
Dieter Hohmann, Inhaber von „Sport Hohmann“ in der Hammelburger Innenstadt , ist dabei: „Wir müssen neue Wege gehen“, kommentiert er die neue „Guthaben“-Karte des Vereins für Werbung und Stadtmarketing (VWS). Ab Donnerstag, 1. Juni, löst die kleine Plastikkarte die Papiergutscheine ab.
„Die Gutscheine sind eine Erfolgsgeschichte, aber nicht mehr zeitgemäß“, sagt Stefan Thoma, Schatzmeister im VWS und Vertreter der VR-Bank Bad Kissingen. Als „weiteren Schritt zur Digitalisierung“ bezeichnet der Hammelburger Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) die Veränderung.
Alte Gutscheine drei Jahre lang gültig
Rund 55.000 Euro seien alleine im vergangenen Jahr mit den Gutscheinen im Hammelburger Einzelhandel umgesetzt worden. Bei Einzelgutscheinen im Wert von 5, 10, 20 und 50 Euro macht das mehrere tausend Papiergutscheine.
Am Mittwoch, 31. Mai, gibt es die Papierform zum letzten Mal. Eingelöst werden können alte Gutscheine noch bis drei Jahre nach Ausstellungsdatum.
Der Aufwand bisher war laut Julia Keidel enorm. Keidel arbeitet bei der Stadt und unterstützt den VWS. Vor Weihnachten seien bis zu 200 Gutscheine am Tag ausgestellt worden. Pia Fischlein habe ehrenamtlich jeden einzelnen Gutschein nummeriert, gestempelt und in einen Umschlag gesteckt. Nach dem Einlösen mussten die Geschäftsinhaber die Gutscheine wieder einlösen und der Betrag wurde überwiesen.
Das wird laut Julia Keidel nun alles viel einfacher: Die neue Plastikkarte kann beliebig oft auf- und wieder abgeladen werden, Kunden können auch daheim ein Guthaben auf die Karte übertragen oder zum Beispiel mehrere Guthaben auf eine Karte zusammenfassen lassen.
„Nachhaltigkeit sehr wichtig“
„Die Nachhaltigkeit war uns sehr wichtig“, berichtet Schatzmeister Stefan Thoma. Auch der genaue Betrag auf der Karte sei völlig frei wählbar. „Man kann jetzt auch 55,55 Euro zum 55. Geburtstag verschenken“, sagt Keidel.
Zudem gebe es weitere Vorteile: Auf der dazugehörigen Homepage hammelburg-erleben.de werden zum Beispiel die Akzeptanzbetriebe mit einem kurzen Porträt und dem Standort vorgestellt. Zudem können Arbeitgeber die Karte nutzen, um ihren Mitarbeitern monatlich einen steuerfreien Sachbezug von bis zu 50 Euro zukommen zu lassen.
„Das ist ein gutes Instrument der Mitarbeitermotivation“, sagt Keidel. Erste Nachfragen gebe es bereits. Auch für die Einzelhändler habe das System Vorteile: Sie müssen nicht mehr die Papiergutscheine sammeln und zurückgeben, zudem erhalten sie eine monatliche Übersicht über ihren Umsatz mit Gutscheinkarten.
„Flexibles und zeitgemäßes Instrument der Wirtschaftsförderung“
Bürgermeister Armin Warmuth sieht die neue Karte als „flexibles und zeitgemäßes Instrument der Wirtschaftsförderung“. Die bisherigen Gutscheine und die neue Karte seien sinnvolle Geschenkideen, denn: „Das Geld bleibt in der Region.“
Weil der Stadt die lokale Wirtschaft so wichtig sei, habe sie sich auch mit 750 Euro an der Einführung beteiligt. Weitere jeweils 750 Euro steuerten die VR-Bank und die Sparkasse bei, die beide Standorte in der Innenstadt haben und dem VWS angehören.
5000 neue Karten hat der VWS für die Einführung anfertigen lassen. Partner ist die „Startguthaben GmbH“ aus Düsseldorf. Deren System, die Referenzen und Erfahrungen etwa von der Gersfelder Rhönkarte hätten den Vorstand des VWS überzeugt. Auch die Rückmeldungen von Betrieben bei der Vorstellung des Projektes seien positiv gewesen.
Trotzdem ist noch Aufbauarbeit zu leisten: Den bisherigen Papiergutschein akzeptieren alle rund hundert Mitglieder des VWS. Für die neue Karte haben laut Keidel bisher erst rund 30 Einzelhändler und ein gastronomischer Betrieb die technischen Voraussetzungen geschaffen.
Es habe sich bisher niemand geweigert, aber der Verein sei einfach noch nicht dazu gekommen, „Klinken zu putzen“, berichtet Julia Keidel. Auch ein Aushang in den Schaufenstern der Geschäfte, die mitmachen, sei noch geplant.
Zunächst nur zwei Ausgabestellen
Ausgegeben werden die neuen Karten ab Donnerstag vorerst in der Einhorn-Apotheke und der Sparkasse. Fest eingeplant seien noch die Tourist-Information der Stadt, die Wohnungsbaugenossenschaft und die VR-Bank als Ausgabestelle. Und: „Jeder, der teilnimmt, kann auch Karten ausgeben“, hofft Keidel auf weitere Partner.
Die Handhabung sei denkbar einfach: Die zugehörige App oder eine Computer-Kasse könnten die Karte direkt auslesen. Deshalb hofft der VWS, dass sich – wie in anderen Städten bereits üblich – auch mehr gastronomische Betriebe beteiligen. Im Rahmen des Projekts habe der VWS jedenfalls bereits einige neue Mitglieder geworben. Als Anreiz für die Karte übernimmt der Verein bis Jahresende 2023 auch die Gebühr von drei Prozent des Guthabens.