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Einraffshof
Einraffshof: Galloways in der Rhön
Viele junge Menschen verlassen die Region. Einige aber bleiben, so wie Lucian Beck. Neben seinem Vollzeitjob als Entwicklungsingenieur hält er Galloways.
Galloways gelten als widerstandsfähig und äußerst schmackhaft. Die schottische Rinderrasse ist auch in der Rhön zuhause. Foto: Alexander Martin/www.chasinglight.de       -  Galloways gelten als widerstandsfähig und äußerst schmackhaft. Die schottische Rinderrasse ist auch in der Rhön zuhause. Foto: Alexander Martin/www.chasinglight.de
| Galloways gelten als widerstandsfähig und äußerst schmackhaft. Die schottische Rinderrasse ist auch in der Rhön zuhause. Foto: Alexander Martin/www.chasinglight.de
Ulrike Müller
 |  aktualisiert: 19.08.2022 06:55 Uhr
Es sind zwei Leidenschaften, die Lucian Beck miteinander verbindet. Eigene Rinder zu halten und die Begeisterung für ein richtig gutes Stück Fleisch. Eine Rinderbrust lässt er schon einmal 20 Stunden im Ofen. Neben der Garage hat die Familie einen Holzbackofen, wie er früher in jedem Dorf zu finden war, gebaut - eigentlich, um Brot zu backen nach dem Grundrezept der Urgroßmutter. Auch einen Smoker und einen Beefer, beides selbst zusammengeschweißt, hat er angeschafft. "Das ist mein Hobby", sagt Beck schlicht.

Der 28-Jährige stammt aus Einraffshof. Der Großvater, ein Landwirt aus Weißenbach, hatte Frankenrind. "Es war immer mein Traum, eigene Tiere zu halten", erzählt der junge Mann. Diesen Traum hat er sich erfüllt. Bei Geroda stehen sie, acht Galloways und ein geliehener Zuchtbulle. Beck steigt über den Elektrozaun, pfeift, und da kommen sie schon. Schwarz und etwas lockig. "Sie sind super feinfühlig. Die merken sofort, wie man selbst drauf ist", sagt Lucian Beck.


Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe geht zurück

Vor eineinhalb Jahren hat er die ersten vier Tiere angeschafft. "Da hat sich für mich der Kreis geschlossen", sagt er. Schließlich sei die Landwirtschaft ja "der Ursprung von vielem hier." Beck hat Maschinenbau in Schweinfurt studiert, arbeitet als Entwicklungsingenieur bei einem großen Industriebetrieb in Schweinfurt. Von Oktober 2014 bis August 2016 machte er nebenberuflich eine Ausbildung zum Landwirt. "Das muss alles nebenbei händelbar sein", sagt er. So schön die Tierhaltung auch sei, den zeitlichen Aufwand habe er doch etwas unterschätzt.

Etwa 1100 landwirtschaftliche Betriebe gibt es im Landkreis, von denen rund 165 im Vollerwerb geführt werden. Das sagt Georg Scheuring, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes, Geschäftsstelle Bad Kissingen-Bad Neustadt. Jedes Jahr gehe die Zahl der Bauern in der Region um ungefähr 1,2 Prozent zurück. "Das zählt sich zusammen", sagt Scheuring. Zwar gebe es immer wieder auch Neueinsteiger wie Lucian Beck. Viele aber scheuten davor zurück, die elterliche Landwirtschaft zu übernehmen. Der Aufwand sei selbst im Nebenerwerb sehr hoch.

Überprüft wird Becks Betrieb einmal im Jahr von einer Ökokontrollstelle. "Bürokratie ist in der Landwirtschaft auch nicht zu verachten", sagt Beck und weiß doch ganz genau, dass diese Arbeit in Zukunft eher noch zunehmen wird. Denn seine Rinder möchte er selbst vermarkten. Zum einen entsprächen sie nicht den Kriterien der Großschlachtereien - Galloways sind etwas kleiner als herkömmliche Rinderrassen. Zum anderen steht Beck hinter der Idee regionaler Vermarktung.


Da ist Ehrgeiz gefragt

Wenn es zur Betriebsstruktur passt, könne ein Landwirt durchaus auf Direktvermarktung setzen, sagt Scheuring vom Bauernverband. "Aber das ist kein Selbstläufer" und verlange viel organisatorisches Geschick. Zu den Prinzipien des Biosphärenreservats Rhön passe der Gedanke jedenfalls sehr gut. Seiner Erfahrung nach haben Landwirte dann Erfolg, wenn sie mit Ehrgeiz an ihrer Sache dran bleiben.

Lucian Beck fährt jeden Tag raus, überprüft den Elektrozaun und schaut, ob die Tiere noch genug Wasser haben. Wenn das Gras auf einer Weide aufgebraucht ist, müssen die Rinder zur nächsten Weide gebracht werden. Für den Winter macht er Heu oder Silage, die ganze Familie hilft dann zusammen. Überhaupt wäre ohne den Rückhalt der Familie das alles nicht denkbar, sagt Beck. Dass er regional und ohne Massentierhaltung sein Fleisch selbst produziert kann, ist am Ende auch ein großes Privileg. "Ich kenne noch ein paar andere, die wieder angefangen, sich kleinbäuerlich etwas aufzubauen", sagt er.


Wissenswertes rund ums Galloway:

Rasse Galloways sind etwas kleinere Rinder mit hauptsächlich schwarzem Fell. Die Tiere haben keine Hörner und ein ruhigeres Temperament als andere Rinderrassen. Sie sind besonders widerstandsfähig und genügsam.

Herkunft Ursprünglich stammen Galloways aus dem Südwesten Schottlands. Sie gelten als älteste Fleischrasse der Britischen Inseln. Erstmals wurden die Tiere im Jahr 1973 nach Deutschland importiert. Anfang der 1980ern entwickelte sich eine Trend, Galloways zu halten, der bis heute anhält.

Fleisch Das Fleisch von Galloways gilt als besonders schmackhaft, weil auch bei karger Ernährung die Nährstoffe gut eingelagert werden. Bekannt ist das Fleisch für sein intramuskuläres Fett, das reich an ungesättigten Fettsäuren ist und eine schöne Marmorierung aufweist.

Nutzung Neben der Fleischproduktion werden Galloways auch zur Pflege von Kulturlandschaften genutzt. Sie kommen auch auf kargen Wiesen zurecht und bleiben ganzjährig draußen.
Quelle: Bundesverband Deutscher Galloway-Züchter
 
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