Am 26. November hätte Paul Warmuth 100. Geburtstag. 30 Jahre nach seinem Tod veröffentlicht jetzt sein Sohn Ekbert Warmuth (Bad Kissingen) just zu diesem Datum eine Biografie über den seinerzeit in der Region bekannten Volkssänger und Mundartpoeten aus Hambach. „Mein Vater war ein typisches Beispiel dafür, wie man nach dem Zweiten Weltkrieg in einem fränkischen Dorf lebte.“
Fünf Jahre lang sichtete der Sohn den Nachlass des Vaters, der die Hambacher Volkssänger leitete: Aktenordner voll des dörflichen Lebens, Bilder musikalischer Weggefährten, Bewirtungszettel von Auftritten, Notenblätter, Festprogramme, Mundartgedichte, Zeitungsartikel und jede Menge persönliche Notizen. „Ich brauchte einige Zeit, um in die Materie reinzukommen.“
Ekbert Warmuth scheute vor der Mammutaufgabe nicht zurück. Man merkt ihm an: Für das unerschütterliche Engagement seines Vaters in Bezug auf Heimat, Brauchtum und Volksmusik hegt er tiefen Respekt. Vielleicht heute mehr als früher, wenn ihn der Vater zu Auftritten mitnehmen und zum Theaterspielen überreden wollte. Gern machte der junge Ekbert das nämlich nicht. Das Rampenlicht war einfach nicht seine Welt. „Mein Vater wollte, dass ich sein Nachfolger bei den Volkssängern werde.“ Irgendwie hatte er später immer wieder das Gefühl, dem Vater etwas schuldig zu sein, weil er damals ablehnte. Auf die 304 Seiten starke Biografie wäre der Vater jetzt aber sicher stolz.
Wenn man in dem Band blättert, wird klar, wieviel Mühe es kostete, all die Puzzleteile über Paul Warmuths Leben zusammenzusetzen: Paul wird 1911 als Sohn des Schneiders Adam Warmuth und der schönen Gastwirtstochter Berta Glöckner von der „Goldenen Flasche“ in Hambach geboren. Nach der Schulzeit lernt er Schneider, weil es der Vater so will. Er selbst wäre gern Lehrer geworden.
Das Singen und die Musik begeistern ihn früh. Als seine Großtante Maria, die einst das Brautansingen im Dorf einführte, stirbt, übernimmt der junge Paul es schon mit acht Jahren, die jungen Mädchen beim Singen auf der Geige zu begleiten. Und als Curatus Anton Schmitt 1927 nach Hambach kommt und den Musikverein gründet, spielt Paul bald dort das Tenorhorn.
„Graue Eminenz“ im Rathaus
Ekbert Warmuth beleuchtete in der Biografie nicht nur das Leben seiner Familie, sondern gleichzeitig auch das eines ganzen Dorfes und der Lebensweise seiner Bewohner. Kärglich fristet der Vater zeitweise seine Existenz, als er 1932, just als die Wirtschaftskrise um sich greift, seinen Herrenschneidebetrieb eröffnet. Denn nur wenige haben das Geld, sich einen neuen Anzug schneidern zu lassen.
Später, nachdem Paul Warmuth aus dem Zweiten Weltkrieg zurück ist, nimmt er sein Geschäft wieder auf. Doch er sucht Nebenjobs, zieht mit einer Tanzkapelle übers Land und arbeitet stundenweise im Rathaus, nachdem der Gemeindeschreiber von Hambach wegen sexuellen Missbrauchs von Jungen ins Gefängnis kommt. 1953 wird er in der Gemeinde übernommen. Dem Bürgermeister ist er bald unentbehrlich. Wie Ekbert Warmuth recherchierte, war er im Rathaus so etwas wie die „Graue Eminenz“.
Die Musik ist da schon längst seine tiefste Leidenschaft geworden. Da haben die Hambacher Volkssänger unter seiner Leitung schon zahlreiche Auftritte in nah und fern hinter sich und sind schon viermal im Rundfunk zu hören gewesen. Später kommen Auftritte in Würzburg, Nürnberg und München dazu. 20 weitere Rundfunkaufnahmen folgen. Zwischen 1948 und 1981 treten die Volkssänger mehr als 400 Mal auf. Zweimal sind sie im Fernsehen und machen sieben Schallplatten. Eine davon bekam übrigens Bundeskanzler Ludwig Erhard 1972 von Paul Warmuth persönlich überreicht, als er zur Stippvisite in Hambach war.
Info: Ab 26. November in der Schweinfurter City-Buchhandlung, bei Reinisch in Bad Kissingen und bei der Druckerei Mack in Mellrichstadt erhältlich: Ekbert Warmuth: Paul Warmuth. Mellrichstadt 2011, ISBN 978-3-942112-03-1.