Die ersten 69 Aussiedler zogen am 17. Juli 1994 dort ein. Zehn von ihnen waren vorher in Volkers untergebracht gewesen, die übrigen 59 im Staatsbad, wo es um die Unterkünfte, das frühere Hotel Berghof und eine Reihe von Villen, Querelen gegeben hatte. Als Heimleiter fungierte Armin Sauermann.
Gleichzeitig mit der Einweihung wurde schon Richtfest für ein weiteres Haus gefeiert. "Mit der Erweiterung im April 1995 konnten wir die Kapazität auf 220 Personen erhöhen", berichtet Fritz Jäger, Arbeitsbereichsleiter der Regierung von Unterfranken.
Knapp ein Jahr später wurde das Wohnheim noch einmal um ein weiteres Gebäude vergrößert, so dass eine Maximalbelegung mit 342 Personen möglich war. Hauptsächlich Familien aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion nutzten das Übergangswohnheim in dieser Zeit, ein Großteil von ihnen stammte aus Kasachstan. Auch Flüchtlinge aus Bosnien waren vorübergehend dort untergebracht. "Die durchschnittliche Verweildauer der Aussiedler lag zuletzt bei neun Monaten," so Fritz. "Bei der Gründung der Einrichtung war diese noch sehr viel höher." Verantwortlich für die verkürzte Aufenthaltsdauer der Aussiedler ist die Situation auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt, die sich in den letzten Jahren verbessert hat.
Entscheidend ist jedoch auch die Zugangszahl der Neubürger: "Seit dem Ende der neunziger Jahre sind diese Zahlen stark rückläufig, so dass wir beschlossen haben, die Kapazitäten nach und nach zurückzufahren", erläuterte Jäger. In den Jahren 2001 und 2002 wurden von der Regierung von Unterfranken daher bereits vier der insgesamt sechs Mehrfamilienhäuser an die Arbeiterwohlfahrt zurückgegeben.
Zum 30. Juni folgten jetzt die beiden letzten Gebäude. Bereits bis März diesen Jahres wurden die Wohnungen bis auf eine Ausnahme geräumt. Nur Katharina Omelschenko und ihre Familie behielten ihre Zwei-Zimmer-Wohnung. Sie werden diese künftig als Mieter der Arbeiterwohlfahrt weiter nutzen.
Die Immigrantenfamilie aus Chabarowsk in Russland wohnt bereits seit zwei Jahren im Kalkgrund. Sie fühlen sich dort sehr wohl, erzählt Katharina Omelschenko: "Man hat sich hier sehr gut um uns gekümmert, jeden Tag war ein Ansprechpartner vor Ort."
"Man hat sich hier sehr gut um uns gekümmert"
Katharina Omelschenko wohnte bis zuletzt im Übergangswohnheim
So sorgten Heimleiterin Hannelore Wildenauer, die Nachfolgerin Armin Sauermanns, und ihre Helfer nicht nur für Möbel und Kleidung für die Aussiedler, sondern halfen auch bei manch bürokratischer Hürde: "Man hat uns zum Beispiel unterstützt, um Anträge auszufüllen oder Post der Behörden zu verstehen und zu beantworten", berichtet Omelschenko.
Damit ihre Familie schon bald wieder Nachbarn bekommt, werden die anderen Wohnungen der beiden Häuser in den kommenden Wochen zunächst einmal renoviert. "Ab 1. August wollen wir sie dann zur Miete anbieten", berichtet Sabine Preisendörfer von der Arbeiterwohlfahrt. So werden möglicherweise einige der ehemaligen Bewohner als neue Mieter in die Häuser zurückkehren, vermutet Preisendörfer.
Eines der anderen Gebäude hat bereits seit genau zwei Jahren eine neue Aufgabe. Es beherbergt nach dem Einbau eines Aufzugs die Senioren-Anlage "Wohnen mit Herz". Auf den verschiedenen Stockwerken leben ältere Menschen in einer Art Wohngemeinschaft zusammen. Sie werden dabei von Mitarbeitern der AWO betreut.