmenbauweise mittels sogenanntem Konstruktionsvollholz - sie ist nicht neu, im Gegenteil. Schon die Vorfahren errichteten über Jahrhunderte hinweg ihre Behausungen so. Die vielen Fachwerkhäuser in mittelalterlich erhaltenen Städten mögen als Beispiel dienen. Doch mit der sich im 19. und 20. Jahrhundert durchsetzenden Industrialisierung kam diese Art des Bauens fast zum Erliegen.

Ersetzt wurde sie durch die Massivbauweise - Stein auf Stein oder Platte auf Platte. Doch Beton - das hat die Forschung inzwischen bewiesen - setzt bei der Produktion sehr viel klimaschädliches Kohlendioxid frei.

Erst mit dem Aufkeimen der Fertighausindustrie ab der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts sowie der Einführung plattenartiger Wandbaustoffe (Gipskarton- und Spanplatten) erfolgte eine Renaissance der Holzbauweise.

Womit schon das zweite große Bauteil eines energieeffizienten Hauses genannt ist: die Verkleidung. Diese besteht laut Albert bei energieeffizienten Häusern aus drei Komponenten: Platten aus Holzfasern außen, wiederverwendbaren Gipskartonplatten innen, dazwischen als Dämmung Wolle aus Mineralfasern, also Stein oder Glas, das unter Hitze in schmale Streifen gezogen wird.

Damit ist die Mineralwolle zwar in der Herstellung energieintensiv, in der Nutzung aber neutral. Moderne Produkte lassen sich im Hausmüll entsorgen, weil die Fasern mittlerweile über ein Zuckerprodukt verklebt sind.

Das war früher anders. Das Bindemittel enthielt einen hohen Ölanteil. Was zur Folge hatte, dass insbesondere beim Ausbau gesundheitsschädliche Stoffe austreten, Handwerker besser mit Mundschutz und Handschuhen agieren. "Außerdem hielt der Erdölklebstoff nicht lange. Die Fasern sackten in sich zusammen, was die Dämmwirkung herabsetzte."

Als wirtschaftlichste Dämmstärke empfiehlt Michael Albert 30 Zentimeter. "Da stehen Kosten und Aufwand mit der Energieersparnis in einem guten Verhältnis." Eine stärkere Dämmung von zum Beispiel 50 Zentimetern bringe zwar etwas mehr bei der Energiebilanz, koste aber auch wesentlich mehr.

Von natürlichen Dämmstoffen wie Schafwolle, Flachs oder Holzwolle rät der 49-Jährige zwar nicht grundsätzlich ab. "Sie sind lediglich kostenintensiver."

Speziell werde es mit Lehm. "Das kann nicht jeder Handwerker einbauen." Als nachhaltig erweist sich heutzutage auch der Putz. Der ist ein Kalkprodukt. Erde zu Erde, heißt es da. Mit all diesen Baustoffen kann ein energieeffizientes Haus viele Jahrzehnte halten - und fällt beim Abriss nicht mit teurer Entsorgung der Einzelteile zur Last.

Auf etwas tönernen Füßen steht die dritte Säule der Energieeffizienz - die Heizung. Klar, im Sommer lässt sich über eine Photovoltaikanlage auf dem Dach Strom produzieren und darüber Wärme. Aber bis in die kalte Jahreszeit speichern lässt sich das noch nicht. Michael Albert empfiehlt deswegen für einen Neubau statt Gas oder Öl "eine Wärmepumpe als das effizienteste Heizsystem".

Damit das Ganze noch umweltfreundlicher und nachhaltiger wird, forscht Albert-Haus seit 2017 am energieautarken Haus mit. Das soll ab Ende des Jahres in Schöneiche bei Berlin entstehen und im Frühjahr von Testmietern bezogen werden. "Wir wollen mit der Forschungsarbeit Leitplanken schaffen, dass man das energieautarke Haus an jedem beliebigen Ort umsetzen kann", sagt Albert.

Vereinfacht gesprochen, soll die von einer Photovoltaikanlage produzierte Energie in Wasserstoff gespeichert und zu jeder beliebigen Zeit über eine Brennstoffzelle wieder als Strom oder Wärme genutzt werden können. Michael Albert lässt auch in seinem Unternehmen die Prozesse des Fertighausbaus von einem Energieberater untersuchen - vom Erdaushub auf dem Grundstück bis zur Schlüsselübergabe des fertigen Hauses. Bei der Energieeffizienz lässt sich immer etwas herausholen.

 
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