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Bad Kissingen
Eishallen-Besitzer in der Ukraine wegen Straftaten gesucht
Lange blieb im Dunkeln, wer der Besitzer der Bad Kissinger Eissporthalle eigentlich ist. Jetzt berichtet der Auslandsrundfunk Deutsche Welle, dass er strafrechtlich gesucht wird. Und das seit mehr als zweieinhalb Jahren.
Der Fahndungsaufruf nach Alexander Kondrashov in der öffentlichen Datenbank des ukrainischen Innenministeriums. Foto: Screenshot/ukrainisches Innenministerium       -  Der Fahndungsaufruf nach Alexander Kondrashov in der öffentlichen Datenbank des ukrainischen Innenministeriums. Foto: Screenshot/ukrainisches Innenministerium
| Der Fahndungsaufruf nach Alexander Kondrashov in der öffentlichen Datenbank des ukrainischen Innenministeriums. Foto: Screenshot/ukrainisches Innenministerium
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 17.08.2022 21:55 Uhr

Spektakuläre Entwicklung im Fall der Bad Kissinger Eissporthalle: Wie die Deutsche Welle (DW), der Auslandsrundfunk der Bundesrepublik Deutschland, berichtet, wird Hallenbesitzer Alexander Kondrashov in seinem Heimatland Ukraine seit zweieinhalb Jahren mit Haftbefehl gesucht. Die Vorwürfe: Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und Machtmissbrauch.

"Überraschung für die Bayern - ein Investor entpuppt sich als Janukowitschs 'Finanzbeamter'", ist auf ukrainisch der Artikel überschrieben, der seit Montagmorgen (23. Dezember) den Internetauftritt der DW ziert. Es schließen sich - in den Text eingebettet - zwei nette Bilder aus der Stadt und ein Facebook-Screenshot von der Unterzeichnung des Hallen-Kaufvertrags vom 27. Juli 2017 mit lächelndem OB Kay Blankenburg , Kondrashov und anderen an. Welch krasser Gegensatz zu dem Fahndungsaufruf des ukrainischen Innenministeriums vom Mai desselben Jahres, der sich weiter unten findet.

Laut DW-Artikel war Alexander Kondrashov höchster Steuerbeamter der jetzt von Russland besetzten Halbinsel Krim. Er soll ein Vertrauter von Alexander Klimenko, 2012 bis 2014 Minister für Einnahmen und Steuern in der Regierung Viktor Janukowitsch, gewesen sein. Dem 2014 abgesetzten Präsidenten der Ukraine wird wiederum systematische Veruntreuung, Bereicherung und Hinterziehung von Steuergeldern vorgeworfen. Klimenko und Kondrashov sollen Teil dieses korrupten Systems gewesen sein, zu dem Minister , Geschäftsleute, aber auch Staatsbeamte gehörten.

Kondrashov selbst wurde laut Artikel 2013 Teil dieser Organisation. "Laut ukrainischer Staatsanwaltschaft missbrauchte er seine Befugnisse und organisierte Steuerhinterziehung in großem Stil." Umgerechnet etwa 37 Millionen Euro Schaden für den ukrainischen Staat würden ihm zur Last gelegt. Dennoch dürfte Kondrashov wohl mehr ein Rädchen im Getriebe und kein Hauptakteur sein. Insgesamt soll die Organisation Janukowitsch über nahestehende Unternehmen , die fällige Mehrwertsteuer hinterzogen, rund zehn Milliarden Euro Schaden angerichtet haben.

Wie es auf der Internetseite der Deutschen Welle weiter heißt, stehen derzeit in der Sache "Kriminelle Organisation Janukowitsch" insgesamt 25 mutmaßlich Beteiligte vor Gericht. Urteile sind noch keine gesprochen.

Auch dem Besitzer der Bad Kissinger Eissporthalle drohen nun wegen Machtmissbrauchs und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung bis zu zwölf Jahre Haft, heißt es im DW-Artikel. Der Ukrainer sei abgetaucht, habe vermutlich sein Heimatland seit längerem nicht mehr betreten. Der DW vorliegenden Gerichtsdokumenten zufolge habe ein Gericht in der ukrainischen Hauptstadt Kiew im Februar 2019 einen internationalen Haftbefehl erlassen.

In Deutschland tritt der Gesuchte "ganz normal" in der Öffentlichkeit auf. Das belegen zwei Pressetermine mit dieser Redaktion im November 2018 und im Oktober dieses Jahres sowie die Besichtigung der Bad Kissinger Eissporthalle mit OB und Vertretern der Kissinger Wölfe, ebenfalls im Oktober.

Was bemerkenswert ist: Nach Alexander Kondrashov wird laut öffentlicher Datenbank des ukrainischen Innenministeriums national bereits seit 29. Mai 2017 gefahndet. Das war wenige Wochen, bevor er zur Unterzeichnung des Kaufvertrages im Bad Kissinger Rathaus erschien. Hätte die Stadtverwaltung wissen können, mit wem sie sich da einlässt?

Pressesprecher Thomas Hack sagt auf Anfrage: "Wir haben damals mit der in Gründung befindlichen Bad Kissinger Eissport-GmbH einen Vertrag geschlossen, nicht mit einer speziellen Person." Das sei eine Firma gewesen, die sogar in der Kurstadt ansässig sei.

Warum Alexander Kondrashov die Eissporthalle überhaupt kaufte, darüber lässt sich spekulieren. Als Geschäftsführer der Eissport-GmbH hätte er normalerweise das Recht auf einen Aufenthaltstitel in Deutschland. Informationen, nach denen der Ukrainer einen solchen Titel nie beantragt hat, ließen sich beim Landratsamt Bad Kissingen nicht nachprüfen. In der Pressestelle war niemand erreichbar. Eventuell war das eine Art Plan B für den in seinem Heimatland Gesuchten, den er - warum auch immer - nicht benötigte. Der Weg zum Aufenthaltstitel ist kompliziert. Man muss dafür zunächst ein Arbeitsvisum in einer deutschen Auslandsvertretung beantragen.

 
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Kommentare
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  • W. T.
    Das Gibt es doch überall nur wurde in der BRD vieles legalisiert von unseren Politikern Steuersparen mit Aktiengaunereien. Cd käufe aus der Schweiz sind nicht gewünscht usw.warum wohl?
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  • f. p.
    Dieser Bericht ist vor allem eine krasse Ohrfeige an den OB dieser Stadt, der besonders stark am Verkauf der Eishalle interessiert war. Die Überprüfung der beiden Käufer lässt sich nicht mit den Worten "sie hatten hier eine Firma", abwiegen. Nun muss untersucht werden, wie es der Stadt passieren konnte auf einen solchen gesuchten Betrüger hereinzufallen. Was ist wenn die Bundesrepublik Kondrashov ausliefern muss❓❓Da könnte der Rückkauf eine ganz schwierige Sache werden. Denn man darf doch davon ausgehen, dass er sicher untertauchen wird. Auf jeden Fall mussen wir Bürger künftig ganz genau Stadt und Stadtrat hinterfragen, wenn die Stadt etwas verkaufen will, wer der Käufer ist und ob man ihn überprüft hat. Bei russische Investoren sollten bei Stadt und Stadtrat nicht nur die Ohren klingeln. Hier beim Eishallenverkauf haben leider alle Parteie versagt.
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  • B. C.
    Können Sie das belegen, dass der OB besonders stark interessiert war? Oder ist es eine ihrer üblichen nicht belegten Unterstellungen?
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  • f. p.
    @greenkeeper
    Ich kann ihre Wahlkampf orientierten Kommentare einfach nicht mehr hören. Sie sind ein Stadtratkandidat und versuchen hier Politik zu machen. Das sollte die Onlineredaktion endlich unterbinden. Waren sie in den geheimen Sitzungen auch anwesend? Ich jedenfalls nicht. Lesen Sie die Zeitungen von damals zum Verkauf und dann können schreiben ob Sie recht haben.
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  • B. C.
    Wenn wir also beide in den "geheimen Sitzungen" nicht anwesend waren, woher wissen Sie dann, wie sich der OB drin verhalten hat? Ich fordere lediglich Belege für Ihre Behauptungen. Anderenfalls bewegen Sie sich auf sehr dünnem Eis.
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  • B. C.
    Ach ja. Noch ein Tipp: Wenn Sie meine Kommentare nicht mehr "hören" können, schalten Sie doch einfach die Vorlesefunktion in Ihrem Browser ab zwinkern
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  • M. K.
    Geldwäscheparadies Deutschland. Mal wieder ein Paradebeispiel. Wer hat das alles notariell und anwaltlich betreut?`
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  • R. A.
    Blindes Rennen ins Verderben. So kennt man Bad Kissingen. Jeder prüft mit wem er sich einlässt. In Kissingen zaehlt nur die Kohle.
    Fuerstenhof
    Eishalle
    Palais Erthal
    Steigenberger
    Kurhausbad
    Fronius
    Eule
    ...
    Fortsetzung mit Berliner Platz ...
    Heiligenfeld...
    Vier Jahreszeiten
    Was noch alles.
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  • R. G.
    Für mich drängt sich die Frage auf, wie umfassend und gut die Mitglieder des Stadtrats und OB Kay Blankenburg im Jahr 2017 durch den damaligen Justitiar der Stadt Bad Kissingen, Dr. Joachim Kohn, der seit 16. Dezember 2019 für die Stadt Traunstein arbeitet, sowie den damaligen Stadtkämmerer Gerhard Schneider, der jetzt Geschäftsleitender Beamter der Stadt Bad Kissingen und CSU-Oberbürgermeisterkandidat ist, beraten wurden.
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