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Hammelburg
Hammelburg: Schoppen im Rathauskeller für Abiturienten - Die Rückkehr einer Institution
Nach zehn Jahren Pause gab es wieder einen Dorotheenschoppen. Warum das Partywillige freut und ehemalige Gymnasiasten in Erinnerungen schwelgen lässt.
Die Langzeitbelichtung zeigt das Flair des Hammelburger Rathauskellers.       -  Die Langzeitbelichtung zeigt das Flair des Hammelburger Rathauskellers.
Foto: Ralf Ruppert | Die Langzeitbelichtung zeigt das Flair des Hammelburger Rathauskellers.
Ralf Ruppert
 |  aktualisiert: 11.07.2024 17:05 Uhr

Dem Sparzwang und den Brandschutzauflagen sei der Dorotheenschoppen im Jahr 2013 zum Opfer gefallen, erinnert sich der Hammelburger Bürgermeister Armin Warmuth . Sein Vorgänger Ernst Stross habe die Abschlussklasse des Frobenius-Gymnasiums Hammelburg (FGH) im Jahr 2012 zum letzten Mal in den Rathauskeller eingeladen. Danach endete eine jahrhundertealte Tradition, an die sich ehemalige Schülerinnen und Schüler bis heute mit glänzenden Augen erinnern würden, darunter auch er selbst.

Wichtige Voraussetzung sind geschaffen

Baulich seien mittlerweile wichtige Voraussetzungen dafür geschaffen, dass der Rathauskeller wieder genutzt werden könne. Deshalb habe er den aus seiner Sicht deutschlandweit einzigartigen Dorotheenschoppen reaktiviert.

Claudia Albrecht ist mittlerweile Lehrerin am FGH. 1989 legte sie dort selbst das Abitur ab. An den Dorotheenschoppen könne sie sich sehr gut erinnern: Weil die männlichen Mitschüler zum Teil schon den Einzugsbefehl zur Bundeswehr hatten, habe die Stadt am Tag der letzten Kolloquiumsprüfung in den Rathauskeller eingeladen. Das sei der 11. Mai gewesen, weiß Claudia Albrecht bis heute, und: „Mit dem Dorotheenschoppen haben bei uns die ganzen Feiern nach dem Abi begonnen.“

Viele lebhafte Erinnerungen

Auch Bürgermeister Warmuth hat lebhafte Erinnerungen an den Dorotheenschoppen: Er legte das Abitur 1986 am FGH ab. Deutschland sei Vize-Weltmeister in Mexico geworden und der Dorotheenschoppen endete feucht-fröhlich im Wohnzimmer eines Lehrers, dessen Tochter mit im Abiturjahrgang war. „Wir sind erst heim gegangen, als es hell wurde“, erzählt Warmuth.

Auch der scheidende Schulleiter Matthias Ludolph berichtet von ähnlichen Reaktionen: Weil bei der Veranstaltung der Stadt Alkohol ausgeschenkt wird, habe er sich rückversichert. Ergebnis: Vom Elternbeirat bis zu Landrat Thomas Bold habe er nur Zustimmung bekommen, dass der Dorotheenschoppen unbedingt reaktiviert werden müsse.

Von früher kennt auch Lehrerin Eva Schweiger die Veranstaltung. Seit 1996 unterrichtet sie an der Schule. „Beim Dorotheenschoppen kommt man mit den Schülerinnen und Schülern nochmal gut und zwanglos ins Gespräch“, erzählt sie. Das sei bei der Zeugnisübergabe meist nicht mehr möglich. Deshalb sei sie gerne gekommen.

Geschichtlicher Rückblick

Auf die Geschichte der Veranstaltung ging Bürgermeister Warmuth ein: Bereits aus dem Jahr 1763 sei überliefert, dass die Stadt Wein ausschenkte, „damit auch der ärmste die Bitternisse des Lebens für einige Stunden vergessen möge“. Erwähnt sei, dass „die Herren Magistris“ und die „Studenten in der 5. Schul“ jeweils Wein erhielten. Damit seien die Abschlussschüler gemeint. Terminiert wurde der Weinausschank damals noch auf die Martini-Kirchweih, weil auch die Stadtpfarrkirche damals auf den heiligen Martin geweiht war.

Wann der Martinitrunk für die Schüler der Lateinschule zum Dorotheenschoppen umgewandelt wurde, sei nicht bekannt. „Irgendwie muss das natürlich mit dem Gedenktag für die heilige Dorothea am 6. Februar zusammenhängen“, mutmaßt Warmuth. Offenbar hätten die Schüler in Hammelburg damals in dieser Zeit ihren Abschluss gemacht, um auf die „Hohe Schule“ in Fulda zu gehen, schließlich habe Hammelburg damals noch zum Bistum Fulda gehört.

Zwei Schoppen reichen auch

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es vorerst keinen Dorotheenschoppen. Als die Stadt 1964 aber Schloss Saaleck und die dazugehörigen Weinberge kaufte, sei die Tradition wiederbelebt worden. Allerdings unter neuen Vorzeichen: Früher hätten Lehrer und Schüler „acht Maß“ Wein bekommen, also rund 10,5 Liter, später wurde es auf einen Schoppen reduziert. Mittlerweile seien zwei Schoppen für jeden Schüler und Lehrer gedacht, aber: „Ich werde sicher nicht mitzählen“, betonte Warmuth.

Zweiter Fluchtweg durchs Bürgerhaus

Der Dorotheenschoppen sei eine erste nicht-öffentliche Veranstaltung im Rathauskeller, langfristig soll das Untergeschoss des historischen Rathauses aber auch wieder öffentlich zugänglich sein: Die Stadt hat unterirdisch einen Verbindungsgang zwischen dem neuen Bürgerhaus und dem historischen Rathaus geschaffen.

Für den zweiten Fluchtweg wurde das Kellergewölbe aus den 1520er Jahren mit einer Spezial-Seilsäge durchbrochen. Bei der Renovierung des Rathauses sei auch ein Aufzug bis in den Keller eingebaut worden. Jetzt müsse nur noch der Brandschutz verbessert werden. Für eine der nächsten Stadtratssitzungen kündigte Warmuth dazu einen Bauantrag an. Er hofft, dass vielleicht schon in einem halben Jahr wieder die legendären Musik-Partys im Hammelburger Rathauskeller steigen können.

 

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  • meinemeinung
    Wer braucht denn so etwas Komisches: einen Dorotheenschoppen? Hat die Welt nicht echt andere Probleme?
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Probleme sind eh da, mm . Durch den Schoppen werden sie erträglicher! Prost!🥂
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