Dass die Sonne nicht mehr so heiß brannte, empfanden nicht nur die Besucher als recht angenehm. Der Anteil der Camper nehme von Jahr zu Jahr zu, bestätigte Organisator Karl-Heinz Reuß. Erstmals haben heuer auch zahlreiche Huskyfreunde mitsamt ihren Hundemeuten ihr Lager dort aufgeschlagen. Etwas abseits vom Hauptgeschehen, damit die Vierbeiner durch den Trubel nicht zu sehr gestört werden.
"Wir zeigen, wie es im Westen der Vereinigten Staaten von Amerika wirklich zugeht", meinten die Aktiven vom Franken-Rodeo-Chapter, die in ihren Reihen mittlerweile nicht nur Franken, sondern auch Freunde aus der gesamten Republik zählen. Mit streng reglementierten Reiterkunststücken zeigten sie den perfekten Umgang mit ihren Westernpferden und dem Lasso.
Was wäre so ein Westernfest ohne Indianer, Trapper oder Schwarzpulverschützen? Was Körperbemalung, Bekleidung und Schmuck der so genannten Hobbyisten anbelangt, wurde die Phantasie der Zuschauer bei weitem übertroffen. Und wenn dann die Freizeitakteure auch noch einen improvisierten Indianertanz zeigen, der selbst Karl May beeindruckt hätte, ist der wohlverdiente Applaus fällig.
Authentisch ging es da bei den original mexikanischen Azteken zu. Sie zeigten ihre farbenprächtige Kultur mit symbolträchtigen Tänzen und viel bewundertem Federschmuck. Die Azteken tanzten im Rhythmus der Trommeln so lange, bis sie die Harmonie mit Mutter Erde erreicht hatten. Der Klang zahlreicher an den Fußgelenken befestigter Muscheln unterstützte bei jeder Bewegung die Rhythmik. Die Zuschauer waren begeistert von der anmutigen Exotik.
Unüberhörbar war der Kanonendonner von der Reenactment-Gruppe der Schützengesellschaft aus Gersfeld. Die Schwarzpulverfreunde in der Uniform der Company B aus der First Texas Infantry feuerten ihre Kanone viermal auf Befehl ihres Kommanding-Officers, Wolfgang Benndorff, ab. Sie ist ein Nachbau der Mountain-Haubitze aus dem Jahre 1841.
Urlaub im Wilden Westen
Wenn auch nicht scharf geschossen wurde, so kann es im Wilden Westen durchaus Tote geben. Was dann zu tun ist, zeigte der "Undertaker" als Bestatter mit seinem fahrbaren Sarg auf. Die Totenglocke voran, brachte er seine makabre Schau zu Morricones Filmmelodie "Spiel mir das Lied vom Tod" ins Festzelt.
"Wir verbringen hier einen Teil unseres Urlaubs", sagten die bundesweit angereisten Westernakteure. Zum großen Teil hatten sie schon ein oder zwei Wochen vor dem Weidefest ihr Lager am Forellenhof aufgeschlagen. Aber nicht nur die Aktiven, sondern auch die zunehmende Menge der Zaungäste nahmen das Fest zum Anlass, im Vorfeld einen Kurzurlaub einzuplanen. So zum Beispiel eine Gruppe junger Leute aus Würzburg, die das Areal rund um ihren Wohnwagen als Ranch ausgebaut hatten.
Was die Camper auch schätzten, das ist der kurze Weg zum Festzelt. "Da braucht man nicht mehr Auto fahren", sagten sie und feierten in fröhlicher Runde. Sie fühlten sich wie in einer Großfamilie und freuen sich jedes Jahr auf das Weidefest. Und wenn dann noch echte Westernmusik im Festzelt ertönt, ist die gute Stimmung gesichert. Die Musikgruppen Kentucky, Country Blend und Rocky Tops gaben ihr Bestes. Auch die Line-Couple-Dancer waren zufrieden.