"Über Silvester habe ich das Auto drei Tage genutzt, für eine Feier in Petersberg", sagt Alfred Podubrin. "Vorher hatte ich ein teures Auto mit hohem Benzinverbrauch." Im Oktober des Jahres 2014 hat er es abgeschafft, "es stand nur noch in der Garage." Seitdem macht der 72 Jahre alte Rentner beim Bad Kissinger "Car-Sharing" mit - und findet das Auto für alle eine "tolle Sache, so unkompliziert." Podubrin nutzt das Auto meist um Wein aus Ramsthal zu holen, oder für größere Einkäufe. "Es ist nicht viel teurer als der Bus - und viel praktischer", sagt er.

Wie es funktioniert

An zwei Standorten in Bad Kissingen stehen Fahrzeuge zur Verfügung, die ein registrierter Kunde jederzeit buchen und nutzen kann: Ein Ford "Ka " in der Theresienstraße gegenüber der Saale-Zeitung und ein "Fiesta" auf dem Parkplatz der Betreiberfirma Gaul & Klammt in der Winkelserstraße. Alle sechs Monate werden die Fahrzeuge ausgetauscht, sie sind also immer relativ neu.
Die Registrierung kostet einmalig 50 Euro. Danach erhält der Kunde eine Karte, mit der er die Wagen aufsperren kann. Im Handschuhfach sind der Schlüssel und eine Tankkarte untergebracht - das Benzin ist in der Verbrauchs-Pauschale von 19 Cent pro Kilometer enthalten. Die Stunden- und Tagespreise variieren je nach Modell und Uhrzeit (siehe Info). Nach der Mietzeit wird das Auto zu seinem Stellplatz zurück gefahren, der Schlüssel am Bordcomputer verwahrt und mittels der Karte abgeschlossen. Mit der Kundenkarte kann der Nutzer außerdem deutschlandweit an jedem Bahnhof das Car-Sharing Angebot von der Deutschen Bahn, "Flinkster", nutzen. "Es ist eine gute Alternative zum Taxi", meint Jürgen Gaul vom Fordhändler Gaul & Klammt, der das Car-Sharing in Bad Kissingen und Bad Neustadt betreibt. Die Nutzer seien bisher durchweg begeistert. Das meint auch die Service-Mitarbeiterin Franziska Matthä. Zu ihr kommen Neukunden, um die Karte abzuholen. Mehr Zeit und Mitarbeiter braucht das Unternehmen nicht, denn die Buchungen erfolgen über das Internet, das Smartphone oder eine Hotline.

In Bad Kissingen wenige Nutzer

In Bad Neustadt seien die Autos häufig in Gebrauch, in Bad Kissingen dagegen weniger: "Die Auslastung liegt derzeit bei etwa 20 Prozent", sagt Gaul. Zum Start des Car-Sharing in Bad Kissingen vor drei Jahren sind die Betreiber noch von 30 Prozent ausgegangen. Deshalb ist einer der anfangs drei Standorte inzwischen aufgelöst worden.
Hauptsächlich würden hier ältere Menschen das Angebot nutzen, um einzukaufen, teils würden die Autos aber auch für Wochenendausflüge genutzt. "Wir würden uns natürlich über mehr Auslastung freuen", sagt er. "Es muss einfach noch bekannter werden." In Bad Kissingen sei das Angebot schließlich auch für Kurgäste interessant.
Neue Konzepte brauchen häufig Zeit, sich zu etablieren. Das geht für diesen Fall auch aus der Studie "Umweltbewusstsein in Deutschland" hervor: Ein Viertel der Deutschen kann sich vorstellen, Car-Sharing in Anspruch zu nehmen. Allerdings haben es bisher erst vier Prozent genutzt. Profit mache der Autohändler mit dem Car-Sharing nicht. Aber Werbung: "Wir wollen, dass die Menschen bei Mobilität an Ford denken," sagt Jürgen Gaul.

Preise des Teilens

Registrierung: 49,90 Euro,

Stundenpreis: Je nach Uhrzeit und Modell zwischen 1,50 und 5 Euro (Ford "Ka" tagsüber 2,30 Euro).

Tagespreis: 40 Euro ("Ka") beziehungsweise 50 Euro ("Fiesta"). Jeder weitere Tage bei beiden Modellen kostet
30 Euro.

Verbrauchs-Pauschale:
19 Cent pro Kilometer.